Kapitel Vier ─ ,,Was passiert ist, ist passiert."

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LINNEA Meine Zeit hatte ich mit schlafen, futtern und wieder schlafen verschwendet. Nach dem Film, den ich extra für Lux eingespielt hatte, schlief sie direkt ein und ließ mich in Ruhe. Lou hatte uns schon sehr lange verlassen, da sie nicht mehr gegen ihre Müdigkeit ankämpfen konnte. In Kolumbien kamen wir am späten Abend an, was mich innerlich total verwirrte. Ich wusste schon, dass es verschiedene Zeitzonen gab, aber ich musste mich noch damit anfreunden. Mein erstes Mal, dass ich in die Vergangenheit gereist bin.. ,,Wunderschöne Luft hier.", kommentierte ich das herrliche Wetter am Abend und lächelte schwach. ,,Was für ein Pech. Ich kann überhaupt gar kein kolumbianisch.", ärgerte ich mich darüber und nahm Lux an die Hand. ,,Was für ein Fach hast du geschwänzt, um nicht zu wissen, das in Kolumbien spanisch gesprochen wird?", fragte Lou lachend.

Leicht beleidigt schaute ich sie an und lachte auf. ,,Pff. Natürlich wusste ich, das hier spanisch gesprochen wird.", redete ich mich heraus. ,,Jedenfalls, gefällt es mir schon hier." ,,Du kannst deine Hüften bewegen und sie so begrüßen. Macht Shakira auch.", scherzte sie herum. ,,Hör auf, mich auf den Arm zu nehmen!" ,,Ich dich? Dafür bist du mir zu schwer.", feuerte sie los. Ich konnte es mir schon bildlich vorstellen. Eine Gruppe voller schwanzgesteuerten Typen, die eine Person total zerstört haben und sich lautstark feierten.. So fühlte sich gerade Tante Louise und ich bin echt nicht stolz darüber, dass ich massiv absteige.

,,Guter Schuss, Tante. Nach einem langen Schlaf im Hotel, werde ich wieder die Alte sein und um mich herum feuern.", lobte ich sie und nahm verwirrt ihre Sonnenbrille entgegen. ,,Die Sonne scheint nicht?" ,,Ist auch nicht für die Sonne gedacht. Es gibt gleich was schlechteres, als eine helle Sonne.", sagte sie und zog aus ihrer Handtasche eine nagelneue Brille heraus. ,,Paparazzos.", half Lux mir auf die Sprünge. Ohne ein Wort darüber zu verlieren, setzte ich die Sonnenbrille auf und schnürte die Schnüre von meinem Kapuzenpulli zu— Nun sah ich so aus, als wolle ich eine Bank ausrauben und wäre dabei nach zwei Sekunden erwischt worden. Mit Vans Slipper, meinem Pulli aus Pull&Bear und meine Jogginghose, die ich nicht wirklich zum Joggen nutzte.

Woher die Motivation, wenn ich super heißen Typen beim Joggen zuschauen konnte? ,,Nennt mich nicht mehr Linnea Luana, sondern Luana Linnea.", sprach ich zu Lux, die nur kicherte und tat es mir nach. ,,Nenn mich Xul!" ,,Nein, so nenn' ich euch beide nicht.", kommentierte Lou und lief zum Ausgang. ,,Dann nennen wir uns so."

Den Ausgang fanden wir dann auch schon sehr schnell und ich konnte von Glück sprechen, dass ich mein Gepäck schon schnell fand. Mit Lou und Lu..Verzeihung, ich meinte natürlich Xul, teilte ich das Glück und begaben uns mit einem Mann, der sich wenigstens als "Scott" vorstellte. Leibwächter von Louise Teasdale und Lux Aktin. ,,Ich bin Linnea. Reicht total, wenn Sie mich Linn nennen.", stellte ich mich vorbildlich vor und streckte ihm meine Hand entgegen. ,,Nett. Es würde mir reichen, wenn wir bei Du bleiben.", erwiderte er und nahm lächelnd meine Hand an.

Mit einem Leibwächter an meiner Seite konnte ich prächtig leben. Der konnte dann für mich die Leute aus dem Weg räumen, die ich persönlich hasste. ,,Willkommen in Kolumbien. Gleich beginnt der wahre Spaß!", sagte er und wies mich auf die lauten Stimme der Menge, die ich schon bis hierhin hören konnten. ,,Hast du deshalb dein Gesicht kaschiert?" ,,Ich möchte Lou's Überraschung nicht ruinieren.", beantwortete ich seine Frage und lief brav neben ihm her. Den Griff um Lux's Hand verstärkte ich etwas. ,,Oh, wow. Linn achtet einmal auf ihre Mitmenschen. Ich dachte, ich erlebe das erst zu deinem einundzwanzigsten Geburtstag.", sagte Lou trocken. ,, Du redest so von mir, als wär' ich echt gemein." ,,Was? Bist du nicht?" Wir hätten es alle verstanden.. Louise Teasdale feuerte die Schüsse ab und traf auch noch.

,,Wenn ich einen besseren Tag gefunden habe, bekommst du alles zurück.", warnte ich sie schon einmal und musste schon fast schreien, da meine Stimme schon unter dem Geschrei der pubertierenden Menschen verloren ging. Als Zeichen, dass sie mich perfekt verstanden hatte, grinste Lou mich einfach nur breit an und kämpfte sich mit Scott durch die Masse. Auch Lux schlug sich total tapfer durch und begrüßte einige, die wie wild nach ihrem Namen riefen— Und, ich? Keiner kannte mich, also entspannte es mich ein bisschen. Neben Lux und Lou sah ich aus, wie ein Möchtegern Verbrecher.

Erschöpft ließ ich mich auf die Rückbank fallen und fuhr mir übers Gesicht. ,,Schon müde?" ,,Immer noch müde.", betonte ich es stark und sah zu Lux, die aus dem getönten Fenster starrte und der Menge zu winkt. Lux unser kleiner Popstar! ,,Daran gewöhnst du dich in den nächsten Monaten.", lachte sie und schnallte sich an. ,,Alles klar.", sagte ich nur und setzte die Kapuze ab. ,,Wie lang fahren wir eigentlich noch?" ,,Wir sind noch nicht einmal losgefahren?" ,,Ist mir klar. Ich erkundige mich schon einmal. Ich möchte einschätzen, wie lang ich schlafen kann.", erklärte ich ihr und schnallte mich ebenfalls an. ,,Eineinhalb Stunden oder mehr, würd' ich jetzt sagen.", mischte sich nun Scott ein. ,,Genug Zeit, um ein Nickerchen zu machen." Ich mag Scott. Konnte Lou nicht Scott sein?

Natürlich machte ich ein Nickerchen, wenn ich schon die Möglichkeit dazu hatte. Lux, die einen festen Schlag draufhatte, weckte mich und rief erfreut, dass wir endlich angekommen sind. Verschlafen zog ich meine Kapuze wieder in mein Gesicht und schnürte die Schnüre zu. Die Sonnenbrille hatte ich auch noch beim schlafen angehabt. ,,Wenn das Hotel von innen auch so klasse aussieht, dann könnte ich hier für immer bleiben.", sprach ich meine Gedanken auf und öffnete die Tür. Sofort schoss mir das laute Geschrei ins Ohr und ich überlegte, ob ich beim nächsten öffentlichen Auftritt einfach Ohrenschützer aufsetzen sollte.  

Mit Scott's Hilfe schafften wir es unversehrt ins Hotel und und umarmte schon fast den Boden, als ich mich nicht mehr eingeengt fühlte. ,,Du stehst nicht gerade auf Körperkontakt.", bemerkte Scott meine leichte Phobie gegenüber Menschen— Kontakt mit fremden Körpern. ,,Körperkontakt mit fremden Menschen.", korrigierte Lou Scott und lächelte mich an. ,,Ich erinnere mich noch, als du bei deiner ersten Schulaufführung.." ,,Was passiert ist, ist nun einmal passiert.", unterbrach ich sie sofort. Was passiert ist, ist passiert!

British Rogue *Forever on Hold* Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt