8 - Hoffnungslos

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"Meinst du... dass das..."
Deans Puls schoss in die Höhe.
"Ich weiß nicht...",
Sam biss sich geistesabwesend auf die Lippe, "Villeicht?"
Dean strich sich über den rauen Dreitagebart, ließ seinen warmen Atem langsam ausströmen.
Castiel war fort, er war ...
er war menschlich, als er starb... ohne seine Gnade.
Dean wagte überhaupt nicht weiter zu denken, wagte es nicht, sich von einem Funken Hoffnung vereinnahmen zu lassen, der die Macht hatte, ihn in ein Feuer zu stürzen. Aber er konnte nicht anders. Was war wenn es ginge? Was war wenn Cas durch seine noch existierende Gnade zurück ins Leben gerufen werden konnte? Die Frage hallte 1000-fach in seinem Kopf. Doch wenn nicht, würde das für Dean das Ende sein.
"Wo ist er?" Entschlossen lag etwas in Deans Blick, es war ein dünner Schein von Hoffnung.
"Dean, du musst das nicht tun, ich ka..-"
"Sammy.", die Stimme des Älteren war bestimmerisch geworden, "Wo ist er?"
Sam seufzte, genau das war es, was er vermeiden wollte, seinen Bruder noch mehr ins Verderben zu stürzen, es gab keine Garantie, keinen Anschein dafür, dass ihr Plan aufgehen könnte.
Schwankend und holprig zog sich Dean an Sams Arm vom Bett auf, er konnte sich kaum auf den Beinen halten
"Vorichtig!"
"Sam, laber nicht rum, bring mich zu ihm."
Sam nickte gehorsam unter dem Befehl des Älterem, zögerlich führte er ihn durch den Gang,
Dean schwankend hinterher. Er war immernoch wie aus der Bahn geworfen, die Schmerzen schmälerten das Spektrum seiner Sinne und er musste sich unglaublich konzentrieren, zu verfolgen, wo Sam gerade hinlief. Die Wände wölbten sich ihm entgegen und erschienen ihm so instabil wie seine Beine, die jeden Moment einzubrechen drohten.
Sam machte vor der großen, dunklen, massiven Tür halt und legte die flache Hand auf, verfolgte die Abzweigungungen des Holzmusters.
"Dean, du musst das nicht tun..."
Seine Augen waren traurig, so unglaublich traurig.
"Doch Sammy, wenn ich etwas muss, dann das."
Als er die Türklinke sanft herunter drücken wollte schlug ihm das Herz bis zum Hals.
"Warte...", unterbrach ihn sein jüngerer Bruder, "hier..."
Er hielt ihm die kleine strahlende gläserne Flasche hin.
Zittrig nahm Dean sie entgegen murmelte etwas uverständliches und schloss sie in seiner Faust ein.
Die Tür knarzte, und stieß gegen die Wand.
Dean musste schlucken als er den ersten Schritt auf dem Parkett machte.
Da lag er.
Der Anblick ließ ihn erstarren.
Dean musste sich erinnern zu atmen, als ihn eine langsam wallende Welle an Betäubung einholte. Cas lag auf einem Bett, der Kopf zur Seite, seine Haut nahezu mit einem gräulichen Unterton.
Ein letzter Blick zu Sam. Dessen Nicken wog Dean in Sicherheit.
Er ließ sich auf einem Stuhl neben dem Bett nieder, strich seinem Geliebtem sanft über die Wange. Er spürte wie die Tränen zurückkehrten.
Bilder blitzten vor ihm auf.

Cas unterm Sternenhimmel.
Cas mit schief gelegtem Kopf.
Cas in seinen Armen.
Cas auf dem Beifahrersitz, wie er verträumt nach draußen sah.
Cas wie er ihm seine Gefühle stand.
Cas wie er bedroht wird.
Cas wie er leblos zu Boden fällt.
Wie er die Augen schließt, dem Wichester seinen letzten Blick widmet.

Dean hielt die Luft an.
Hilfesuchend sah er auf seine Hände, das Glühen Castiels' Gnade hypnotisierte ihn.
Er legte die Öffnung des Fläschchens näher an Cas' Mund.
Totenstille erfüllte den Raum als Dean die kleine Kappe herunterschnallen lässt.
Das Blaue Licht sickert erst auf den Boden, des Gefäß' und dann wie verflüssigt, wie in einen dünnen Faden verwebt, schießt das Licht empor, strömt mit einem Zischen durch Cas' Lippen.
Sein Körper erbebt, leuchtet, sein Brustkorb schnellt in die Höhe.
Seine Haut wird rosiger, der ganze Raum ist plötzlich in goldene Farbe getunkt.
Wie verzaubert folgt Dean den Wegen der Strahlen, die sich wie Regen auf Castiels Körper legen.
Seine Haut bekommt wieder Farbe, die Wunden an Hals und Oberkörper schließen sich, das Haar bekommt seinen Glanz wieder.
Wie von einer auf die andre Sekunde, verglühen die Lichtschwaden über ihnen und Castiels Körper wird wieder gänzlich zurück in die Matratze gedrückt.
Sam traut sich kein Wort zu sagen.
"Cas... ?"
Deans warme Finger legen sich hofnungsvoll um die des Engels.
Seine Haut war noch immer kalt.
Der Körper bleibt eingefrohren.
"CAS!!!"
Sein Blick verschwimmt, die Tränen bilden eine Barriere für die Realität.
"CAS!!!!!!"
Hilflos schreit der Jäger den leblosen Körper an, doch keine Reaktion.
"Dean, es tut mir so lei-"
"NEIN! VERDAMMT NOCHMAL NEIN!!!"
Wie in Trance stolperte Dean aus dem Raum.
Nein, nein, nein, nein.
Es hatte nicht funktioniert.
Aber was sollte das, das war doch ein Zeichen oder?!
Er schlug mit aller ihm noch bleibender Kraft seine Zimnertür hinter ihm ins Schloss.
Nein..
Mit einem unkintrolliertem Handngriff wurde sein Nachttisch abgeräumt, die Gläser der Bilderrahmen zerfielen in 100000 Scherben.
Verzweifelt schlug Dean mit der Faust auf den Spiegel auf der Kommode ein, der ohne Widerstand zersprang.
In mitten seines verwüsteten Zimmers, fand er sich mit einer blutenden Faust wieder und hob den Kopf in den Spiegel.
Seine grünen Augen stachen ihm entgegen.
Er wollte nur eins: Dem inneren Schmerz Ausdruck verleihe, ihn in Körperlichen unwandeln.
Langsam bückte er sich und grub aus den Glasscherben das schwarz-weiße Bild von ihm und Cas.
"Verdammt, Cas..."

Destiel - Second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt