Madleine
Sirius schien es nicht gefallen zu haben, dass ich diese Seite von ihm zu Gesicht bekommen hatte. Seit jenem verhängnisvollen Abend war ich sein neues Opfer. Er und James machten mir mein Leben auf Hogwarts einmal mehr zur Hölle. Ob Kinderstreiche wie Juckpulver in meinem Bett und rote Farbe in meiner Shampoo Flasche, oder doch bewundernswerte, für welche man wirkliche Fähigkeiten braucht, wie mir zum Beispiel Hörner wachsen lassen und mir einen Singsang-Trank unterzumischen. Alles war dabei.
Es war Ende November, als der erste Schnee fiel. In Frankreich schneite es eigentlich nie, weshalb ich vollkommen begeistert war. Als ich am letzten Novembertag dann jedoch Schnee in unserem Schlafsaal vorfand, war das alles andere als schön und bezaubernd. Im Schlafsaal war es eisigkalt, es schneite und alles war nass.
"C'est horrible! (Das ist fruchtbar!)", empörte ich mich und sah von der Tür aus zu, wie sich Narcissa, Alecto Carrow und Amelia St. Germain in den winterlichen Schlafsaal vorwagten.
"Verfluchte Rumtreiber!", schimpfte Amelia. Sie war eigentlich ganz nett. Alecto hingegen konnte ich nicht ausstehen; eine Schlange der bösesten Art.
"Das ist deine Schuld!", fauchte sie mich gerade an. Verwirrt sah ich sie an.
"Que? (Was?) Wieso soll das meine Schuld sein?"
Alecto verschränkte die Arme vor der Brust. "Wegen dir gehen die Rumtreiber auf uns los!"
Ich schluckte und hatte mal wieder Mühe meine gefühlskalte Maske aufrecht zuhalten. Spöttisch lachte ich auf. "Die Rumtreiber hätten das auch gemacht, wenn ich jetzt in Beuxbaton wäre. Sie tun das einfach, weil wir in Slytherin sind! Sie hassen Slytherins." Ich die meisten nebenbei bemerkt auch. Mich selbst hasste ich auch immer mehr.
"Madleine hat Recht. Das ist nicht ihre Schuld!", meinte Narcissa und funkelte Alecto an, welche sofort nachgab. In Großbritannien hatte meine Familie nicht viel zusagen. Sicher, man kannte sie, aber es war halt eben eine französische Familie, die in England nichts zu melden hatte. Hier waren die Blacks die Mächtigsten.
"Mädchen, was kommt denn da so kalt in den Gemeinschaftsraum?", empörte sich die schnarrende Stimme meines Cousins.
"Die Rumtreiber hielten es wohl für lustig unseren Schlafsaal ebenfalls in ein kleines Winterwunderland zu verwandeln.", rief ich schnaubend zurück, warf Alecto noch einen abschätzigen Blick zu und stolzierte dann nach unten, wo sich eine kleine Schar neugieriger vor der Treppe versammelt hatte.
"Winterwunderland?" Lucius stand ganz vorne und zog die Augenbrauen hoch. Barty neben ihm lachte leise vor sich hin.
Ich hatte Barty Crouch jr. inzwischen übrigens etwas näher kennen gelernt und konnte ihn noch weniger ausstehen als vorher. Ihm schien das jedoch nicht aufzufallen, denn er fragte mich ständig nach einem Date. Fast genauso wie James Lily Evans. Und auch ich sagte ihm immer ab. Denn außer der Tatsache, dass ich ihn nicht mochte, war da noch dieses Bauchkribbeln, wenn ich einem gewissen schwarzhaarigen, viel zu gut aussehenden, Quidditch spielenden, rot und gold tragenden Herzensbrecher begegnete...Keiner bekam den Schnee und die Kälte aus unserem Schlafsaal, was dazu führte, dass Cissa, Amelia, Alecto und ich im Gemeinschaftsraum schlafen mussten, wo es eigentlich genauso kalt war. Bloß der Schnee fehlte. Im Grunde war es also kein Wunder, dass ich am nächsten Tag eine dicke Erkältung hatte. Andromeda, Amelia und Narcissa stopften mich in sage und schreibe 5 Pullis über der Schuluniform, zogen mir meinen silberblauen Beuxbaton Wintermantel über und wickelten zwei Slytherinschals um meinen Hals. Zum Frühstück hatten sie es auch irgendwie hinbekommen, dass ich einen Waldfrüchtetee bekam. Trotzdem musste ich alle zwei Sekunden niesen und mindestens einmal in fünf Minuten heftig husten.
"Vielleicht solltest du in den Krankenflügel.", schlug Regulus nach dem zehnten Hustenanfall vor, doch ich winkte ab. "Ist gar nicht so schlimm." Schließlich gingen Slytherins nie in den Krankenflügel. Dabei hätte ich seinen Rat nur zu gerne befolgt, denn mein Kopf schien zu explodieren und auch mein Hals schmerzte. Scheiß britisches Klima!
Mein Lieblingsfach heute war definitiv Zaubertränke. Cissa braute hauptsächlich, während ich mich am Feuer unter dem Kessel aufwärmte.
Aber am nächsten Tag ging es mir noch schlechter. Mehr schlecht als recht schleppte ich mich durch den Unterricht und hatte zu keiner Mahlzeit wirklich Hunger. Ehrlich gesagt wurde mir beim Anblick und beim Geruch des Essens eher speiübel. Mir war außerdem nicht mehr nur kalt, sondern auch ab und zu mal viel zu warm. Aber dann schüttelte es mich wieder vor Kälte.
Am Morgen vom dritten Tag kam Remus zu mir und verlangte, dass ich sofort in den Krankenflügel gehen sollte.
"Je suis bien! (Mir geht es gut!)", krächzte ich. Remus verschränkte mit leicht saurer Miene die Arme vor der Brust. "Mads, du glühst förmlich! Du hast eine Grippe! Geh jetzt sofort zu Madame Pomfrey!"
Ich schüttelte den Kopf. "Je suis bien!", wiederholte ich. Remus seufzte. "Das mach ich jetzt nur für dich...", murmelte er dann, ehe er laut: "Lucius!", rief. Überrascht sah mein anderer Cousin auf.
"Was?", fragte er skeptisch und kam vorsichtig näher. Wahrscheinlich hatte Remus ihn noch nie gerufen.
"Sag ihr, dass es nicht schlimm ist, wenn sie jetzt in den Krankenflügel geht!"
Lucius sah mich jetzt an. "Merlin, Mads!", stieß er aus und fasste mit seiner wunderbar kühlen Hand an meine Stirn. "Du bist heiß wie der Feuerball eines ungarischen Hornschwanz. Ignorier die Krankenflügel-Regel! Ich hab keine Lust, dass du krepierst."
"Das ich was tue?" Verwirrt sah ich ihn an. Kre- was?
Lucius musste schmunzeln, auch wenn er immer noch besorgt aussah. "Krepieren. Umkippen. Sterben."
Mein Blick wechselte von verwirrt zu erschrocken. "Sterben?"
"Nein, Mads, natürlich wirst du nicht sterben, aber du musst in den Krankenflügel!", meinte Remus, doch ich hörte ihm nicht richtig zu. Ich wollte weder sterben, noch in den Krankenflügel. Aber ich glaube, Madame Pomfrey wäre die bessere Wahl.
"Aber ich gehe mit Meda. Und Remus.", krächzte ich in dem üblichen, bestimmenden Ton eines Slytherins. Lucius presste die Lippen zu einer schmalen Linie zusammen, verbot es mir aber nicht. Verbot. Pff. Als ob ich auf meinen Cousin hören musste. Er war nicht mein Vater.
"Na dann, komm!" Remus ergriff meine eisigkalte Hand und zog mich von der Sitzbank. Kurz kämpfte ich gegen starken Schwindel an, als ich auf den Beinen stand, aber der verschwand schnell. Trotzdem musste Remus mich etwas stützen und Andromeda hielt uns alle Türen auf, an denen wir vorbei kamen.
Lustigerweise verstand ich mich mit Meda, welche zwei Jahre älter war, besser als mit Narcissa, die ja in meinem Jahrgang war. Wieder mal typisch ich.
"Madame Pomfrey!", rief Meda schon, während Remus und ich noch durch die Tür humpelten.
"Bei Merlin!" Die kleine, etwas rundlichere Krankenschwester wuselte sofort auf uns zu. "Miss de la Fontaine, wie sehen sie denn aus?" Ich konnte keine Antwort geben, da mich ein erneuter Hustenanfall heimsuchte. Madame Pomfrey legte mir ihre Hand an die Stirn. "Glühend heiß!", murmelte sie. "Virusinfektion. Muggelkrankheit. Legen Sie sie in ein Bett, Mr Lupin."
Behutsam half mir Remus, mich auf eines der Betten. Die Krankenschwester kam mit einem heißen Tee und komischen Tabletten. "Meine Liebe, du hättest schon kommen sollen, als es nur eine Erkältung war. Jetzt wirst du vermutlich eine ganze Schulwoche verpassen. Denn gegen Muggelkrankheiten kann ich nichts tun."
Ich hustete erneut. Ich konnte doch nicht eine ganze Schulwoche verpassen! Mitten im Schuljahr! Vor allem nicht in einem so wichtigen Schuljahr. Wenn ich meine ZAGs verhauen würde- oh, Merlin, daran wollte ich gar nicht denken. Unmöglich könnte ich meine ganze Familie so enttäuschen. Sie hatten zwar verdammt hohe Anforderungen, aber ich hatte es doch immer geschafft ihnen gerecht zu werden.
"Hey, hey! Mads! Nicht aufregen! Narcissa wird dir die Unterlagen und so weiter besorgen.", meinte Andromeda.
"Wirklich?", fragte ich hoffnungsvoll, direkt gefolgt von einem lauten Husten.
"Natürlich.", versicherte Meda und strich mir über den Kopf.
"So, sie sollten jetzt zum Unterricht! Miss Black, Mr Lupin." Madame Pomfrey deutete auf die Tür. Meda seufzte und verdrehte leicht die Augen. "Werd wieder gesund, Madleine!", lächelte sie dann aufmunternd, ehe sie zu ihrer nächsten Unterrichtsstunde ging. Remus war schon schwerer weg zu bekommen.
"Mr Lupin!", forderte die Krankenschwester.
"Aber...", setzte mein Cousin an.
"Remus! Geh wenigstens du in den Unterricht! Wir haben doch jetzt zusammen Verwandlung. Nerv Gonnie ein bisschen für mich mit!", unterbrach ich ihn krächzend.
Sein besorgter Gesichtsausdruck verschwand trotz seines Auflachens nicht.
"Ist das wirklich in Ordnung, Mads?"
"Geh schon!" Ich musste schmunzeln. Es war wirklich süß, wie er sich um mich kümmerte, obwohl ich auch zu ihm so kalt war. Remus seufzte, drückte mir einen Kuss auf die Wange und ging.
"Na also!" Zufrieden deckte Madame Pomfrey mich zu. "Sie schlafen jetzt, Miss Fontaine!"
Ich nickte lahm. Ehrlich gesagt waren meine Augen schon am zufallen.
"Merci. (Danke.)", murmelte ich, während ich ins Land der Träume abdriftete.
Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte. Als ich aufwachte war ich allein. Meda und Remus waren wohl noch beim Unterricht, also konnte ich nicht lange geschlafen haben. Madame Pomfrey hatte ihr Büro glaub ich irgendwo am anderen Ende des Krankenflügels, in welchem sie wohl war. Und außer mir lag momentan kein Schüler hier. Ich musste niesen und hustete wieder mal heftig, weshalb ich den Jungen, welcher mit zusammen gepressten Lippen den Krankenflügel betrat, als erstes nicht bemerkte. Ich bemerkte ihn erst, als er direkt vor meinem Krankenhausbett stand und sich räusperte.
Erschrocken sah ich auf. "S-sirius?", stotterte ich verwirrt. Ich war viel zu müde und zu schwach, um meine Maske noch aufrecht zu halten. Außerdem stotterte ich in letzter Zeit immer etwas, wenn er in der Nähe war. Ich gehörte jetzt auch zu den vielen Mädchen, die für Sirius Black schwärmten und anfingen sich in seiner Gegenwart total bescheuert aufzuführen. So, wie James sich in Lily Evans Gegenwart zum absoluten Vollidioten mutiert.
"Ja, Sirius.", knurrte er unfreundlich. Ich zuckte unwillkürlich zurück. Er musste mich wirklich so sehr hassen. "Wo ist Remus?"
Erstaunt sah ich ihn weiterhin an. "Er wollte in den Unterricht."
Sirius schnaubte. "Wenn er da wäre, wäre ich dann hier?"
Vorsichtig setzt ich mich etwas auf. "N-nein."
Sirius legte den Kopf schief. "Ernshaft jetzt? Bist du wirklich so dumm?"
Pff! Seine Blondinen waren allesamt dumme Tussen, aber ich doch nicht.
"Ich weiß nicht, wo Remus ist. Er hat mich hierher gebracht und dann ist er zurück in den Unterricht gegangen. Ich bin eingeschlafen."
Genervt stieß Sirius die Luft aus und ich machte mich ganz klein. Vorsichtshalber.
"Tja, du bist die letzte die ihn gesehen hat, denn er ist eben nicht mehr in den Unterricht gekommen."
Oh nein! Was erwartete Sirius denn jetzt von mir? Und viel wichtiger, was war mit Remus? Ich hustete leicht und warf einen Blick in die Richtung, in der ich Madame Pomfreys Büro vermutete. Ach, scheiß drauf! Mit einem weiteren Husten, schlug ich meine Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Merlin sei dank, trug ich noch meine Klamotten. Es fehlten nur die obersten vier Pullis, die Schals und meine Lackschuhe. Ich schlüpfte in meine Schuhe und stand auf.
"Was wird das?", wollte Sirius wissen und zog seine Augenbrauen nun zusammen.
"Ich gehe Remus suchen. Et toi? (Und du?)" Sein erstaunter Blick ließ mich schmunzeln. Aber ich machte mir wirklich Sorgen um Rem. Ich hatte keine Lust, nochmal so eine Situation wie am Anfang des Jahres zu erleben. Und vielleicht, ganz vielleicht wollte ich Sirius auch beeindrucken.
Der Black- Sprössling schüttelte den Kopf und folgte mir dann zur Tür. Allerdings nicht ohne vorher ebenfalls noch einen Blick zum Büro der Schwester zu werfen. Ich lag also richtig.
"Wehe, du lässt uns auffliegen!", zischte Sirius mir ins Ohr und zog mich, kaum waren wir draußen, in einen Geheimgang. Er war mir plötzlich viel zu nah. Ich hustete erneut und Sirius warf mir einen bösen Blick zu, so dass ich die nächsten Hustenanfälle zu unterdrücken versuchte.
"Okay, okay! Huste! Ich habe keine Lust, dass du erstickst.", murrte er dann aber nach dem dritten Mal. Sein Grinsen konnte er fast nicht verstecken.
Wir erreichten das Ende des Geheimgangs. "Warte!" Sirius streckte seinen Arm aus, um mich aufzuhalten, und lugte dann raus. Wieso tat er das überhaupt?
"Warum..."
"Müsstest du nicht im Krankenflügel liegen?!", unterbrach er mich und trat aus dem Gang. Peinlich berührt folgte ich ihm. Stimmt ja.
Ab da an schwieg ich und tapste einfach hinter ihm her, ab und zu noch von Husten und Niesen unterbrochen. Ich hatte meine Augen auf seinen Rücken geheftet. Selbst der wies kräftige Muskeln auf. Was war dieser Junge bloß für ein Muskelpaket?! Verträumt seufzte ich auf.
"Geht's dir gut?", fragte Sirius und warf mir über seine Schulter einen Blick zu. Scheiße!
"Ähm... I-ich..."
Er winkte ab. "Vergiss es. Interessiert mich sowieso nicht."
Ich seufzte erneut, diesmal bewusst leiser. Vermutlich würde es ihn wirklich nicht interessieren, sollte ich ihm jemals erzählen, dass ich auf ihn stand. Plötzlich blieb er so abrupt stehen, dass ich unvorbereitet und durch meine tollpatschige Art direkt in ihn rein lief. Autsch!
"Pass doch auf!", zischte er, drehte sich um und schob mich grob von sich. Betreten sah ich zu Boden. Hoffentlich hatte ich ihm nicht weh getan!
Aber ich konnte nicht umhin seinen Geruch zu bemerken. Ein ausnahmsweise mal wirklich gut riechendes Aftershave- den Geruch konnte ich bloß nicht zuordnen- und sein eigener persönlicher Geruch, der, auch wenn es höchstwahrscheinlich nur Schweiß war, gut roch. Uähh. Das klingt ekelhaft!
"Madleine!", zischte Sirius aus einer komplett anderen Richtung. Erschrocken fuhr ich aus meinen Gedanken und entdeckte ihn bei dem Portrait einer fetten Dame im quietschrosa Kleid. Schnell eilte ich zu ihm.
Er hatte mich Madleine genannt. Zum ersten Mal hatte er mich bei meinem Namen genannt.
"Du wartest hier!", wies er mich genervt an. Dann wandte er sich an das Portrait. Die Dame, welche mich davor neugierig gemustert hat, fragte:" Passwort?"
"Godric's Schwert.", antwortete Sirius und das Portrait schwang auf. Es gab somit einen kleinen Gang frei. Allerdings konnte ich nicht sehen, wo er hin führte. Dazu war es zu dunkel.
"Warte hier.", meinte Sirius noch einmal, ehe er durch das Portraitloch stieg und das Bildnis der Dame weder davor klappte.
"Wer bist du?", wollte sie neugierig wissen.
"Madleine.", meinte ich und lächelte leicht. "Madleine de la Fontaine." Ich hustete.
"Oh, hast du eine Erkältung?"
"Ja. Eigentlich vermutlich sogar Grippe."
Vorwurfsvoll sah mich die Dame an. "Aber wieso bist du denn dann nicht im Krankenflügel?"
Ich wurde augenblicklich rot und fühlte mich ertappt. "Naja, ich suche meinen Cousin. Er ist irgendwie verschwunden."
"Ach, so selbstlos! Und das für eine Slytherin!" Ohne Zweifel hätte sie mir über den Kopf gestrichen, wäre sie kein Bild. Ich lächelte. Die erste die erkannte, dass ich anders war, als der Rest der Schlangen. Nebenbei bemerkt hasse ich Schlangen.
Im Korridor war es zugig und ich begann zu frieren. Wo blieb Sirius? Hatte er mich in eine Falle gelockt?
"Er ist weder im Schlafsaal noch im Gemeinschaftsraum.", brummte Sirius. Das Portrait war erneut aufgeschwungen und er trat wieder heraus. Er warf mir einen kurzen Blick zu. "Ist dir kalt?"
"Nein, nein! Geht schon!", murmelte ich. Ich hatte meine Arme um meinen Körper geschlungen und eigentlich ging es nicht, ich hätte das Gefühl zu erfrieren, aber das musste Sirius ja nicht wissen. Keine Schwäche zeigen!
Sirius zuckte die Schultern und wandte sich zum gehen.
"Mr Black, die Kleine erfriert ja gleich! Nun reichen sie ihr schon ihren Umhang!", empörte sich die Dame aus dem Portrait. Sirius seufzte genervt und drehte sich wieder um. Prüfend sah er mich an. Er schien kurz mit sich zuhadern, doch dann schlüpfte er aus seinem Umhang und legte ihn mir sogar über die Schultern. Wow! Aber ich war eher erleichtert, dass mir endlich wärmer war. Sofort kuschelte ich mich in Sirius wärmenden Gryffindorumhang, der auch noch nach ihm roch. Mir war wirklich wohlig warm.
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht, als er mich so sah, aber rasch wurde er wieder kalt und abweisend.
"Komm!", befahl er mir und wir machten uns auf den Weg nach unten. Ich verdrehte die Augen. Das war fast Slytherin like: bloß keine Gefühle zeigen!
"Wieso gehen wir raus?", wollte ich wissen und stolperte über die Stufen vor dem Eingangsportal.
"Pass doch auf!", schnautze Sirius mich an, als ich erneut gegen ihn prallte. Ja, mir geht's gut!
"Wir gucken jetzt am See.", gab Sirius mir Auskunft. "Da ist einer seiner Lieblingsplätze."
Ich seufzte. Vielleicht hätte ich Sirius alleine suchen lassen sollen. Ich war müde, hatte wieder Halsschmerzen und musste wieder öfter husten. Sirius sah mich von der Seite her an, als würde er bemerken, dass es mir schlechter ging, aber er sagte nichts, sondern lief einfach mit großen Schritten weiter. Das Problem hierbei war, dass seine Schritte zu groß für mich waren. Für jeden Schritt, den machte, machte ich zwei bis drei.
"K-können wir langsamer laufen?", fragte ich vorsichtig und schüchtern.
"Nein.", meinte er kalt und ließ seinen Blick über den Schwarzen See, welcher sich nun vor uns erstreckte, streifen.
Ich schwieg. Wieso war er so ein Arsch zu mir? Wegen seiner Vorurteile? Wegen meiner Maske?
"Siehst du Remus?" Wir blieben stehen und erneut blickte Sirius über den See.
"Nein.", meinte ich nervös. Wo war Remus bloß?
"Hey, ganz ruhig! Wir finden ihn schon!", versuchte Sirius mich zu beruhigen, als er meinen beginnenden Panikanfall spürte. Wie süß! Er versuchte mich zu beruhigen!
Sanft legte Sirius mir die Hände auf die Schultern. Sofort durchfuhr mich ein Kribbeln von Kopf bis Fuß und ich wurde rot. Tief durchatmen, Madleine!
Sirius seufzte. "Draußen können wir nicht mehr suchen. Es wird dunkel!", stellte er mit einem Blick in den Himmel fest und ließ seine Hände von meinen Schultern gleiten. Ich entspannte mich etwas, jetzt wo er mich nicht mehr berührte, aber die Sorge um Remus blieb.
Ich sah automatisch auch nach oben. Doch ich sah ja auf die andere Seite des Himmels, wenn ihr versteht, was ich meine. Und über dem Verbotenen Wald prangte groß, rund und silbern funkelnd der volle Mond.
"Sirius..."
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Ordinary Girl
FanfictionMadleine de la Fontaine kommt in ihrem 5. Jahr nach Hogwarts. Nach Slytherin. Denn sie scheint wie die perfekte Slytherin und Reinbluttochter- kalt, hochnäsig und verabscheut Gryffindors. Doch eigentlich ist sie ganz anders. Eigentlich ist sie in ei...