Teil 10

27 5 0
                                    




Was er mir damit zu sagen versuchte, drang nur langsam in mein Bewusstsein vor und ich gab einen erstickten Laut von mir. Fassungslos starrte ich ihn an und hoffte, dass er im nächsten Moment 'War nur ein Scherz' rufen würde. Doch vergebens. Neben mir verlagerte Yoongi sein Gewicht und erinnerte mich daran, dass er und Jungkook auch noch anwesend waren. Fragend sah ich erst zu ihm und dann zu Jungkook, auf der suche nach einem verräterischen Grinsen, das mir sagt, dass alles nur ein schlechter Scherz sei. Doch beide blieben vollkommen ernst. Jungkook unterstützte mit einem Nicken sogar die Worte meines Vaters. "Ich wollte dich von dieser Würde befreien", fuhr dieser nun fort. "Du bist zur Hälfte ein Mensch, was dir das Regieren nicht gerade leicht machen würde. Zudem bist du nicht in unserer Welt aufgewachsen. Du kennst dich hier nicht aus, weder geographisch noch was die Sitten und Bräuche angeht. Deine Mutter ist bis jetzt für mich die einzige große Liebe geblieben, trotzdem habe ich mir auch hier eine Frau genommen. Ich hatte gehofft, sie würde mir einen Sohn schenken, den ich dann in allen Regeln des Königssein unterweisen könnte. Doch dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt, Stattdessen habe ich noch vier Töchter bekommen, deine Schwestern." Vor Überraschung klappte mir der Mund auf. Als ob alles was ich zu vor gehört hatte nicht schon gereicht hätte, jetzt hatte ich auch noch vier Schwestern. Ich war absolut baff und hatte keinerlei Ahnung, was ich dazu sagen sollte. Doch das musste ich auch garnicht, denn mein Vater sprach bereits weiter. "Zu allem Überfluss habe ich dir auch noch eine zweite Bürde auferlegt, von der ich selbst bis kurz vor deinem einundzwanzigsten Geburtstag nichts wusste. Das zu erklären wird jetzt zwar etwas komplizierter, vielleicht möchtest du dich erstmal von der langen Reise hierher erholen?" Ich war versucht das Angebot auszuschlagen. Der Gedanke noch länger auf Erklärungen warten zu müssen, gefiel mir nicht unbedingt. Doch der Gedanke an ein kuscheliges Bett, ließ mich prompt ein Gähnen ausstoßen. So müde wie ich war, würde ich eventuell nur wichtige Fakten an mir vorbei rauschen lassen, ohne sie wirklich aufzufassen. "Keine schlechte Idee. Aber wir reden morgen hundertprozentig weiter, ja? Ich hab noch eine Menge Fragen, auf die ich unbedingt eine Antwort möchte. Ein Verständnisvolles Lächeln trat auf das Gesicht meines Vaters. "Versprochen."

Gerade als ich aufstehen wollte, flog die Tür auf und ein kleines Mädchen mit kurzen, braunen Locken kam in das Zimmer gerannt. Ihr folgte ein etwas älteres Mädchen mit hüftlangen, dunkelgrünen Haaren. "Yuki, komm sofort zurück", rief die Ältere aufgebracht. "Aber ich will ihn doch unbedingt sehen", quietschte die Kleine. Sie ließ ihren Blick durch den räum schweifen. Als sie mich sah weiteten sich ihre Augen und mit einem freudigen Jauchzen kam sie auf mich zu gerannt und entwischte somit den Armen der Älteren, die gerade nach Yuki greifen wollte. "Jiminnie!" Die Kleine sprang wie ein Flummi auf meinen Schoß und kuschelte sich an mich. Verblüfft schaute ich auf das Kind in meinen Armen. Ihr Anblick entlockte mir ein Lächeln und ich streichelte sacht über ihre braunen Locken. "Tut mir leid, Vater, sie ließ sich einfach nicht mehr zurückhalten", schuldbewusst stand die Ältere vor dem König und blickte zu Boden. "Schon gut, Xenia. Das wichtigste hatten wir für heute eh besprochen." Mit neuem Interesse betrachtete ich die beiden Mädchen. das waren also zwei meiner Schwestern. Wenn ich stand, würde sie mir gewiss bis zu Brust gehen. Sie wirkte relativ ernst, was es mir schwersachte ihr Alter zu erraten, trotzdem tippte ich auf elf Jahre. Yuki auf meinem Schoß wirkte wie das genaue Gegenteil. Sie war deutlich aufgeweckter und begann gerade an meinen Klamotten zu ziehen. "Na na, so was macht man aber nicht", versuchte ich sie davon abzuhalten und nahm ihre Hände weg. "Weißt du das etwa noch nicht?" Beschämt schaute die Kleine auf ihre Finger und flüsterte: "Doch. Ich bin ja schon fünf." Schmunzelnd erwiderte ich: So alt schon?" Sichtlich erfreut darüber, dass ich sie nicht weiter ausschimpfte, strahlte mich Yuki wieder an. "Ja, und bald bin ich so alt wie Xenia. Die ist schon elf." Da habe ich also mal richtig getippt. Ich hob meinen Blick und schaute zu Xenia herüber. Das Mädchen stand in einiger Entfernung und blickte uns unschlüssig an. "Hallo Xenia. Ich bin Jimin." "Ich weiß." "Wie wärs's ihr beiden, wollt ihr eurerem Bruder sein Zimmer zeigen?" "Au ja!", quiekte Yuki begeistert, sprang von meinem Schoß und rannte auf unseren Vater zu. Lachend ließ sie sich von ihm auf den Arm nehmen. "Na den mal los. Ich muss noch einiges mit Yoongi und Jungkook besprechen." Ernst nickte das Kind und schaute zu den beiden Männern hinüber. Dann breitete sich jedoch schon wieder ein großes Lächeln auf ihrem Gesicht aus. "Danke, dass ihr Jiminnie nach Hause geholt habt." Bei dem Wort 'nach Hause' hätte ich mich fast verschluckt. Das hier war sicher nicht mein Zuhause und würde es auch nie werden. Doch ich wollte Yuki's Freude nicht zerstören, also schwieg ich dazu. Die Kleine rannte noch zu Yoongi und Jungkook und ließ sich auch von den beiden auf den Arm nehmen und einen Abschiedskuss auf die Stirn geben. Xenia blieb die ganze zeit am Rand des Geschehens stehen und beobachtete alles aufmerksam. Dass die beiden Mädchen Schwestern waren, war echt verblüffend. Als ich daran denken musste, dass sie auch meine Schwestern waren, musste ich unweigerlich grinsen. das war mehr als verrückt. Ich stand auf und wollte schon mit Xenia und Yuki das Zimmer verlassen, als ich am Handgelenk festgehalten wurde. "Keine Verabschiedung?" Jungkook schaute mir fragend in die Augen. ich konnte jedoch genau das grinsen sehen. Ohne das ich was dagegen tun konnte, breitete sich ein warmes Gefühl in meinem Bauch aus. "Na gut. Gute Nacht." Ich wollte mich schon wieder abwenden, doch Jungkook zog mich blitzschnell an sich und hauchte mir einen Kuss auf die Schläfe. Als er seine Lippen wegzog, streifte er mit ihnen mein Ohr. "Süße Träume, Süßer." Ein leises Knurren, dass ich gegen meine Erwartung nicht als das meines Vaters, sondern als das von Yoongi identifizierte, riss mich aus meiner Starre. Abrupt trat ich einen Schritt zurück. Mein Gesicht glühte, als hätte ich stundenlang zu nah am Feuer gesessen. Und das vor meinem Vater und meinen Schwestern. Na toll! Noch eh ich einen neuen Fluchtversuch starten konnte, hatte mich auch schon Yoongi in seine Arme gezogen. Seine Umarmung war eine Spur sanfter als die von Jungkook und er gab mir lediglich einen Kuss auf den Kopf. Zärtlich flüsterte er mir ein 'Schlaf gut, Kleiner' zu. "Ja ja, schlaft alle gut", erwiderte ich völlig aus der Fassung gebracht. Fluchtartig verließ ich das Zimmer und hörte wie Yuki mir kichernd folgte, während Xenia versuchte sie zum Schweigen zu bringen.

Während mich Xenia zurück in dieEingangshalle führte, sprang Yuki fröhlich um mich herum. "Sie mögen dich, sie mögen dich." "Yuki!" Xenia sah ihre kleinere Schwester streng an. "Aber es stimmt doch", antwortete diese verständnislos. "Das ist egal. Es geht uns einfach nichts an." "Aber wir sind doch eine Familie." Entschuldigend sah Xenia zu mir herüber. Ich zuckte nur mit den Schultern. Wir gingen die große, steinernen Flügeltreppe im hinteren Teil der Halle hinauf und bogen dann rechts in einen weiteren langen Korridor ein. Ich war erleichtert, als Xenia vor der dritten Tür links stehen blieb. So einen endlos langen Weg, wie den bis zum Thronsaal, hätte ich mir auf der Schnelle nicht merken können. Von dem Flur gingen noch vier weitere Türen ab. "So, bitte sehr. Das ist dein Zimmer." Xenia öffnete die Tür und wir traten ein. das Zimmer war ein Traum und war auch Perfekt schlicht für einen Jungen eingerichtet. Gegenüber der Zimmertür befanden sich schlanke, hohe Fenster, an den lange Holzbraune Vorhängen hingen. Der Boden war mit dunklem, gemasertem Holz ausgelegt, auf dem ein in Vorhang farbiger flauschiger Teppich lag. Vo den Fenstern stand ein kleiner Couchtisch, ebenfalls aus dunklem Holz, um den herum Lederne Sitzkissen verteilt waren. In der linken Zimmerhälfte stand ein Traum von einem Bett. Der Holzrahmen war musternden Schnitzereien versehen und von den Bettpfosten hingen seidene Vorhänge. Die seiden Vorhänge entsprechen zwar nicht ganz meinem Geschmack, aber es ist Ok. An der rechten Wand befand sich eine weitere Tür. ich öffnete diese und stand vor dem größten Badezimmer, das ich je gesehen hatte. Alles war aus weißem Marmor und die Badewanne kam für mich schon einem kleinen Schwimmbecken gleich. Zusätzlich zur Badewanne entdeckte ich noch eine Dusche, in der fast vier Personen gleichzeitig hätten duschen können. Die Wand hinter der Wanne war vollkommen verspiegelt und durch die beiden Fenster links und rechts vom Waschbecken blickte man, genau wie aus dem Schlafzimmer , auf den Urwald hinaus. "Das ist der Wahnsinn." Meine Stimme war nur noch ein ehrfürchtiges Flüstern. Als ich mich zu meinen beiden Schwestern umdrehte und mit ihnen zurück ins Zimmer ging, um auf den Sitzkissen Platz zu nehmen, sah ich zum ersten mal ein Glitzern in Xenia's Augen. "Es gefällt dir also?" "Und wie. Es ist fantastisch. Wer hat das so eingerichtet?" Zu dem Glitzern gesellte sich nun auch das erste beide Lächeln. "Das waren Papa und ich. Wir haben uns gedacht, es könnte dir gefallen." "Das tut es. ich fühle mich wie aus tausend und eine Nacht." Fragend schauten mich Yuki und Xenia an. "Das ist eine Geschichte aus meiner Welt. Sie spielt im Orient." "Erzählst du die uns?" Yuki schaute mich mir großen Augen erwartungsvoll an. Ich war kurz davor mich um den Finger wickeln zu lassen, doch Xenia kam mir zur Hilfe. "Lass ihn sich doch erstmal ausruhen. Er muss von der langen Reise vollkommen erschöpft sein." Mich überraschte wie einsichtig sie in ihrem Alter schon war. Ich ging vor ihr in die Hocke und hob ihr Kinn an, bis sie mir in die Augen sah. "Na na, nicht traurig sein. Was hältst du davon, wenn ich sie dir morgen als Gute Nacht Geschichte erzähle? Aber heute muss ich selbst dringend ins Bett." Hoffnung kam in ihren Augen auf. "Und du erzählst sie mir morgen garantiert? Versprochen?" "Ok, versprochen." Mit einem freudigen Grinsen fiel mir Yuki um den hals und drückte mir einen zarten Kuss auf die Wange. "Gute Nacht, Jiminnie." dann rannte sie zu Xenia und versuchte sie zur Tür zu zerren. "Komm Xenia, Jiminnie muss schlafen." Xenia ließ sich bereitwillig von Yuki zur Tür ziehen. "Schlaf gut, Jimin. Wenn du etwas brauchst, mein Zimmer ist das rechts neben deinem."

"Danke. Gute Nacht ihr beiden." Die Zimmertür fiel hinter meinen Schwestern ins Schloss. Ich ging zu dem großen Himmelbett und ließ mich auf die weiche Matratze fallen. Da meine Boxershorts und meine Strickjacke von der langen Wanderung vollkommen verdreckt war, zog ich sie aus und warf sie in eine Ecke. Ich zog mir eine frische Boxershorts an und löste noch meinen Verband von meinem Fuß, um meinen Zehen über Nacht den Luxus von frischer Luft zu gönnen, und krabbelte unter die Decke. Bevor ich einschlief, musste ich an Yuki und Xenia denken und fragte mich, wie wohl meine beiden anderen Schwestern waren. Waren sie noch jünger als Yuki oder älter als Xenia? Yuki. das Kleine Mädchen hatte es unglaublich schnell geschafft sich in mein Herz zu schleichen. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen schlief ich ein.

Shadow Shapes || BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt