12 ~ Valeria

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Als ich wach wurde, lag Maxim nicht mehr neben mir. Ich bin gestern sehr früh schlafen gegangen, er kam sehr spät ins Bett.

Ich zog mich an und machte mich für den Tag fertig. Maxim war unten in der Küche und machte den Lauten zufolge unser Frühstück. Er war eigentlich sehr gut im Kochen. Ehrlich gesagt aß ich lieber sein Essen als das von mir. "Morgen", begrüßte ich ihn mit einer emotionslosen Stimme. Ich glaube, er hat sich schon daran gewöhnt, dass ich für ihn nichts empfand. Hauptsache ich blieb in seiner Nähe. Er erschrak sich anscheinend und ließ eine Schüssel fallen, welche auf dem Boden zerbrach. Ich sah ihn mit großen Augen an und wollte schon vor Angst weglaufen. Maxim war eigentlich ein sehr attraktiver Mann. Er hatte braune Haare, blaue Augen, war groß und muskulös. Doch auch wenn er so aussah, war sein Charakter nicht immer gut. "Alles gut, war meine Schuld", sagte er mir ruhig. Ich sah ihn mit Erstaunen an und dachte, er machte einen Witz. Er holte den Besen und fing an, die Scherben aufzusammeln. Ich stand nur da und beobachtete ihn. Ich musste den Anblick, wie er selbst etwas wegräumte, genießen. Danach machte er mit dem Frühstück weiter.

"Heute kommen übrigens Gäste. Du weißt, was das bedeutet." Diese zwei Sätze zerstörten meinen ganzen Tag. Wenn zu uns Gäste kamen, und damit meinte er seine Geschäftsleute, musste alles perfekt sein. Maxim und ich müssen aussehen, wie ein Traumpaar und durften von unserer Scheinehe nichts zeigen. Ich muss immer perfekt aussehen und das Essen, was ich zubereiten muss, muss auch perfekt sein. Sein ganzes Leben musste für seine Gäste perfekt aussehen. Ich habe mehrmals versucht, seinen Geschäftspartnern oder deren Frauen mitzuteilen, dass sie mir helfen sollen; das ich nicht freiwillig hier bin. Ich weiß nicht, ob die ein kleines Gehirn haben oder nichts verstehen wollten, Hilfe bekam ich von denen nicht. Einmal hatte es Maxim mitbekommen und dafür wurde ich bestraft, als sie weg waren. Für die Außenwelt schien er perfekt: ein liebevoller Ehemann, ein verantwortungsvoller Geschäftspartner und er wäre für sie ein wundervoller Vater, wenn er Kinder hätte.

Ich nickte und überlegte schon, was ich zu Essen machen sollte und fing an eine Einkaufsliste zu erstellen. Nachdem wir gegessen hatten, fuhr er einkaufen. Die Zeit alleine nutzte ich um mich ein bisschen umzusehen. Ich kannte jeden Millimeter dieses Hauses. Früher hatte ich jede freie Minute verbracht, das Haus zu erforschen, um vielleicht eine Fluchtmöglichkeit zu finden. Erfolglos. Ich musste nur ein bisschen herumlaufen und wusste sofort, dass er hier nichts verändert hatte, also hatte ich auch keine Möglichkeit zu fliehen. Die Fenster waren abgeschlossen und mit einer Alarmanlage gesichert. Die Türen ebenfalls. Ich war so im Erforschen abgelenkt, dass ich gar nicht bemerkt hatte, dass er hinter mir stand und mich beobachtete. "Dieses Mal kommst du mir nicht davon. Du kannst aufhören zu suchen", meinte er und schloss die Haustür wieder zu. Na toll.

"Bist du bald fertig?", fragte er mich immer, wenn er in die Küche kam. Und das tat er jede halbe Stunde. Die letzten Male hatte ich ihn nur mit einem bösen Blick angeguckt bis er verschwand. Und das tat ist dieses Mal wieder. Als er wieder hinausging, hörte ich wie er glücklich flüsterte: "Ich liebe diesen Blick."Ich werde ihn nie wieder so angucken.

Ich stellte das ganze Essen in unser großes Esszimmer und rannte in das Badezimmer, um zu duschen. Nachdem ich mich hergerichtet hatte, prüfte ich nochmal, ob im Haus alles perfekt war. Maxim kam mit einem maßgeschneiderten Anzug die Treppe hinunter und sah mich mit lustvollen Augen an. "Du siehst scharf aus", grinste er und küsste mich auf die Wange. Ih. Kurz danach kamen bereits zwei Ehepaare. Die Männer gaben sich gegenseitig die Hände. Wir Frauen stellten uns kurz vor. Anscheinend kannten sich die zwei Frauen auch noch nicht." Ich habe das Essen bereits vorbereitet. Kommt und setzt euch schon mal." Ich lächelte sie an und spürte die Hand von Maxim auf meiner Schulter. Als ich zu ihm sah, beobachtete er mich und strahlte dabei. "Du bist die wundervollste Frau, die ich je kannte." Ich sah schnell weg. "Guck mal wie süß die sind, Schatz. Warum kannst du nicht so sein?", sagte die Frau namens Natascha. Ihr Mann Dimitri blickte genervt zu seiner Frau. "Lass es", kam es streng von ihm. Maxim reagierte sofort und führte uns ins Esszimmer. Die Männer erhielten Whiskey und wir Wein. Alle fingen sofort an zu essen und es kam zu einer peinlichen Stille. "Wie habt ihr euch kennengelernt?", fragte uns Natascha. Ich sah meinen Ehemann böse an. "Ja, Schatz, erzähl doch mal, wie wir uns kennengelernt haben!" Natürlich wusste ich, dass er auf keinen Fall erzählen würde, wie wir uns in Wirklichkeit kennengelernt hatten. Nämlich, dass er mich sozusagen gekauft hatte. "Ich habe mich mit einem Freund meines Vaters verabredet und plötzlich kam diese hübsche Frau in den Raum gestürmt. Da traf es mich sofort. Natürlich lies sie mich nicht sofort an sich heran. Aber mit ein bisschen Anstrengung habe ich es schließlich geschafft, sie zu überzeugen." Er lachte und sah mich verliebt hat. In dem Moment hätte ich würgen können. Ich lächelte ihn gespielt hat. Während die Frauen erzählten, wie sie ihre Männer kennengelernt hatten, entschuldigte ich mich kurz und ging in die Küche.

Ich atmete tief ein und aus. Und das mehrmals. Ich hoffte, meine Familie suchte schon nach mir. Als ich aus dem Fenster sah, traute ich meine Augen nicht. Mira. Mira und ihr Freund betraten das Gelände und sahen sich ständig verliebt an. Ich rannte in die zweite Etage, um einen besseren Blick auf die beiden zu haben. Ich klopfte gegen die Scheibe, schrie und hoffte, dass sie mich hörten. Meine Stimme war schon fast weg, als ich beobachten musste, wie sie sich küssten. Tränen liefen über mein Gesicht. Suchte sie mich etwa nicht? War ich ihr so egal? Wieso hat sie hier Spaß mit ihrem Freund, wenn ich spurlos verschwunden war. Mein Herz brach. Sie war so nah, aber doch so fern. Als ich wieder anfangen wollte zu schreien, schlug mich etwas von hinten nieder. Maxim. "Dieser kleiner Mistkerl nimmt einfach seine Hure mit hierher.", sagte er ungläubig, als er Jay und Mira sah. Als er schließlich zu mir sah, wusste ich sofort, was mir bevor stand. Erst spürte ich einen Schlag in meinem Bauch, irgendwann spürte ich gar nicht mehr, wo er zuschlug. Es tat überall weh. Ich schrie, ich weinte, aber niemand war da, um mir zu helfen.

Bevor ich ohnmächtig wurde, hatte ich nur einen Gedanke: "Sie hatte mich fast gefunden, wäre sie nicht so auf ihren Freund fixiert gewesen. Ich hätte hier herauskommen können und doch liege ich hier auf den Boden, blutend und voller Schmerzen."

Best Friends SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt