Kapitel 1. SCHWUR

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Na toll, jetzt saß ich hier und heulte mir die Seele aus dem Leib. Wütend schnappte ich mir mein großes Sofakissen, nur um es im nächsten Moment mit einem frustrierten Aufschrei an die Wand zu schmeißen. "Ich hätte es wissen müssen. Lerne ich denn garnicht dazu?" grummelte ich vor mich hin. Vor siebzehn Jahren, als ich gerade mal das zarte Alter von vier erreichte, hatte mein Vater anscheinend die lustige Idee mir zum Geburtstag alles Gute für die Zukunft zu wünschen und einfach mal mit mir-nichts-dir-nichts zu verschwinden und mein Vertrauen in andere Männer stark zu erschüttern. Meine Mutter und ich haben ihn seid dem nie wieder gesehen und auch nichts von ihm gehört. Seit diesem Tag schlugen wir uns zu zweit durchs Leben. Bis vor zwei Monaten, da habe ich nämlich Hoseok kennengelernt.

Er war der totale Arsch. Zu allem Überfluss wurde er auch noch von seinen Freunden Rammel- Hoseok genannt. Bei der Erinnerung daran, wie naiv ich ihm geglaubt hatte, dass seine Freunde ihn mit dem Spitznamen nur ärgern wollten, um es ihm schwer zu machen ein Jungen abzubekommen, er dem Spitznamen aber keineswegs gerecht wurde, musste ich aufstöhnen. Kleiner dummer, naiver Junge. Er wurde dem Namen so was von gerecht und das hat er mir vor zwei Tagen gezeigt. Es war ein schöner sonniger Dienstag gewesen und ich hatte Dank den herrschenden vierunddreißig Grad früher Schluss, da die Klimaanlage in meinem Büro, das ich mir mit meinem Kollegen und gleichzeitig besten Freund Taehyung teilte, nicht funktionierte.

Ich bin also gute zwei Stunde früher gegangen und habe mir gedacht, es wäre doch eine lustige Überraschung, wenn ich mit einer riesen Packung unseres gemeinsamen Lieblingseises, Zitrone mit weißen Schokoladenstückchen, bei Hoseok vorbeischauen würde und wir uns gemütlich auf seinem großen Balkon in die Sonne legen. Eine Überraschung gab es auch, als ich bei ihm ankam, nur war sie in meinen Augen nicht lustig.

Mit meinem Zweitschlüssel öffnete ich die Tür, betrat ohne böse Vorahnung seine Wohnung und ging zielstrebig Richtung Balkon. Die Balkontür befand sich im Wohnzimmer und als ich dieses betrat, bot sich mir ein Anblick, den ich wohl niewieder vergessen werde. Zuerst wollte mein Hirn einfach nicht verstehen, was ich da sah. Hier ein Bein, da ein Arm und irgendwo mittendrin einpaar schwarze und feuerrote Haare. Nach und nach kam dann auch bei mir an, dass ich da gerade meinen Freund zusammen mit einem anderen erwischt hatte. Hoseok lag auf dem rothaarigen, vergrub seinen Körper unter seinem. Mit schnellen harten Stößen drang er immer wieder tief in ihn ein und drückte ihn in die Couchgarnitur, auf dem wir noch am Abend zuvor eng aneinander gekuschelt Titanic geschaut hatten. Als dem unbekannten rothaarigen dann auch noch ein heisereres Stöhnen entwich, spürte ich, wie etwas in mir zerbrach. "Na, hast du Spaß?", fragte ich trocken. Hoseoks Kopf schnellte nach oben. Als sich unsere Blicke trafen, stockte mir der Atem. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen blitzten zornig wegen der Unterbrechung, doch noch ein zweiter Ausdruck lag in seinem Blick. Pure Erregung und Begierde. Krachend viel mir die Tüte mit dem Zitroneneis aus der Hand und die Eispackung kullerte über den Boden. Als Hoseok mich sah, zog er überrascht eine Augenbraue hoch, blickte jedoch eher Vorwurfsvoll als entschuldigend. "Bis eben schon", antwortete er kühl.

Fassungslos wegen der dreisten Antwort starrte ich ihn einen Moment entgeistert an, bevor ich die Beherrschung verlor. "Was fällt dir eigentlich ein?", schrie ich ihn an. "Jetzt spiel dich doch nicht so auf", bekam ich als Antwort, "Du wolltest ja nie."

Das war ja jetzt wohl nicht sein Ernst. Sprachlos schaute ich von ihm zu dem rothaarigen, der mich nur verachtend von oben bis unten musterte. Anscheinend wollte er sich gar nicht die Mühe machen mir irgend eine Ausrede aufzutischen, sondern widmete sich einfach wieder seinem Gespielten. Ich konnte einfach nicht fassen, dass ich mich so von ihm hatte blenden lassen. Sofort stiegen mir Tränen in die Auge, doch die Schmach vor den Beiden zu weinen, wollte ich mir ersparen und verließ fluchtartig die Wohnung.

Shadow Shapes || BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt