3.

3.5K 199 11
                                    

Seufzend starrte ich meinen leeren Koffer an.

Drei Tage!

Drei verfluchte Tage würde ich mit Constantin auf dieser Geschäftsreise sein.

Drei!

Ich meld mich einfach krank!

Ja, das klingt gut.

Ach nein, das konnte ich meinem Chef auch nicht antun, er hatte sich sicher etwas dabei gedacht, warum er nun mich, anstatt dieses anderen komischen Heini mitschickte.

Würde ich krank machen, war es das mit meiner Übernahme, nach der Ausbildung, dann wäre der Chef sicher so enttäuscht und hätte jegliches Vertrauen in mir verloren. Das durfte ich auch nicht zulassen.

Genervt schnauben warf ich also die erstbesten Boxer in meinem Koffer und suchte dann den Rest zusammen.

„Schatz?" meine Mutter sah in mein Zimmer und musterte mich besorgt.

„Was denn?" kam etwas zu gereizt über meine Lippen.

„Musst du wirklich fahren?" fragte sie mich „Ohne doch wird das Haus sehr leer sein!"

Vor einem Jahr war meine ältere Schwester mit ihrem Freund zusammengezogen, nun wohnten nur noch Mum und ich hier. Von meinem Vater hatte sie sich scheiden lassen, oder eher anders herum, er sich von ihr, weil sie doch sehr klammerte.

Ich konnte es verstehen.

Ich war nun 21 Jahre alt und noch immer wollte sie genau wissen, wo ich war.

Ätzend!

Und nun auf der Geschäftsreise, war es sehr schwer für sie, mich zu kontrollieren. Vermutlich würde sie mich Minimum 5 mal am Tag anrufen.

„Wenn ich meinen Job behalten will, schon!" meinte ich und packte weiter.

„Von mir aus, kannst du gerne kündigen!" meinte sie. „Mein Gehalt reicht für uns beide!"

„Mum, ist ja lieb gemeint, aber ich muss auch selbständig werden!" maulte ich herum.

Seit mein Dad sie alleine gelassen hatte, benahm sie sich schon so. Es war kaum auszuhalten.

Vielleicht tat mir so ein bisschen Urlaub von ihr, doch ganz gut.

„Naja, zum Glück verreist du mit einem Mann, der kann dich mir nicht wegnehmen!" damit presste sie mir einen Kuss auf die Wange und verschwand wieder.

Nein, ich hatte meiner Mutter noch nicht gesagt, das ich Schwul war. Ich mag mir auch nicht vorstellen, wie sie dann reagieren würde.

Bestimmt würde es peinlich werden.

Jedenfalls konnte ich ihr so meine ganzen Ex, als normale Kumpel verkaufen, ohne das sie Hintergedanken bekam und mich vor ihnen lächerlich machte.

„Hach..." seufzte ich. Ich hätte schon gerne mal wieder einen Freund.

Jedoch konnte ich mir vielleicht in der anderen Stadt einen süßen Kerl suchen, der mir bei meinem Druckproblem behilflich ist.

Und ein bisschen Ablenkung von Constantin würde mir sicherlich auch ganz gut tun.

Unverhofft kommt oft!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt