Die darauf folgenden Tage waren schwerer als erwartet. Shaes Körper, der sich anfangs noch wie neu angefühlt hatte, pulsierte nur noch so vor Schmerzen. Das lag womöglich auch daran, dass sie sich die vergangen Tage wenig geschonte, wie es ihr der Doc geraten hatte. Es war wichtig die verpassten Tage nachzuholen.
Leider half das Training und die Schmerzen nur wenig gegen die Erinnerungen, die sie im Schlaf und auch ab und zu Tagsüber verfolgten. Nach der letzten Woche, hielt sie es nicht mehr aus, bei jedem Besuch beim Doc schwiegen sie sich an oder redeten nur das Nötigste, da er so rücksichtsvoll zu sein schien und auf Shae wartete, darauf wartete, dass sie sich ihm öffnete. Leider war das nicht so leicht, aber es weiter in sich reinzufressen war nun auch nicht mehr die Lösung.
Somit befand sie sich auf dem Weg zum Krankenflügel und zur nächsten Kontrolle.
"Hallo Doc.", begrüßte sie ihn.
"Hallo Shadow, du siehst heute noch schlechter aus als das letzte Mal.", meinte er bedauernd und deutete auf die Liege, damit er sie untersuchen konnte.
Shae wusste dies und es bestätigt zu bekommen, war noch schlimmer. Als Xerox sollte sie stark und mutig und stolz sein, aber dies alles war sie zurzeit gar nicht. Sie war nicht stark genug, um ihrer Angst ins Auge zu blicken, sie war nicht mutig genug die Wahrheit zu sagen und sie konnte nicht stolz sein, wenn sie sich fühlte wie Unterwasser.
Der Doc machte seine üblichen Tests, ehe er inne hielt, als Shadow das Wort ergriff.
"Ich habe mich dazu entschlossen...", kurz zögerte sie und rang mit sich selbst. War es denn das schlaueste ihm ihr innerstes zu präsentieren? Sich angreifbar zu machen? Ja, war es. Lieber ein Mal angreifbar, als länger. "Ich habe mich dazu entschlossen dir zu erzählen was vor 3 Jahren geschehen ist." Gespannt wartete sie auf seine Reaktion, doch die kam nicht. Er ging einfach davon, kam mit einem Stuhl wieder und schaute sie erst dann überrascht an. "Ich hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, aber dann erzähl mal."
Tief atmete sie erst Mal ein und wieder aus, jetzt gab es kein Zurück mehr.
"Ok, also es war vor 3 Jahren am Tag der Bestimmung, als für alle die Initiationen begannen. Meine Mutter schleppte mich jedes Jahr aufs neue mit, doch dieses Jahr war es etwas besonderes für mich. Denn mein bester Freund würde wählen müssen. Er war mein engster Vertrauter und...meine heimliche Liebe.", lächelte sie verträumt und auch der Doc musste lächeln. "Wir waren immer unzertrennlich, hatten uns mit älteren und mit allen angelegt, die uns blöd kamen. Wir brachten uns gegenseitig das Kämpfen bei und machten uns mit unserer Aufsässigkeit natürlich auch Feinde. Ich brachte es nicht übers Herz ihm von meinen Gefühlen zu erzählen, aus Angst vor seiner Reaktion und auch aus Angst ihn damit in seiner Entscheidung zu beeinflussen. Er wählte die Xerox. Ab dem Moment, als ich sein Blut auf die Kohlen tropfen sah, fühlte ich mich das erste Mal allein. Ich hatte ihm dennoch zugelächelt, um ihm zu zeigen, dass ich ihn unterstützte, aber dennoch war ich ab dem Moment angreifbar und ich war nicht die einzige die das wusste. Natürlich hatte meine Mum ihre Pläne mit uns beiden, einen Vertrag, den er sobald er sein 18. Lebensjahr erreichte unterzeichnen sollte. Nach der Zeremonie, habe ich mich zurück gezogen an den Fluss, an dem ich mit meinem Freund immer gewesen war, bis die Sonne unterging. Auf dem Weg nach Hause wurde ich von 3 Typen, die wir mal davon abgehalten hatten, kleine Kinder fertig zu machen und zu beklauen, in eine verlassene Ruine gezerrt. Ich...", sie stockte. Der Kloß in ihrem Hals schien ihr die Luft abzuschnüren und ihre Augen drohten sich mit Tränen zu füllen. "Ich...", setzte sie erneut an, doch versagte kläglich.
Sanft nahm der Doc ihre Hand und streichelte sie sanft, während er ihr forschend in die Augen sah. "Ich schaffe das.", nickte Shae festentschlossen und fuhr fort. "Sie hatten mich so fest gepackt, dass ich mich durch Schlagen und Treten und Herumbinden leider nicht aus ihren Griffen lösen konnte. Der erste Schlag traf mich und ich verlor für kurze Zeit das Bewusstsein, als ich wieder zu mir kam, weiß ich noch, dass sie mir die restlich Kleidung vom Leib rissen und sich ihrer Hosen entledigten. Damals hatte ich höllische Angst, ich wusste nicht was sie mit mir gemacht hatten, während ich bewusstlos war oder was sie mit mir vor hatten. Ich war da noch verdammte unschuldige 13 Jahre alt. 2 von ihnen hielten mich fest, während der andere mich nahm, mir meine Unschuld nahm. Wenn ich mich wehrte, schlugen sie mich, wenn ich versuchte ihnen Weh zu tun, taten sie mir Weh, in dem sie mich mit Messern schnitten oder nach mir traten. Sie hatten ihren Spaß an meinem Leid, alle 3. Mein Widerstand war dann auch schon recht bald verschwunden. Ich wurde damals von ihnen gebrochen. Meine einzige Hoffnung war, dass es bald enden würde mit meinem Tod oder indem sie ihre Lust an mir verloren. Ich klammerte mich an meinen Anker, Eric. Von dem ich hoffte ihn so schnell wie möglich wieder zu sehen. Letztendlich ließen sie mich liegen, blutend und verdreckt. Ich ekelte mich vor mir selbst, vor meiner Schwäche und meiner Unfähigkeit nichts gegen sie unternehmen zu können. Es war mir unangenehm, dass mir so etwas geschehen war und ich hatte das Gefühl den Schmerz verdient zu haben. Am Morgen danach, war das letzte Mal, dass ich weinte und erst spät kehrte ich auch wieder Heim. Meine Mutter hatte mich fertig gemacht, wie ich es wagen konnte, als Kind, dass bei den Ken immer in der Öffentlichkeit stand, weg zu bleiben. Diese Nacht behielt ich seid sie passiert war für mich. Ich wollte damit selbst klar kommen. Besonders, da diese Nacht dazu führen kann, dass mein Freund, den Vertrag, der die Allianz zwischen Ferox und Ken festigen soll, annulliert. Denn Teil des Vertrages war meine Unschuld. "
Sie war im Laufe ihrer Erzählung völlig unbeteiligt geworden und auch nachdem sie geendet hatte, war sie neutral und wartete auf den Doc, der das alles zu verarbeiten hatte.
"Wer warst du vor den Ferox?", fragte er leise.
"Damals hieß ich noch Sherry Matthews, meine Mutter ist Jeanine Matthews."
Er nickte kurz. "Du hast in deiner Erzählung einen Eric erwähnt, meinst du damit..."
Sie nickte. "Ja der Eric, der zu meiner Überraschung nun hier Anführer ist und einer meiner Ausbilder."
Wieder nickte er. "Das heißt du liebst ihn immer noch und weißt nicht, wie du nach dem erlebten ihm als du selbst gegenübertreten sollst. Richtig?"
"Ja. Aber woher weißt du, dass er es noch nicht weiß?"
"Weil er mir erzählt hat, dass seine Kindheitsfreundin nicht unter den Initianden ist."
"Sie werden ihm doch nicht...", setzte sie an, doch der Doc beruhigte sie. "Nein ich werde ihm nichts sagen. Schon vergessen ärztliche Schweigepflicht." Sie lächelte ihn dankend an. Endlich war es raus ihr Geheimnis und sie fühlte sich besser, als sie es gedacht hätte, wenn sie sich noch einmal zurück erinnern musste.
"Aber eines gibt mir noch Rätsel auf, was hat der Vertrag mit dir, Erick, Jeanine und unseren Fraktionen auf sich?"
"Der Vertrag besagt, sollte ich die Initiation bestehen werde ich ihn heiraten. Doch sollte ich nicht mehr Jungfräulich sein oder sollte ich Eric in irgendeiner Weise einen Grund geben, dass er mich hasst, jagen muss oder einfach nicht mehr hübsch bin, kann er den Vertrag als nichtig erklären. Ich weiß ziemlich schwammig, dafür, dass meiner Mum der Friede so wichtig ist, aber es geht nichts mehr zu ändern. Ich würde aber auch gerne wissen, was für ein Mensch er geworden ist, bevor ich diesem Vertrag ebenfalls nachkomme."
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Sehr viele Informationen auf ein Mal, ich weiß, aber ich hoffe es kann nun einfach interessanter weiter gehen.
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Ängste?(Eric FF)
Hayran KurguSherry (Spitzname Sher) oder wie sie nach ihrem Fraktionswechsel bei den Ferox heißt Shadow(Spitzname Shae), versucht herauszufinden, was mit ihrem Kindheitsfreund und ihrer großen Liebe passiert ist. Ist er überhaupt noch der Junge von damals? 3 Ja...