Kapitel Drei ─ ,,Keine Zeit für deinen Sarkasmus, Tantchen"

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LINNEA │ Die Fahrt zum Flughafen hatten wir überlebt und auch das Check-In meistern wir mit Bravur. Bei der Durchsuchung kam es leicht zu Komplikationen, was ich durch Lou's Hilfe dennoch überlebt hatte. Nun saßen wir auf billigen Sitzen und warteten nur darauf, dass unser Flug nach Kolumbien aufgerufen wurde. Lux hatte es sich ganz bequem gemacht, mit ihrer Decke von der "Monster AG" und ihrem Nackenkissen. Lou saß links neben ihr und hatte ihre Augen geschlossen und trug dazu noch eine Sonnenbrille. Sollte ich ihr vielleicht erklären, dass die Sonne hier niemals scheinen würde? Ich saß rechts von Lux und beobachtete Lou dabei, wie sie ruhig ein und ausatmete. Sie konnte mich nicht für dumm verkaufen! Bei einem "Ich ruhe meine Augen kurz aus" blieb es nie. Aber, sie durfte es sich erlauben. Wenn sie schon nicht auf der Autofahrt geschlafen hatte, durfte sie es nun hier. Fair ist fair.

,,Möchtest du mich weiterhin beobachten oder mir auch was sagen, was dir zurzeit im Hirn herumschwirrt?", erwischte mich Lou beim Starren und setzte sich wieder aufrecht auf. ,,Ich hab mich nur gefragt, warum du eine Sonnenbrille aufhast? Wir sind im Flughafen. Dort, wo die Sonne nicht zu fünfzig Prozent scheinen wird. Hast du überhaupt auf die Uhr geschaut? Wir haben gerade einmal zwei Uhr am Morgen.", sprach ich meine Gedanken frei aus und grinste leicht, als sie ihre Sonnenbrille abnahm. ,,Augenringe, Linn. Diese Augenringe müssen verdeckt bleiben und da Lux und ich überallhin verfolgt werden, möchte ich nichts riskieren. Niemand steht auf Louise Teasdale mit Augenringe.", erklärte sie mir und setzte ihre Sonnenbrille wieder auf.

Da hatte sie nicht gerade unrecht. Sie mit Augenringe— meine Nackenhaare freuten sich schon tierisch über diesen Gedanken!

,,Wann fliegen wir endlich los?" ,,Dann, wenn unserer Flug aufgerufen wird." -,, Geht es ein bisschen genauer, Lou? Ich stehe lieber auf genauere Angaben, statt auf grobe Angaben.", sagte ich leicht hochnäsig und brachte sie zum schmunzeln. ,,Fräulein Hochnäsig, wir fliegen los, wenn unser Flug aufgerufen wird. Was bestimmt in etwa zehn Minuten sein wird.", verbesserte sie sich und sprach das Ganze mit einem Hauch von Sarkasmus in der Stimme aus. ,,Keine Zeit für deinen Sarkasmus, Tantchen.", erwiderte ich daraufhin und lehnte mich zurück.

Die Vorfreude in mir versuchte mein Gesicht zu erreichen und wollte dann Lou unbedingt zeigen, dass ich es kaum noch abwarten konnte. Mein erster Flug, an den ich mich noch in zwanzig Jahren erinnern werde, ging nach Kolumbien. Nicht gerade mein Favorit, aber immerhin außerhalb von Großbritannien. ,,Du freust dich, oder?" ,,Was?", fragte ich leicht erschrocken nach und sah dann auch wieder zu Lou, die mich anlächelte. ,,Deine Vorfreude hat dein Gesicht erreicht. Das heißt, du kannst es kaum noch abwarten.", schlussfolgerte sie und kannte mich perfekt. Sonst konnte ich meine Gefühle blendend verstecken! ,,Stell mir keine blöden Fragen, wenn du die Antwort doch eh schon weißt.", murmelte ich leicht hörbar und nickte mit dem Kopf. ,,Ich wollte einmal meine Nichte ärgern.", rechtfertigte sie sich und lachte.

Immerhin fühlte sie sich nun bestens gelaunt. Keinen angepissten Gesichtsausdruck, alles ist in Ordnung. Dann wurde auch schon unser Flug aufgerufen, was mich in der Sekunde nur noch mehr glücklicher machte. Lux wachte leicht benommen auf und da ich keine schlechte Cousine bin, nahm ich sie auf dem Arm und lief hinter Lou her. ,,Freust du dich?", fragte nun Lux mich und spielte mit einer blonden Strähne. ,,Ja, total.", antwortete ich ihr ehrlich. ,,Muss ich dich fragen, ob du dich freust?". Sie kicherte kurz und schüttelte mit dem Kopf. Gut, sie hätte ich nicht gefragt.

Beim abfliegen stellte sich dann fest, dass Lux dem Druck in ihren Ohren nicht standhalten konnte und nun solange weinte bis ich sie vollständig ablenken konnte und ihr irgendwelche Geschichten erzählten, die sie wieder zum Lachen bringen konnten. Hinterher bot ich ihr noch an, auf meinem Laptop ein Film zu schauen, den ich mir extra in der Videothek ausgeliehen hatte. Sowas war wie mit Drogen dealen. Aber nur, mit paar Druckmitteln. Ich bekam die Videos, im Gegenzug verriet ich der Polizei nicht, dass ein aktiver Dealer in einer Videothek arbeitete. Zwei Kinderfilme für Lux und zwei Filme für mich. Der Dealer bekam seinen Stoff erst, wenn ich von meiner dreimonatigen Reise zurückkomme.

,,Hast du Monster AG?", fragte sie mich. ,,Hast du den Film nicht schon fünfmal geschaut? Ich hab jetzt nur 'Ralph Reicht's' und 'Toy Story Zwei' dabei.", antwortete ich ihr und zeigte ihr die Hüllen. Schmollend verschränkte sie ihre Arme und zeigte mir deutlich, dass sie keines der Filme schauen wollte. Seufzend öffnete ich meine Datei und klicke den Film an, den ich mir vorsichtshalber gekauft hatte. Lux konnte ziemlich unausstehlich sein, wenn Dinge nicht nach ihr laufen.. Sie erinnert mich total an..mich. ,,Was für ein Glück du doch nur hast.", sagte ich leise zu ihr und konnte sie tatsächlich aus dem Flugzeug schubsen, für ihr tückisches Lächeln. ,,Du verwöhnst deine Tochter zu sehr, Louise." ,,Das hab ich auch zu deiner Mum gesagt, als wir über dich geredet haben.", konterte sie zurück.

Konnte sie einmal aufhören mich zu zerstören, wenn ich sie versuchte zu zerstören?

British Rogue *Forever on Hold* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt