20 ~ Valeria

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Ich faltete den Brief wieder zusammen und dachte nach. Ob ich ihn liebte? Ja. Ob ich ihn verzeihen konnte? Ich wusste es nicht. Er hat mir zwar so sehr wehgetan, aber ich kann diese Liebe nicht ignorieren. Sie ist zu stark. Als ich mich in ihn verliebte, war er mein Traummann. Er konnte kochen, sah gut aus, mochte dieselben Sachen wie ich und hatte die Charaktereigenschaften, die ich mir immer bei meinem zukünftigen Mann gewünscht hatte. Nur die Aggressivität hatte ich mir natürlich nicht gewünscht. "Kann ich schon hereinkommen? Oder brauchst du noch Zeit?", fragte mich plötzlich Maxim. "Komm rein." Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und überlegte mir, was ich ihm sagen könnte.

Er setzte sich zu mir auf das Sofa und sah mir tief in die Augen. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich liebe dich seit ich dich kennengelernt habe, aber ich kann nicht von allem hinweg sehen, was du mir angetan hast." Er nickte und sah mich hoffnungsvoll an. "Was kann ich tun? Ich will mich bessern, bitte." Ich musste nicht lange überlegen. "Ich will zu meiner Familie. Und wenn ich dir doch mal eine Chance geben werde, will ich, dass wir wie ein normales Paar sind." Ich schnappte mir seine Hand und strich langsam über seine Finger. Es sah so aus, als würde er überlegen. Er ging auf die Knie und nahm meine Hände in seine. "Ich bin einverstanden. Aber lass uns bitte noch die Zeit hier genießen. Danach kannst du zu deiner Familie und wir klären alles weitere, wenn wir nach Hause fliegen." Ich nickte und sah ihn dankbar an. Ich weiß nicht, ob es dieses Gespräch war oder die Atmosphäre, welche mich dazu brachte, mich ihm immer weiter zu nähern. Ich konnte schon seinen Atem spüren und sah ihn noch kurz in die wunderschönen Augen, als sich unsere Lippen berührten. Ich legte meine Hände auf sein Gesicht und genoss den Kuss. Nach einiger Zeit hörten wir auf und sahen uns einfach nur an. "Ich liebe dich, Valeria. Ich liebe dich so sehr." Ich stand auf, was er auch tat, und zog ihn an der Hand mit in unser Zimmer. Am Bett angekommen drehte ich mich zu ihm. "Ich liebe dich auch." Er begann mich zu küssen. In diesem Moment dachte ich einfach nur, dass wir wie ein richtiges Paar sind. Alle Fehler hatte ich vergessen und nur das Hier und Jetzt zählte.

Wir ließen uns auf das Bett fallen und ich setzte mich auf seine Hüfte. Maxim drehte uns nach einer kurzen Zeit, sodass er halb auf mir lag, und begann mich am Hals zu küssen. Erst zog er sein Hemd und sein Sakko aus, danach half er mir mein Oberteil auszuziehen. Die Luft um uns wurde enger und unsere Herzen schlugen schneller. Unsere Hosen folgten den anderen Klamotten und ich hatte das Gefühl, er berührte mich überall. Auch ich konnte meine Hände nicht von ihm lassen. Und so hatten wir eine wundervolle gemeinsame Nacht, die uns noch näher zusammenbrachte. Diese Nacht verband uns mehr als unsere Hochzeitsnacht. Wir wussten über die Fehler des anderen und was wir mit dieser Nacht eingingen. Es war wie ein Versprechen auf die weiteren Tage, Wochen oder vielleicht auch Jahre. Mit dieser Nacht versprachen wir dem anderen uns weiter zu lieben und Kompromisse bezüglich unserer Beziehung zu schließen. In dieser Zeit war ich das erste Mal seit langem glücklich und das spürte Maxim.

"Wie geht es dir?", fragte er mich, als wir im Bett lagen und kuschelten. Mein Kopf lag auf seiner Brust und unsere Hände waren ineinander verschränkt. "Mir geht es sehr gut, dir?" Er küsste meine Stirn, als ich kurz zu ihm hochblickte. "Du weißt doch, solange du in meiner Nähe bist, geht es mir sehr gut." Ich lachte und dachte über unsere Zukunft nach. Wie wird es jetzt weiter ablaufen? "Was machen wir jetzt?", wollte ich von ihm wissen. Seine Brust bebte. "Schlafen", meinte er und grinste. "Nein, ich meine es ernst. Meine Eltern werden dich nie im Leben akzeptieren." Ich entfernte meine Hand von seiner, setzte mich ein bisschen auf, um mich zu drehen, und sah ihn erwartungsvoll an. "Wir werden das schon hinkriegen. Klar wird es lange dauern, aber wir schaffen das", versuchte er mich zu beruhigen. Überzeugt war ich nicht. Ich kuschelte mich wieder an ihn und so schliefen wir ein.

