Teil 8

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Der Wald war dichter geworden und überall hingen Lianen von den Bäumen. Blumen, die in kräftigen Farben schillerten, verbreiteten einen angenehmen Duft und zwischen ihren Blüten schwirrten kleine Insekten umher.  Yoongi hatte mir erklärt, dass die Natur hier einem einfachen Prinzip unterlag. Alles, was in irgendeiner Weise die Farbe Rot enthielt, war gefährlich. Von leichten Symptomen, wie Bauchschmerzen oder Gliederschmerzen, konnte es jedoch auch über Bewusstseinsstörungen bis zum Tod führen. Diese Regel speicherte ich sofort in meinem Kopf ab. Bei Tieren galt zudem das bekannte Prinzip: alles, was Zähne hatte, konnte beißen; alles, was einen Stachel hatte, konnte stechen; und alles, was auf eine andere Art und Weise gefährlich aussah, war es höchst wahrscheinlich auch. Am meisten warnte mich Yoongi jedoch vor den menschenähnliche Lebewesen, wie er selbst eines war. "Ihr Verstand kann schärfer sein, als jeder andere und nur wenige von ihnen neigen zu Hinterlist und zum Verrat." Seine Stimme war eine Spur dumpfer und trauriger geworden, ich traute mich jedoch nicht zu fragen, was dahinter steckte. Als die Schatten schon wieder länger wurden, tauchte vor uns hinter den Bäumen ein Berg auf, auf dessen Spitze ein imposantes Gebäude stand. Ungläubig rieb ich mir die Augen. "Ist das da wirklich ein Schloss auf dem Berg?" Ein breites grinsen breitete sich auf Yoongis Gesicht aus, als er mich ansah. "Ja, und das ist auch unser Ziel." Staunend blickte ich wieder zu dem Schloss, das allen Schlössern aus jeglichen Filmen, die ich kannte, Konkurrenz machte. "Da wir jedoch etwas langsamer waren, als ich eingeplant hatte, werden wir erst morgen ankommen." Es fiel mir schwer den Blick von dem atemberaubenden Anblick des Schlosses vor der untergehenden Sonne abzuwenden und zu Yoongi herüberzuschauen. "Und wo übernachten wir heute?" Als Antwort deutete Yoongi nur in die Bäume über uns. "Da oben? Du machst Witze, oder?" "Nein. Glaub mir, da oben ist es um einiges sicherer als hier auf der Erde." "Und wie soll ich da schlafen?" Skeptisch betrachtete ich die dicken Äste über mir. Platz würde ich darauf schon finden. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob ich nicht doch im Schlaf herunterfallen würde. Yoongi schien meine Bedenken erahnt zu haben. "Ich habe schon eine Lösung dafür." Ohne ein weiteres Wort schlang er seinen Arm um meine Hüfte und hob mich auf seinen Rücken. "Festhalten." Ich war froh, dass ich diesmal keine Zeit mit Protestieren verschwendete, denn eh ich mich versah, war er schon dabei am dicken Stamm des Baumes hinaufzuklettern. Oben angekommen, setzte er ich in eine Astgabel, sodass er mit dem Rücken am Baumstamm lehnte und zog mich auf seinen Schoß. Er schlang seinen Arm um meine Hüfte und zog mich somit noch näher an sich. "So wirst du im Schlaf bestimmt nicht vom Baum plumpsen." Ich konnte den schelmischen Unterton nur allzu gut aus seiner Stimme heraushören. "Lass mich los." Verärgert über ihn und auch über mich selbst, dass ich mich schon von ihm auf die Palme hatte bringen lassen, versuchte ich mich aus seiner Umarmung zu befreien. Die Aktion führte jedoch nur dazu, dass ich gefährlich ins Wanken geriet und mich eher an seinem Arm festkrallte, als ihn wegzuschlagen. Frustriert ergab ich mich meinem Schicksal und lehnte mich an ihn. Völlig erledigt vom stundenlangen Wandern schlief ich auch schon ein, mit dem Kopf an seiner Schulter. Ich glaubte noch zu hören wie er 'Mein kleines, stolzes Kätzchen' sagte, doch das konnte genau so gut schon ein Traum gewesen sein.

Shadow Shapes || BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt