17 ~ Mira/Loris

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„Wir treffen Jay."
„Warum?"
„Er ist mein Kumpel und dein Freund."
„Ja mein Freund, den ich gerade nicht sehen will", sagte ich störrisch und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Also macht es dir doch mehr aus." Ich seufzte genervt.
„Weißt du, normalerweise würde ich sowas mit Valeria besprechen und nicht mit meinem großen Bruder." Er lachte leicht. „Lach nicht, natürlich hat es mir was ausgemacht, ich bin ja nicht aus Stein." Ich atmete tief durch. „Außerdem kann ich nicht vergessen, dass ich Valeria gehört habe, wie sie meinen Namen schreit. Oder zumindest wie ich es mir eingebildet habe als ich aus dem Haus ging."

Loris drehte sich zu mir und schaute mich etwas zu lange an. „Schau auf die Straße!", sagte ich laut.
„Ich glaube, das hast du dir echt eingebildet. Du warst wahrscheinlich noch halb am träumen." Ich nickte, doch merkte dass Loris dem selber nicht so ganz glaubte. Als er zu unserem Haus bog, schaute ich ihn verwirrt an. Loris registrierte es natürlich sofort und meinte, er würde doch alleine gehen. Ich hatte an sich nichts dagegen, wollte ohnehin nicht gehen. Deswegen stieg ich ohne ein weiteres Wort aus und lief zur Tür.

Als ich gerade die Haustür aufschließen wollte, drehte ich mich nochmal um, um festzustellen, dass Loris schon längst weg war. War er wegen dem ganzen so in Rage? Nein, bestimmt nicht. Obwohl Loris in letzter Zeit noch mehr zu einem Wachhund und Beschützer mutierte, als er es ohnehin schon immer war.
Zuhause hatte ich keine Lust, mich weiter zu verkriechen, weswegen ich die Leine schnappte und mit Luke raus ging.

Loris

Ich musste mich am Steuer beherrschen nicht komplett durchzudrehen. Ich hatte Jay von vorne rein nicht vertraut und nachdem, was Mira mir erzählt hat, bin ich mir wirklich sicher, dass er was mit Valerias verschwinden zutun hatte. Dieser Bastard. Und er war kurz davor Mira auch etwas anzutun! Wenn ich den in meine Finger bekomme.

Ich stieg aus dem Auto aus und knallte die Tür mit voller Wucht zu. Der kann was erleben! Von wegen guter Freund!
Gerade als ich am Eingang des großen Geländes war und mir einen Weg suchen wollte, hineinzukommen, sah ich mehrere schwarze Autos wegfahren. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Bastard in einem der Autos war, war sehr hoch. Also lief ich zurück zu meinem Auto, startete es und fuhr ihnen so unauffällig wie möglich nach.

,,Wo fahren die bloß hin?", fragte ich mich nach 20 Minuten Fahrt, aber allmählich hatte ich eine Ahnung.
Nein. Das kann doch nicht wahr sein. Sie fahren echt zum Flugplatz? Nicht dem normalen Flughafen, sondern dem Flugplatz für Privatjets und sowas. Dachte nicht, dass der noch in Betrieb war. Als die Autos vor der Schranke hielten, parkte ich an der Straßenseite. Ich sah durch den Gitterzaun einen Jet bereitstehen. Als die Autos genau davor stehen blieben, stieg ich aus und lief so nah wie möglich ran. Aus dem mittleren Auto stieg als erstes der Fahrer aus, dann ein großer Mann, ebenfalls in Anzug. Der Fahrer öffnete die andere Tür des Autos und aus dem Auto stieg ein Mädchen in einem hübschen Kleid und schönen, sehr langen Haaren. Valeria.

Diese Haare kann man überall erkennen. Da sie so weit weg waren und das Flugzeug schon den Motor anhatte, konnte ich leider nichts hören, aber ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass es Valeria war.
Sie machten den Anschein, in den Flugzeug zu steigen, was ich natürlich nicht einfach so geschehen lassen konnte. Über den Zaun konnte ich nicht klettern, die Leute würden mich sehen und wenn ich ganz viel Pech hatte, mich sogar erschießen.
"VALERIA!!", schrie ich aus Verzweifelung. "VALERIA!" Drei, vier, fünf Mal schrie ich ihren Namen aber niemand konnte mich hören. Nichtmal der Begleitschutz.
Ich zog mein Handy aus der Tasche und machte Fotos von ihr, solange ich es noch konnte, denn kurz danach stieg sie mit dem Mann ins Flugzeug, wodurch ich ihr Gesicht sehen konnte.
Sowohl ihre Körpersprache als auch ihr Gesichtsausdruck machten gar nicht den Anschein, dass sie sich unwohl fühlt. Sie hat ein wunderschönes Kleid an, ist vermutlich gestylt und lacht sogar. Könnte es sein, dass Valeria gar nicht gegen ihren Willen entführt wurde? Vielleicht war ja alles nur vorgespielt. Aber warum sollte Valeria sowas tun?

Als die Tür der Flugzeugs geschlossen wurde, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Der Begleitschutz stieg wieder in die Autos und machte den Anschein zu gehen, weswegen ich schnell zum Auto sprintete und mich auf dem Weg nach Hause machte.

Zuhause angekommen, lief ich gerade ins Haus als hinter mir die Pertovas, meine Tante und mein Onkel erschienen.
"Wo wart ihr denn?", fragte ich verwundert, weil alle nicht wirklich einen zufriedenen Gesichtsausdruck machten. Meine Tante lief zu mir, gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte:
"Ach nirgends, waren heute nur nicht so erfolgreich wie erhofft." Ich nickte, obwohl ich wusste, dass etwas anderes los war. Nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte und alle rein liefen, sah ich, dass Jonny und sein Bruder auch da waren. Ich hielt von Jonny zwar nicht so viel, aber er war nett wie der Rest seiner Familie, also kam ich mit ihm aus. Ich zog ihn schnell zur Seite und fragte ihn, was los war. Er schüttelte nur den Kopf.
"Wie deine Tante gesagt hat, war heute einfach nicht der beste Tag."

Es regte mich etwas auf, dass der Sohn der Familie alles mitbekommen konnte, ich aber nur das nötigste. Ich muss zwar auf Mira acht geben, aber so zeitaufwendig ist das jetzt auch wieder nicht.

Als meine Tante, mein Onkel und ich ins Haus eintraten, kam uns Luke nicht entgegen, weswegen wir dachten, er schläft vielleicht oben mit Mira. Das kam öfter vor als uns lieb war, doch als Mira auch nicht da war, war es klar, dass die beiden draußen waren. Aber nachdem, was alles passiert war, wurde mir schon etwas mulmig im Bauch, weswegen ich Mira anrief.

Mira

Mein Handy klingelte und ich wusste sofort, wer es war.
„Che c'è Loris?", fragte ich ziemlich monoton.
„Wo bist du?", kam es leicht genervt zurück.
„Mit Luke Gassi."
„Wann kommst du nach Hause?"
„Gleich. Ciao." Ich legte auf und atmete tief durch. Ich saß mit Luke an einem der wichtigsten Orte meiner Kindheit und schaute auf die Landschaft vor mir. Ich mied diesen Ort für eine viel zu lange Zeit, doch heute musste ich einfach wieder hier hin. Es tut weh und gut zugleich. Ich wischte mir eine Träne von der Wange und stand auf, um meine Familie nicht noch mehr im Rage zu bringen. Als ich gerade gehen wollte, bemerkte ich eine Person in meinem Augenwinkel. Ich war zuversichtlich, nicht gefährdet zu sein, vor allem da ich Luke als ausgebildeten Hund dabei hatte. Dennoch hatte ich mich etwas erschreckt und war nun in Alarmbereitschaft.

„Mira?", fing die Frau an zu sprechen.
„Woher kennen Sie meinen Namen?" Die Frau antwortete mir nicht sondern lächelte nur.
„Ich wusste, dass ich dich hier irgendwann finden würde. Wir müssen reden."

Best Friends SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt