Every girl needs a hero// Madleine

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Madleine

Ich war mir nicht ganz sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, Lucius einfach nicht zu sagen, mit wem ich zu diesem Slugclub-Treffen ging. Denn mein lieber Cousin war, seitdem er herausgefunden hatte, dass ich ein Date hatte und dass dieses Date nicht Barty war, ständig in meiner Nähe. Es nervte unglaublich. Mehr als einmal hätte ich ihm gerne eine runtergehauen. Ich weiß, das klingt nach einer sehr drastischen Maßnahme, aber ich hatte genug davon, dass Lucius meinte mein Leben bestimmen zu müssen.
Als ich am Abend der Feier fertig aus unserem Schlafsaal kam, wartete Lucius im Gemeinschaftsraum. Neben ihm stand ein ziemlich wütend dreinschauender Barty, die Arme vor der Brust verschränkt.
"Ist das euer Ernst?", seufzte ich und blieb vor den beiden stehen.
"Es heißt du gehst mit Black dorthin. Mit dem falschen Black.", knurrte Barty. Seine dunklen Augen beobachteten jede meiner Bewegungen.
"Und wenn es so ist?", entgegnete ich.
Barty schnappte nach Luft. "Du gehst tatsächlich mit dem Blutsverräter anstatt mit mir?"
"Das tut sie in der Tat.", ertönte eine dunkle Stimme hinter mir und einen Augenblick später spürte ich Sirius Arm um meiner Taille. Hatte er nicht vor dem Gemeinschaftsraum auf mich warten wollen?
Ich sah zu ihm auf. Seine grauen Augen funkelten spitzbübisch. Er fand es unfassbar toll, Barty eines auswischen zu können. Das sah man ihm deutlich an.
Lucius runzelte die Stirn und warf mir einen prüfenden Blick zu.
"Weißt du, Crouch, unsere Französin braucht jemanden, der nahe genug heran kommt, ohne sich zu verbrennen.", fuhr Sirius fort und zog mich näher zu sich. Mein Herz machte ein Salto. "Madleine hat nämlich eigentlich ein gesundes Temperament und ein wunderschönes Lächeln, das Idioten wie du versuchen zu unterdrücken, aus Angst, sich zu verbrennen."
Mir stockte der Atem. Das war das Netteste was er, was irgendein Junge je über mich gesagt hatte. Er fand mein Lächeln wunderschön!
"Madleine, komm wir gehen." Sirius nahm die Hand von meiner Taille und ergriff stattdessen sanft meine Hand.
Lucius und Bartys fassungslose Blicke im Rücken führte er mich aus dem Gemeinschaftsraum.
Ich drückte kurz seine Hand, als wir draußen waren. "Danke.", meinte ich ehrlich.
"Sooft wie du mich schon gerettet hast, war es dringend nötig mal dasselbe für dich zu tun." Er lächelte ein wenig. Meine Hand ließ er jedoch nicht los, obwohl Barty und Lucius uns ja gar nicht mehr sehen konnten.
"Du hast mich schon einmal gerettet.", merkte ich an.
"Ah, stimmt. Auf dem Weihnachtsmarkt." Jetzt lächelte er richtig. "Hast du die Mütze denn noch?"
Leicht beschämt nickte. Ich liebte die graue Mütze, die er mir an dem einen Stand auf dem Pariser Weihnachtsmarkt gekauft hatte.
"Sehr gut." Sirius schien zufrieden.
Wir erklommen die Stufen der großen Marmortreppe.
"Bereit?", fragte Sirius, als wir vor der Eichenholztür stehen blieben, hinter der Slughorns Büro lag.
"Ein wenig nervös.", gestand ich und eine leichte Röte kroch in meine Wangen.
"Das brauchst du nicht, Madleine.", entgegnete Sirius. Er strich mir eine Haarsträhne hinters Ohr. "Du siehst wundervoll aus. Ganz sicher wirst du das schönste Mädchen auf der Feier sein."
Ich schluckte. Mein Herz machte nun gleich mehrere Saltos hintereinander. Sirius beugte sich vor. "Das meine ich ernst, Französin. Ich werde nicht von deiner Seite weichen und dich vor allen Barty-Arschlöchern beschützen."
"Dann bist du mein Held für heute Nacht?", hauchte ich. Ich hatte Schwierigkeiten zu atmen. Er war mir so nah.
"Nichts lieber als das.", sagte Sirius und legte seine Hand an meine Wange. Kurz sah es so aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, doch er tat es nicht. Stattdessen beugte er sich vor und legte seine Lippen für einen winzigen Moment federleicht auf meine. "Komm!" Er stieß die Tür auf und zog mich in Slughorns Büro.
Das Büro war magisch vergrößert worden. Grüne und Silberne Girlanden waren aufgehängt worden, von herumschwebenden Kerzen in flackerndes Licht getaucht.
Doch meine Gedanken schweiften immer wieder zu dem Moment vor der Tür zurück. Wir hatten geflirtet, so richtig geflirtet. Und dann hatte er mich geküsst, ohne eine Rebekah oder irgendwen sonst in der Nähe. Es waren nur wir zwei gewesen.
Ich sollte aufhören. Das ist nicht gut. Wenn ich mir Hoffnungen mache, wird die Enttäuschung mich später zerstören. Aber, verdammt, ich konnte gar nicht anders. Er hatte mich geküsst! Nur ganz leicht, aber Kuss ist Kuss.
Oh, Merlin! Ich nahm mir eine Champagnerflöte von einem vorbeischwebenden Tablett.
"Hallo, Madleine.", piepste eine Stimme. Überrascht senkte ich den Blick ein wenig.
Oops. Das Tablett schwebte ja gar nicht.
"Oh, hallo, Peter." Ich versuchte ein Lächeln, dass nicht all zu freundlich aussah, aber auch nicht zu kühl war.
"D...du siehst s...sehr hübsch aus, h...heute.", stotterte Peter und wurde flammend rot. Warte, was?! Was passierte hier gerade?!
"Danke.", murmelte ich und lächelte erneut. Jedoch hatte ich Mühe, dass mein Lächeln nicht verrutschte.
"Peter, geh deinen Job machen! Hör auf mir ihr zu flirten.", brummte Sirius. Mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er seinen Freund an. Sofern das möglich war, wurde Peter noch röter. Hastig huschte er mit dem Tablett davon.
"Ich glaube, du hast noch einen Verehrer.", sagte Sirius. Sein Mund war eine dünne Linie. Er schien nicht sehr erfreut darüber zu sein. War er etwa - ich wollte gar nicht daran denken - eifersüchtig?
"Heute Abend bist du mein Held.", sagte ich leise. "Ich dachte das hätten wir geklärt."
Sirius Züge wurden weicher. "Das haben wir in der Tat.", lächelte er.
Ich umklammerte das Champangerglas in meiner Hand. Merlin steh mir bei! Wie kann ein Junge so attraktiv sein? Das sollte verboten gehören!
"Ah, Mr Black und Mademoiselle de la Fontaine!" Der Gastgeber kam auf uns zu. "Fantastisch!" Wie immer strahlte Slughorn und seine Augen blitzten fröhlich.
"Guten Abend, Professor.", lächelte ich höflich und schüttelte seine ausgestreckte Hand. "Sie haben sich heute Abend selbst übertroffen."
Slughorns Wangen färbten sich pink. "Entzückend, wie charmant!", strahlte Slughorn und tätschelte meine Hand. Seine war groß, klebrig und schweißnass. Widerlich!
"Jetzt wäre Mal wieder ein guter Moment Held zu spielen.", zischte ich Sirius zu, als mein Zaubertrankprofessor mich einfach nicht loslassen wollte.
"Es ist uns eine Ehre hier zu sein, Professor." Mit seinem geballten entwaffneden Charm grinste Sirius Slughorn an und zog dabei ganz beiläufig meine Hand aus Slughorns Patschehänden.
"Es ist mir eine Ehre, sie hier zu haben.", entgegnete Slughorn. Sein Blick fiel auf eine Gruppe älterer Zauberer hinter uns. "Ah, die Ferguson Brüder!" Und er war wieder weg. Merlin sei Dank!
"Ich denke, ich muss heute öfter Held sein, als ursprünglich gedacht.", grinste Sirius. Seine langen, schlanken Finger umschlossen meine Hand. Sirius Hände waren rau und kühl. Sie schienen wie gemacht für meine zarten, schmalen Glieder.
"Vielleicht.", murmelte ich und wich seinem Blick aus. Diese sturmgrauen Augen verwirrten mich viel zu sehr.
"Madeleine!" Barty kam auf uns zu. Er war wütend.
Ich unterdrückte einen Fluch. Das war dann wohl Sirius nächste Gelegenheit Held zu spielen.
Etwa einen Meter vor uns blieb Barty stehen. Seine Augen blitzten vor Wut und er hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er wirkte wie ein trotziges kleines Kind.
"Du bist wirklich mit dem Blutsverräter hier." Bartys Stimme klirrte vor Kälte. Er schien bis jetzt, selbst nach dem Auftritt im Slytheringemeinschaftsraum, nicht daran geglaubt zu haben.
Ich warf Sirius einen Seitenblick zu. Er trug wieder sein arrogantes Rumtreiber-Lächeln zur Schau. Augenblicklich fühlte ich mich nicht mehr ganz so pudelwohl in seiner Gegenwart.
"Crouch." Der Ton, den Sirius angeschlagen hatte, war erheitert und ungezwungen. "Wie geht's, wie steht's?" Sirius ließ meine Hand los, kaum hatte er Bartys forschenden Blick auf unseren verschränkten Händen bemerkt.
Ich räusperte mich. Meine Kehle war wie zugeschnürt. "Was gibt es denn, Barty?" Vorsichtig lächelte ich ein an.
Er schnaubte. "Ich bin kurz zu dir gekommen, um dir gewisse Regeln wieder in Erinnerung zu rufen."
Mein Lächeln erstarb.
Sirius schnalzte tadelnd mit der Zunge. "Französin, warst du etwa unartig?"
"Halt dich da raus, Black!", knurrte Barty.
Sirius grinste und hob abwehrend die Hände. "Bin schon weg."
Er schlenderte davon. Ungläubig sah ich ihm nach. Das war also der Dank dafür, dass ich seine Fake-Freundin gespielt hatte?! Was für ein Held!
Seufzend wendete ich mich wieder Barty zu, welcher nun sehr zufrieden wirkte. Mir wurde übel.
"Entschuldigst du mich einen Moment?" Ich zwang mir das Slytherinlächeln aufs Gesicht.
"Geh nur!" Bartys schleimiges Grinsen verstärkte meine Übelkeit.
Ich eilte davon, rannte fast schon aus Slughorns Büro. In diesem Moment pfiff ich auf Höflichkeit und gute Manieren. Mamie würde im Dreieck springen, sollte sie je herausfinden, dass ich eine Feierlichkeit ohne angemessene Verabschiedung verlassen hatte.
Die Gänge waren leer, dunkel und kalt. Instinktiv beschleunigte ich meine Schritte noch ein wenig und schlang die Arme um meinen Oberkörper.
Das Feuer im Gemeinschaftsraum brannte kaum noch. War es tatsächlich schon so spät? Ich stieg die Treppen zu meinem Schlafsaal hoch. Er war leer. Natürlich, alle anderen waren noch auf der Feier.
"Verdammt!", schrie ich frustriert und schleuderte meine High Heels von den Füßen. Sie trafen die Pfosten von Cissas Himmelbett. Ich fuhr mir durch die Haare. Wieso ließ ich mir immer wieder Hoffnungen machen, obwohl es klar war, dass nie, nie, nie etwas zwischen Sirius und mir passieren würde. Zumindest nie mehr als das heute.
"Verdammt!", fluchte ich wieder, diesmal leiser, und ließ mich rückwärts auf mein Bett fallen.
Er würde mein Held sein, hatte er gesagt.
Meine Augen begannen zu brennen. Die Tränen kamen. Aber ich wollte nicht weinen. Nicht schon wieder und sicherlich nicht wegen ihm.
Liebe war scheiße! Gefühle waren scheiße! Alles war scheiße!
Ich stöhnte frustriert. Egal wie oft ich mir das einreden würde, es würde nichts daran ändern, dass ich in Sirius Black verliebt war. Und, dass Sirius Black den Großteil der Zeit ein Arschloch war.
"C'est la vie!", würdet Maman sagen. "C'est ne pas facile." (So ist das Leben! Es ist nicht einfach.) Dann würde sie mir einen Kuss auf die Stirn geben, mir übers Haar streichen, mich zudecken und hinunter zu Papa gehen.
Noch enger schien sich mein Herz zusammen zuziehen bei diesem Gedanke. Meine Traurigkeit und mein Selbstmitleid förderten mein Heimweh.
"Madeleine?", rief jemand mit leicht besorgtem Unterton. Kurz darauf wurde die Tür zum Schlafsaal aufgestoßen. "Da bist du ja!", bemerkte Lucius erleichtert. "Du warst einfach plötzlich weg!"
"Tut mir leid.", murmelte ich in mein Kissen.
Meine Matratze sank ein wenig ein, als Lucius sich auf den Rand meines Bettes setzte.
"Hey, Maddy!", flüsterte er sanft und strich mir übers Haar.
Ich grummelte, drehte mich aber zu ihm hin. Müde und mit Tränen verhangenen Augen blinzelte ich ihn an.
"Ich war in letzter Zeit ein ziemliches Arschloch.", murmelte Lucius. Mit dem Daumen strich er mir die Tränen von der Wange. "Dafür wollte ich mich entschuldigen."
"Stimmt.", brummte ich.
Er unterdrückte ein Grinsen. "Black hat dich übrigens gesucht. Er hat mich zu dir geschickt. Er hatte Sorge, dass Barty was gemacht hat."
Ich lachte spöttisch auf. "Wenn er sich so darum sorgt, wieso hat er mich dann alleine gelassen?" Er hat es versprochen, setzte ich in Gedanken hinzu. Er hat versprochen, nie von meiner Seite zu weichen.
Lucius schwieg für einen kurzen Moment, in dem er mich nachdenklich musterte. "Ich weiß nicht, was das zwischen euch ist, aber es ist für mich in Ordnung."
Überrascht reiße ich meine Augen auf. Moment! Was?!
"Maddy, auch wenn er es vielleicht noch nicht sieht, zwischen euch, da ist etwas. Etwas großes, etwa Magisches. Und wenn es nun Mal Black ist, der sich glücklich macht, dann muss ich damit leben.", seufzte er.
Ich setzte mich auf, um Lucius direkt in die Augen zu sehen. "Das bedeutet mir sehr viel! Danke!" Mehr als du denkst...

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 24, 2018 ⏰

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