Jonny's Sicht:

Wir hatten einen neuen Plan Valeria zu befreien. Wir dachten, dass sie im gleichen Haus wie letztes Mal versteckt wurde. Das war ein Vorteil für uns. In den letzten Tagen haben wir so viele Männer zu uns bringen lassen, wie wir konnten. Jeder von denen wird uns helfen, meine Schwester nach Hause zu bringen. Als wir losfuhren, war jeder von uns nervös. Es kann gleich so viel passieren. Valeria ist verletzt, einer von uns wird verletzt oder sie ist nicht mehr in diesem Haus. Wenn das letztere stimmen sollte, dann war alles umsonst. Wir hätten dann gar keine Idee, wo sie sein könnte. Am Haus angekommen, stellten wir uns auf verschiedenen Positionen. Jeder von uns hatte eine Waffe dabei, die nur im äußersten Notfall benutzt werden durfte. Nach und nach näherten wir uns dem Haus. Als wir Valeria das letzte Mal befreiten, erzählte sie uns viel über das Haus und über das Personal. Jeden Tag machten die Angestellten, die für die Reinigung zuständig waren, pünktlich um 19 Uhr Feierabend. Außer eine. Natascha. Sie ging nochmal durch das ganze Haus und prüfte die Zimmer. "Alles muss perfekt sein." Valeria sagte immer, dass Natascha diesen Satz ständig flüsterte. Die restlichen Angestellten fuhr nach Hause und Natascha schloss am Ende die Tür, welche extra für das Personal war.

Alex, unser Vater und ich versteckten uns in der Nähe von der Tür. Nach zwei Minuten kam eine zierliche Frau aus der Tür und wollte gerade abschließen. Alex schlich leise an sie heran. Angekommen drückte er ihren Mund zu, damit sie nicht anfing zu schreien. "Wenn Sie anfangen zu schreien, sind Sie tot. Verstanden?" Sie nickte langsam und sah unseren Vater an, der aus seinem Versteck kam. "Geben Sie mir Ihren Schlüssel.", Natascha gab ihm nach kurzen Zögern die Schlüssel. Unser Vater, ein paar von den weiteren Männern und ich gingen in das Haus. Alex, unsere Mutter, die Eltern von Mira und die restlichen Männer hielten draußen Wache. Mein Vater und ich gingen gemeinsam durch das Haus, die anderen teilten sich auch in Zweiergruppen auf. Nach und nach durchsuchten wir jedes einzelne Zimmer. Nichts deutete daraufhin, dass sie hier war oder dass sie sich jemals hier befand. War sie nie in diesem Haus? Man sah bei jedem die Enttäuschung im Gesicht an.

Wir gingen wieder nach draußen, um die anderen zu informieren. Unsere Mutter fing erneut an zu weinen. Sie hörte gar nicht mehr auf damit. "War unsere Tochter Valeria hier? Wo ist sie? Helfen Sie uns bitte." Unsere Mutter versuchte Informationen von Natascha zu entlocken. Alex nahm die Hand von ihrem Mund. "Ich darf nichts sagen. Sonst wird er mir was antun." Auch sie fing an zu weinen. "Es tut mir so leid." Unsere Eltern wurden blass. "Lebt sie noch? Geht es ihr gut?", fragte meine Mutter. Natascha nickte. "Haben Sie Kinder? Wir brauchen Hilfe, bitte. Wir wissen, Maxim ist kein guter Mann und er tut unserer Tochter sehr weh. Wir wollen sie einfach nur nach Hause holen und niemanden schaden." Anscheinend hatte Natascha doch Kinder, denn sie überlegte ziemlich lange. "Sie war hier und ihr ging es gut. Aber dann sind sie plötzlich weggefahren. Mehr weiß ich auch nicht." Wir bedankten uns und ließen sie mit ihrem Schlüssel stehen. Mehr Informationen können wir hier wahrscheinlich nicht herausfinden. Danach machten wir uns sofort auf den Weg nach Hause, bevor uns die Sicherheitsmänner finden konnten.

Valeria, wo bist du?

Best Friends SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt