The first snow// Madleine

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Madleine

Es war ein Samstag und mein erstes Hogsmead Wochenende, an dem der erste Schnee fiel.
"Ist das Schnee?", hatte ich Amelia ungläubig gefragt, als wir zum Frühstück in die Große Halle gekommen waren und weiße Flocken von der verzauberten Decke rieselten.
"Ja, was denn sonst?" Ich war mir sicher sie hätte gelacht, wären da nicht diese bescheuerten Slytherin-Benimm-Regeln. "Gibt es bei euch in Frankreich nicht so viel Schnee?" Wir setzten uns auf die Bank am Slytherintisch.
"Dans le nord. (Im Norden.) Aber nicht bei uns in Südfrankreich. Da ist es selbst im Winter noch relativ warm."
"Hattet ihr dort wirklich noch nie Schnee?", fragte Amelia.
"Doch. Une fois, je pense. (Ein mal, glaube ich.) Aber das ist schon lange her. Das war noch vor der Geburt meines älteren Bruders."
"Ein Leben ohne Schnee...", meinte Amelia nachdenklich. "Was macht ihr denn dann im Winter?"
"Eigentlich fast die selben Sachen wie im Sommer."
"Wie? Keine Schneeballschlachten? Keine Schlittenfahrten?"
Verwirrt sah ich sie an. "Okay, ich weiß, was eine Schlittenfahrt ist, aber was bei Merlins Bart ist eine Schneeballschlacht?"
"Du..." Amelia schien nun vollkommen entsetzt und ich fühlte mich schrecklich dumm. "Lucius! Wieso weiß deine Cousine nicht, was eine Schneeballschlacht ist?"
"Du weißt nicht was eine Schneeballschlacht ist, Madleine?", mischte sich auch noch Regulus ein. Zögerlich schüttelte ich den Kopf.
"Merlin!", stieß er aus. Ich fühlte mich mit jedem Wort dümmer. Die taten alle gerade so, als wäre das ein unverzeihliches Verbrechen.
"Komm, wir zeigen dir, was eine Schneeballschlacht ist!", sagte Lucius. Überrascht sah ich ihn an. Er lachte sogar. Heute schien er gut drauf zu sein. "Schau nicht so! Wir machen jetzt eine Schneeballschlacht! In zwanzig Minuten in der Eingangshalle. Und zieh dich ja warm an!"
"Oh ja!", rief Amelia. "Wir haben schon sooo lange keine mehr gemacht! Komm, Madleine!" Sie zog mich von der Bank und aus der Großen Halle.
"Mais nous avons l'école! (Aber wir haben Schule!)"
"Die ist heute nicht wichtig!", lächelte Amelia.
Narcissa war noch in unserem Schlafsaal. "Cissa, wir machen eine Schneeballschlacht!"
"Ehrlich?" Begeistert drehte die Blonde sich um.
"Ja, und vielleicht, ganz vielleicht könnten die Rumtreiber..." Sie sprach nicht weiter, aber Cissy grinste wissend.
"Wieso die Rumtreiber?", fragte ich verwirrt. Ich war nur von Slytherins ausgegangen. Auf keinen Fall hatte ich erwartet, dass Remus, Sirius, James und Peter auch dabei sein könnten.
"Die vier sind Profis in Schneeballschlachten! Jedes Jahr veranstalten sie eine. Erst nur die vier, dann nach und nach alle Gryffindors und irgendwann das ganze Schloss!", erklärte Narcissa.
"Letztes Jahr hat sogar Dumbledore mitgemacht!", fügte Amelia kichernd hinzu.
Ich hatte nur eine Ahnung, was eine Schneeballschlacht sein könnte und jetzt kam mir das ganze noch absurder vor. Aber ehrlich gesagt, sprach der Name für sich. Mir war es bloß schleierhaft wie man aus Schnee Bälle machen sollte. Obwohl, ich hatte ja jetzt auch nicht so wahnsinnig viel Erfahrung mit Schnee...
"Ich will auch eine Schneeballschlacht machen!", sagte ich entschlossen. Cissa lachte- wir waren in unserem Schlafsaal und unter uns, da durften wir das. "Na dann! Los, zieh dir was Warmes an!"

"Okay, wir bilden zwei Teams! Narcissa, Barty, Andromeda und ich gegen Madleine, Regulus, Severus und Amelia!", schrie Lucius. "Nur eine Mauer darf mit Zauberei gebaut werden, ansonsten sind Zauberstäbe und Magie verboten! Los geht's!"
Hastig zog Amelia mich hinter eine Mauer aus Schnee, welche die beiden Jungen blitzschnell gezaubert hatten.
"Was muss ich machen?", fragte ich leicht nervös.
"Du formst Bälle und versuchst die anderen abzuwerfen!", erklärte Regulus. "Schau!" Er nahm einen Haufen Schnee und schaffte es tatsächlich daraus einen Ball zu formen. Zögerlich griff ich in die Schneedecke zu meinen Füßen, dann versuchte ich auch einen Ball zu machen. Er zerfiel beinahe sofort wieder.
"Das war doch schon ganz gut!", sagte Amelia aufmunternd. Ich verzog das Gesicht. Als wüsste ich nicht, dass das schlecht war. Diesmal mutiger versuchte ich es wieder. Und wieder. Und wieder. Und wieder. Die anderen warfen einander mit einem Schneeball nach dem anderen ab, während ich es verdammt nochmal nicht hinbekam überhaupt einen zu formen.
Plötzlich hielt mir jemand eine weiße, wohl geformte Kugel unter die Nase. Verwirrt sah ich hoch in das grinsende Gesicht von James Potter.
"Danke?!" Nach kurzem Zögern nahm ich den Schneeball.
"Immer doch!" James zwinkerte mir zu. "Jetzt werf, aber bitte auch gescheit!"
Ich seufzte. Das war dann das zweite an dem ich scheitern würde...
Vorsichtig lugte ich über den Rand der Mauer. Bartys Kopf war der einzige, der vom gegnerischen Team zu sehen war. Ich holte tief Luft und schleuderte den Schneeball in seine Richtung. Überraschender Weise traf er ihn tatsächlich mitten im Gesicht.
"Aber hallo, Kleine! Der Wurf war gut! Besser als Sirius Mantel. Du solltest überlegen ob du Jägerin werden willst, solltest du nächstes Jahr wieder herkommen..."
Er wusste, dass ich nicht bleiben wollte. Woher auch immer. Hatte Remus es ihm erzählt?
"Achtung!", rief Amelia und zog mich und James nach unten. Knapp über unseren Köpfen sauste Bartys Rache vorbei.
"Vielleicht." Ehrlich gesagt hatte ich Quidditch nie so toll gefunden wie alle anderen. Aber vielleicht konnte ich den beliebten Zauberersport ja neu für mich entdecken. Sirius spielte schließlich auch.
"Pass auf!" James zwinkerte mir zu und zog seinen Zauberstab.
"Das darfst du ni..." Ich unterbrach mich selbst, als er mit einem einzigen Wink einen großen Haufen Bälle zauberte. James grinste.
"Viel Spaß!", sagte er. "Trotz Schniefelus bin ich für dein Team!" Damit verschwand er wieder. Kopfschüttelnd nahm ich einen Ball. Mal sehen, ob wir das Ding reißen konnten.
Konnten wir. Definitiv. Meda und Cissa waren miserable Werferinnen und selbst Lucius und Barty konnten das nicht alleine wett machen. Schwer atmend ließ ich mich, nachdem unsere Gegner sich ergeben hatten, nach hinten in den Schnee fallen. Er war unglaublich weich. Fast so wie ein Kissen.
"Ich will einen Schneemann bauen!", sagte ich ins Blaue hinein.
"Vergiss es!", knurrte Barty. Er verkraftete unseren Sieg nicht. Ein schlechter Verlierer.
"Tut mir leid, Mads, aber ich will lieber wieder rein.", meinten die Mädchen und Lucius folgte einfach Barty.
Na toll! Seufzend setzte ich mich auf. Ich wollte einen Schneemann bauen! Das Problem war bloß, dass ich keine Ahnung hatte, wie man das machte.
Aber dann traten aus der Hütte des Wildhüters vier vermummte Gestalten. Die Rumtreiber.
Hastig rappelte ich mich auf. "Remus! Remus!" Ich rannte ihnen entgegen, wobei ich fast über meine eigenen Füße stolperte.
"Maddy, alles in Ordnung?", fragte mein Cousin besorgt, als ich in seine Arme stolperte.
"Nein!" Ich zog einen Schmollmund. Heute war Ausnahmezustand. Wir durften lachen, also konnte ich bei Rem auch ich sein!
Remus seufzte. "Was willst du?" Sanft schob er mich von sich.
"Einen Schneemann!", erklärte ich mit leuchtenden Augen und richtete meinen Schal und meinen Mantel. Sirius biss sich auf die Lippe, um ein Lachen zurück zuhalten.
"Einen Schneemann...", murmelte er abschätzig. Ich verstand nicht, was an einem Schneemann falsch war. "Was ist den?", fragte ich irritiert.
"Schneemänner sind was für Babys!", antwortete Peter. Es war das erste Mal, dass ich den kleinen, pummeligen Jungen sprechen hörte. Er hatte eine schrecklich Stimme- hoch und piepsig.
"Ich mag Schneemänner.", entgegnete ich trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. Remus seufzte erneut. "Maddy, bitte! Ich will keinen..." Er brach ab, als er in mein Gesicht sah. Ich hatte meinen Hundeblick aufgesetzt und klimperte mit meinen Wimpern.
"Verdammt!", fluchte Remus. Er konnte diesem Blick nicht widerstehen. Konnte er noch nie. Ein zufriedenes Grinsen schlich sich auf meine Lippen.
"Komm mit!" Remus stapfte an seinen verwirrten Freunden vorbei auf eine große, gerade Fläche.
"Du baust jetzt nicht wirklich einen Schneemann mit ihr, oder?" Sirius lief uns nach.
"Doch, werde ich." Remus zog seinen Zauberstab.
"Nein!" Schnell machte ich einen Schritt vor und packte Remus Handgelenk. "Nicht so! Ich will es richtig machen!" Mein Cousin sah mich an. "Mads!", stöhnte er.
"Ach komm schon!" Ich ließ ihn los. Wieso wollte er das nicht mit mir machen? War das wirklich so unter seinem Niveau?
"Ja, einen Schneemann bauen ist wirklich schlimm." Die Stimme des fremden Mädchens triefte vor Ironie. Überrascht sah ich sie an. Sie war auch eine Gryffindor, ich konnte es an ihrem Umhang sehen. Freundlich lächelte sie mich an. "Ich bin Alice Forterscue!", stellte sie sich vor.
"Ich bin Madleine.", erwiderte ich vorsichtig.
"Alice, Schätzchen, ein Schneemann ist nur was für Erstklässler!", sagte Sirius.
"Aber wirklich!", pflichtete ihm Peter bei. Ich seufzte.
"Ach, und was war das letztes Jahr mit den Rumtreiber-Schneemännern?" Alice verschränkte die Arme vor der Brust.
"Rumtreiber Schneemänner?", hackte ich nach.
Alice drehte sich zu mir. "Ja, letzten Winter haben sie vier Schneemänner gebaut und sie anschließend so verzaubert, dass sie aussahen wie sie."
Mit hochgezogenen Augenbrauen wandte ich mich an Sirius. "Aber Schneemänner sind nur was für Erstklässler, ja?"
Sirius schnaubte und warf Alice einen bösen Blick zu.
"Dann könnt ihr doch dieses Jahr einen einzigen Schneemann mit mir bauen!"
"Eigentlich hat sie recht!", mischte sich auf einmal James ein. Überrascht sah ich ihn an. Er lächelte. "Es bringt uns nicht um einen Schneemann zu bauen. Und es macht doch auch Spaß!"
"Also ich bin dabei!" Zu meiner Überraschung legte Alice mir einen Arm um die Schultern.
"Remus?" Ich sah meinen Cousin an.
"Ist ja gut!", seufzte er. "Ich helfe auch."
"Vergesst es!" Sirius verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte mich an.
Ich wünschte mir, er würde mit machen. Aber er tat es nicht. Natürlich. Er drehte sich einfach um und stiefelte durch den Schnee hoch zum Schloss. Ich verkniff mir ein trauriges Seufzen.
Das Peter ihm hastig hinter her eilte kümmerte mich dafür nicht im geringsten.
"Okay. Madleine, komm her!" James winkte mich zu sich.
"Was machen wir?", fragte ich neugierig. Der Potter lachte. "Na, wir bauen einen Schneemann!"
Unser Schneemann sah am Ende wirklich nicht schlecht aus.
"Madleine, dürfen wir ihm deinen komischen Pariser Hut aufsetzten?", fragte James.
"Que? Non!" (Was? Nein!) Erschrocken presste ich meine weinrote Mütze auf meinen Kopf. (AN: ich weiß gerade nicht, wie diese Mützen heißen. Aber ich meine die, mit diesem kleinen... Knubbel in der Mitte...)
Er lachte. "Das war ein Scherz, Kleines!"
Beschämt senkte ich den Kopf.
"Mach dir nichts draus! So ist er zu jedem!", meinte Alice aufmunternd. Ich zuckte die Schultern. Es war mir ehrlich gesagt lieber, wenn er so mit mir umging, als wenn er mich behandelte wie ein unausstehliches Wesen.

Ordinary GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt