8 ~ Valeria/Jonny

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,,Gleich kommen Nora und die anderen zu mir. Kommst du auch?", fragte mich Mira, als wir uns auf dem Balkon unterhielten. Ich überlegte kurz. Ich musste noch trainieren. ,,Nein, ich habe schon was mit Jonny vor. Aber wir können ja am Abend zusammen ein Film gucken, wenn du willst." Sie fing an zu strahlen und sagte zu. Sie ging in ihr Zimmer um alles vorzubereiten und ich nach unten um
vor dem Haus auf Jonny zu warten. Als er mich nach 10 Minuten warten abgeholt hatte, fuhren wir zur Lagerhalle. Dort erwartete mich ein 4-stündiges Training.

Nachdem ich endlich fertig war, wollte ich mit dem Bus nach Hause fahren. Jonny meinte zu mir, dass er mich nicht abholen wollte und ich mit dem Bus fahren konnte. Das Training war wieder anstrengend, jedoch wurde ich besser und besser. Ich ging zur nächsten Bushaltestelle und wartete auf den Bus. Die Gegend hier war ziemlich heruntergekommen und einsam. Ich habe hier draußen noch gar keine Menschen gesehen. Ich steckte meine Kopfhörer in meine Ohren und machte Musik an.

Als mir langsam kalt wurde, wunderte ich mich, dass bis jetzt noch kein Bus kam. Nach noch längerem Warten versuchte ich mehrmals Jonny zu erreichen, um zu fragen, ob er mich abholen konnte, doch er nahm nicht ab. Dann entschied ich mich zu Fuß zu gehen. Ich war nur noch 10 Minuten von zu Hause entfernt, als plötzlich ein schwarzes Auto neben mir hielt, zumindest dachte ich das aus dem Augenwinkel erkannt zu haben. Leider bekam ich so gut wie nichts mit, da ich zu sehr mit der Musik, welche laut in meine Ohren drang, beschäftigt war. Ich spürte zwei starke Hände an meinem Arm, welche mich in das Auto zogen. Mir wurde ein Sack über mein Kopf gezogen. Ich war so überrumpelt und konnte gar nicht verstehen, was passierte. Während ich versuchte, die Situation zu begreifen, wurden mir meine Hände mit einer Schnur zusammengebunden.

"Folge unseren Anweisungen und dir wird nichts passieren.", hörte ich eine männliche Stimme neben mir. Ich wusste sofort, wieso die mich entführten. Wir sind vor denen weggelaufen, doch sie haben uns gefunden. Nur wie? Eigentlich war es von Anfang an klar, dass sie uns irgendwann finden, doch wir dachten, wir hätten noch mehr Zeit. "Informiert den Boss. Wir haben sie", hörte ich eine andere Stimme im Auto. Eine Person kramte irgendwo herum und fing an zu telefonieren. "Wir haben sie... Ja, wir bringen sie sofort zu dir... Bis gleich." Erst mal beruhigen, Valeria. Was haben ich alles gelernt? Ich wurde in der Faberstraße in das Auto gezogen und wir sind bis jetzt nur geradeaus gefahren. Ich musste mir merken, wohin wir ungefähr fahren werden, damit ich die Gegend besser einschätzen konnte. Dann musste ich herausfinden, wie viele Personen im Auto sind und versuchen, den Seil an meinen Händen zu lösen. Vielleicht bestand noch eine kleine Möglichkeit zu fliehen.

Jonny's Sicht:

Ich war gerade dabei mit meinen Eltern zu essen. Valeria war beim Training. "Wo ist deine Schwester?", fragte meine Mutter. "Sie wollte in die Stadt und dort ein bisschen einkaufen." Unseren Eltern hatten wir nie erzählt, dass sie trainierte. Sie hätten sich nur Sorgen gemacht, wir wollten allerdings vorbereitet sein, falls etwas passierte. Eigentlich hätte sie schon längst zu Hause sein sollen. Ich wollte gerade auf mein Handy gucken, als sich die Eingangstür öffnete. Alex, unserer älterer Bruder. Alex zog schon sehr früh aus, blieb aber immer in unserer Nähe. Auch als wir in die neue Stadt ziehen mussten, kam er hinterher.

Alex ist ein erfolgreicher Geschäftsführer und ganz anders als ich. Er war schon seit seiner Kindheit sehr ehrgeizig, wollte auf eigenen Füßen stehen und selber Geld verdienen. Ihm war die Karriere immer sehr wichtig. Ohne seine Anzüge lief er nirgendswo herum. Mir war Geld nie wichtig gewesen. Ich könnte auch einfach in einer kleinen Hütte mitten in der Wildnis leben. Dementsprechend hatte ich mich nie in der Schule angestrengt und versuchte einfach die Schule zu überstehen. Auch wenn wir so verschieden waren, hatten wir ein gute Geschwisterbeziehung. Nachdem unsere Familie viel durchmachen musste, schweißte es uns noch mehr zusammen.

Er begrüßte uns und setzte sich zum Essen dazu. "Ich habe voll das komische Mädchen im Flur getroffen. Sie konnte ihren Mund gar nicht mehr schließen, als sie mich gesehen hatte und ich wollte sie ansprechen, aber dann rannte sie schnell weg", lachte er und wir stiegen ein. Alex lernte viele Mädchen kennen. Sie erhofften immer eine Beziehung, jedoch wollte er sich noch nicht fest binden. Er war eher so ein Mann, der sich jedes Wochenende eine andere aufgabelte oder sich nur nett mit Frauen unterhielt. "Wo ist meine Lieblingsschwester?", fragte er mich. "Einkaufen.", antwortete ich kurz und knapp. Nach dem Essen und einem unterhaltsamen Gespräch gingen Alex und ich nach oben. Alex hatte bei uns sein eigenes Zimmer bekommen. Wieso auch immer... Er war sowieso fast nie da. Ich sah auf mein Handy und runzelte die Stirn, als ich sechs verpasste Anrufe von Valeria hatte. "Was ist passiert?", fragte mich Alex, nachdem er meinen Gesichtsausdruck bemerkte. Eigentlich sollte sie direkt nach dem Training nach Hause kommen. Ich rief Sergej, den Trainer, an und fragte, ob Valeria noch bei ihm sei. Er verneinte und meinte, sie ging bereits vor drei Stunden. Ich versuchte sie mehrmals anzurufen, erreichte jedoch niemanden. "Ich erreiche Valeria nicht und ihr Training war vor drei Stunden zu Ende." Man merkte ihm sofort an, dass er sich Sorgen machte. Er passte immer auf unsere kleinere Schwester auf und wenn sie ihn brauchte, war er direkt bereit zu helfen.

Nach einer halben Stunde entschieden wir uns durch die Stadt zu fahren und hatten die Hoffnung, dass wir sie irgendwo finden. Als Alex losfuhr, öffnete ich die Fenster, um besser sehen zu können. Nachdem wir zwei weitere Stunden gesucht hatten, entschieden wir uns, nach Hause zu fahren und unsere Eltern zu beichten, dass sie verschwunden ist. Plötzlich hielt Alex in einer leeren Straße. Ich sah ihn fragend an. Er stieg einfach aus und ging in einen kleinen Laden. In der Zwischenzeit versuchte ich nochmal Valeria anzurufen. Nach kurzen Warten hörte ich ein Klingeln von draußen. Zufall? Ich legte auf und wiederholte den Anruf. Und schon wieder ertönte das Klingeln. Das war bestimmt kein Zufall. Ich stieg aus und folgte den Geräuschen. Gegenüber der Straße lag ein Handy auf dem Boden. Nachdem ich es aufhob, erkannte ich sofort, dass es das Handy von meiner Schwester ist. Als Hintergrundbild hatte sie uns alle drei, wie wir in die Kamera lächelten.
Ich hörte, wie jemand aus dem Laden ging und merkte, dass Alex ein paar Sachen gekauft hatte. "Ich wohne erstmal bei euch", erklärte er mir. Auf dem Heimweg erzählte ich, was ich gefunden hatte. Zu Hause hatten wir uns sofort mit unseren Eltern zusammen gesetzt, um denen alles zu erzählen. Nachdem wir fertig waren, nahm unser Vater direkt sein Handy und fing an, seine Kontakte zu informieren.

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