5 - Gefühle

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"Für mich?!",
Ein abschätziges Lachen krönt Deans Fassungslosigkeit, "Das ist doch nicht dein Ernst? Was glaubst du, tust du damit für mich?
Cas, warst du es nicht, der mir sagte ich könne mich dir öffnen?"
"Dean, ich...-"
"Nein.",er verwandelte seine Trauer, seine Verletzung in Wut, er hätte seine Gefühle nicht zulassen dürfen, "Ich hab es verstanden, anscheinend bedeutest du mir einfach mehr als ich dir."
Verzweifelt schüttelt der Engel den Kopf, immer wieder setzt er an, doch die Gedanken wollen sich einfach nicht in Worten wiedergeben lassen.
Wie sollte es Dean auch verstehen?
Der Jäger konnte es einfach nicht glauben, er hätte trotz seines Verschwindens im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, dem Engel, ohne überhaupt eine Erklärung zu verlangen oder auch nur nachzufragen, verziehen. Doch seine Worte waren wie Messerstiche, die sich Satz für Satz gnadenlos tiefer in sein Gehirn bohrten. Es ist alles so unwirklich. Nie war er gut genug, noch nie in seinem Leben, konnte er wirklich davon sprechen gut genug zu sein. Und was am schmerzhaftesten war, in diesem Moment, für diesen Engel, bedeutete es ihm die Welt, ihm genauso viel geben zu können, wie er ihm gab,
da er ihm die Welt bedeutete.
"Ich habe mein Empfinden in Frage gestellt."
Der Engel richtete sich auf, reduzierte seine Körpersprache, will beherrscht bleiben, kontrolliert.
"Empfinden? Was soll das heißen?!"
Der Winchester wirkt wie betäubt.
"Ich habe begonnen Emotionen auszudrücken. Ich spüren Dinge, die ich in meiner Situation nicht spüren sollte. Emotionen, Gefühle. Dinge für die es einen Grund gibt warum Engel dazu eigentlich nicht fähig sind."
, seine Stimme klingt heiser, dünn, er muss Tränen zurück halten, "Gefährliche Verlockungen.
Dean... ich bin immernoch ein Soldat, ein Krieger, mich verfolgt der Krieg, Schwäche zeigen bedeutet den Tod und das nicht nur für mich. Du hast selbst gesagt, die Hölle will mich tot sehen und...
Ich besitze schon lange nicht mehr die Kraft, mich von dir emotinal zu distanzieren ,wenn du in meiner Nähe bist,
das geht nicht."
Mit den letzten drei Worten bricht seine Stimme, bricht in 1000 Teile.
Deans Augen weiten, füllen sich mit Flüssigkeit, aber er musste jetzt stark sein.
Er wollte ihn bloss beschützen?
"Aber Cas, nach dem was wir alles zusammen gemeistert haben?", der Jäger löst sich aus seiner Starre, "Ich werd dich das nicht alleine machen lassen, seit du weg warst, habe ich nicht aufgehört dich zu suchen."
"Du verstehst das nicht..."
Der Blick des Engels senkt sich erneut. Flüchtig, betrübt.
"Dann erklär es mir, verdammt nochmal!!!"
Doch der Blick der sich aus Castiel jetzt erhebt, scheint nicht mehr von Zögern eingenommen, er ist eher verklärt, einwenig wütend und vorallem, irgendwie hilflos.
"Ich bin gefallen, in jeder Hinsicht, in jeder miserablen Hinsicht..."
Seine Stimme ist ein ein lautes Kratzen und er selbst nur noch ein verzweifeltes Häufchen Elend. Durch seine Tränen kommen ihm die Wörter nur noch zitternd über die Lippen.
"Und vorallem, Dean, bin ich dir verfallen.",
der Jäger hätte in diesem Moment mit allem gerechnet, aber nicht damit,
"Du bist meine Schwäche und
ich hätte nie gedacht, dass man eine Schwäche lieben kann.
Aber genau das suchen sie, meine Schwäche. Und ich würde es mir niemals verzeihen, wenn dir etwas geschieht."
Dean war völlig schleierhaft wie seine Beine es bewerkstelligten ihn immernoch zu tragen, wenn Dean Winchester selbst die Tränen nicht mehr halten konnte.
Waren es Freudentränen? Tränen, des Glücks, über die Gefühle die der Engel ihm gegenüber hegte? Oder jene, die die Ausweglosigkeit erkannten, die leider verstanden haben was er ihm eigentlich sagen wollte.
Egal wie sehr der Jäger es auch versuchte, er brachte keine Silbe über die Lippen, keine Einzige. Stattdessen, trat er ohne eine Sekunde des Zögerns an Castiel heran.
Ohne eine Reaktion abzuwarten, umfasste er sein Gesicht mit beiden Händen, schmiegte seine Lippen an, die seines Geliebten.
Dieser Kuss war der Ausdruck purer Verzweiflung, der reinen Angst, vor dem was kommt.
Sie legten sich in die Bewegung, als wär es das letzte was sie täten, als wären die Lippen des Anderen die Luft zum Atmen, ohne die sie in diesem Augenblick zu Grunde gehen würden.
Dieser Kuss schrie nach der Abhängigkeit von dem Anderen, aber er flüsterte Aufwiedersehen.
Schwer um Luft ringend löste sich Dean, die Augen immernoch geschlossen, die Lippen trotzdem nur wenige Millimeter von ihrem Gegenpart entfernt.
Eine Träne benetzt seine Wange.
"Wieso bist du überhaupt wieder gekommen...?"

Stille

"Dean, du.... warst in Gefahr... und... ich werde dich beschützen...",
hauchte der Engel sanft,
"... ich bin dein Schutzengel, weißt du nicht mehr?"

Destiel - Second ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt