Teil 14

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Lethargisch lag ich in dem Kissenberg auf meinem Bett und starrte an die Decke. Für immer hierzubleiben und zu regieren, war für mich nie eine Option gewesen. Genau so wenig wie mich mein Leben lang zu verstecken, um nicht als Werkzeug des Bösen zu enden. Doch anscheinend war es dem Schicksal egal, was ich wollte und was nicht. Dann ist mir das Schicksal halt auch egal. In einem plötzlichen Wutausbruch schmiss ich mich auf den Bauch und schrie meinen ganzen Frust in die Kissen.

Ich merkte nicht einmal, dass die Zimmertür aufging, jemand mein Zimmer betrat und sie neben mich aufs Bett setzte. Erst das eindringliche 'Jimin' brachte mich wieder zur Vernunft. Verdutzt sah ich auf, registrierte erst jetzt die Tränen, die mir über die Wange liefen. Auf der Bettkante saß Lija und sah mich mitfühlend an. "Hayley hat uns mitgeteilt, dass du heute noch nichts zu dir nehmen wolltest. Markes macht sich große Sorgen um dich." "Markes schon, aber du nicht, stimmt's? Warum bist du dann überhaupt hier?" Wütend funkelte ich Lija an. Ich wusste, dass ich ihr gegenüber ungerecht war, doch das war mir im Moment egal. Ich befand mich in angriffslustiger Stimmung, legte es sogar auf einen Streit an. Wütend zu sein fühlte sich so viel besser an, als die Melancholie, die von mir Besitz ergriffen hatte. Doch Lija ließ sich nicht drauf ein. Sie nahm mir meine Worte nicht einmal übel, was meiner Wut ein gehörigen Dämpfer verpasste. Abgekämpft ließ ich mich in die Kissen zurück sinken und vergrub mein Gesicht in ihnen. Lija saß einfach nur neben mir und schwieg. Nach mehreren Minuten, die sich für mich wie eine Ewigkeit anfühlten, rappelte ich mich auf. Mühsam drehte ich mich um und lehnte mich mit dem Rücken gegen das Kopfende meines Bettes. Lija hat sich keinen Millimeter bewegt. Sie saß immer noch auf der Bettkante, doch jetzt sah sie nachdenklich zu mir herüber. "Entschuldige bitte meinen Ausraster von vorhin", bat ich sie kleinlaut. "Schon vergessen." Jetzt lächelte sie mich an. "Ich versteh das die ganze Sache nicht leicht für ich ist. Es hätte auch niemals soweit kommen sollen, doch ich war einfach nicht in der Lage, deinem Vater einen Sohn zu schenken." Nun war sie diejenige, die traurig vor sich hinstarrte. "Ich hab ihn nach der Geburt unserer dritten Tochter gebeten mich zu verstoßen und sich eine andere Frau zu nehmen, doch er wollte nicht." Erschrocken und mitleidig zugleich sah ich Lija an. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sie sich deswegen so quälen würde. Aber in meiner Welt war es natürlich auch nicht so wichtig, ob man nun einen Jungen oder ein Mädchen bekam. Dort zählte in den meisten Gesellschaften überhaupt ein Kind zu bekommen. Aber hier war halt einiges anders. "Das ist doch aber nicht deineSchuld", versuchte ich sie zu trösten. "In meiner Welt gibt es viele Paare, die überhaupt keine Kinder bekommen können und ihr habt gleich vier. Außerdem würde ich es wirklich traurig finden, wenn Yuki nicht auf die Welt gekommen wäre. Sie steckt so voller Lebensfreude und Güte. ich hab sie vom ersten Tag an ins Herz geschlossen." Ein kleines Lächeln stahl sich auf Lija's Gesicht. "Ja, sie ist schon der reinste Sonnenschein."

Wir schweigen noch eine Weile, bis Lija die Stille durchbrach. "Ich bin hier, weil ich dir etwas vorschlagen wollte und weil ich glaube, dass du noch eine unbeantwortete Frage mit dir herum trägst." Neugierig sah ich sie an. Vielleicht war ihr ja eine Lösung für mein Problem eingefallen, auch wenn ich nicht wusste, welche Frage sie meinen könnte. Aber das würde sie mir bestimmt noch erklären. "Markes hat Recht, in die Menschenwelt zurückzukehren, würde in dir nur den unwiderstehlichen Drang erwecken, umzukehren und wieder herzukommen. Dem würdest du einfach nicht Wiederstehen können. Deine Mutter kann jedoch die Menschenwelt verlassen und ohne Probleme hierherkommen, auch wenn ich nicht weiß, ob Markes dem zustimmen würde." Im ersten Moment sah ich Lija nur verständnislos an, bis ihre Worte wirklich zu mir durchdrangen. Auflachend schlug ich mir die Hand vor die Stirn. "Warum bin ich nicht selbst auf die Idee gekommen?" Hielt jedoch im nächsten Moment inne. "Besteht dann nicht die Gefahr, dass sie ebenfalls gejagt wird, um als Transporthilfe zu dienen?" Lija nickte bedächtig. "Das könnte allerdings geschehen. Solange deine Mutter überhaupt herkommen will. Allerdings weiß ich nicht, ob sie hier in unserer Welt leben möchte und auch könnte. Wie Markes schon meinte, sind die Menschen früher nicht ohne Grund gegangen. Es gab viele, die psychisch Instabil wurden und in tiefe Depressionen sanken. Sie kamen mir der Schlechtigkeit dieser Welt nicht zurecht. Niemandem vertrauen zu können, immer damit rechnen zu müssen, dass man betrogen oder verraten wird, hat die meisten menschen zerstört. Ich weiß, dass mein Mann deine Mutter von ganzen Herzen geliebt hat. Er war zu tiefsten betrübt, als er hier ankam und mich mehr oder weniger aus Pflichtgefühl als aus Liebe zur Frau nahm. Ich war Markes deswegen nie böse und auch wenn ich einen Platz in seinem Herzen einnehmen konnte, so hab ich es doch nie geschafft deine Mutter ganz von dort zu verdrängen. Mittlerweile hab ich das auch nicht mehr vor. Seine Liebe zu deiner Mutter ist ebenso ein Teil von ihm, wie seine Liebe zu mir, das habe ich mit den Jahren erkannt.

Ich habe mich immer gefragt, warum er euch nicht einfach mit hier her genommen hat. Es spricht nichts dagegen, dass eine Menschen Mann der König der Schattenwelt ist. Der einzige Grund, der mir all die Jahre über eingefallen ist, ist der, dass er deiner Mutter und dir ein Leben hier nicht zumuten wollte und glaubte, dass es euch zerstören würde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es für ihn einen anderen Grund außer Liebe gab, euch zu verlassen."

Lija's Worte gaben mir einiges zum nachdenken. Ich war hart im nehmen, das war ich schon immer gewesen. Mich hatte es nie interessiert, was andere über mich dachten oder sagten, die nicht zu meinen Freunden gehörten. Doch wenn ich nichtmal meinen Freunden vertrauen könnte und immer damit rechnen müsste, dass sie mich hintergehen, das wäre auch für mich eine harte Nuss. Meine Mutter zerbrach sich schon den Kopf darüber, wenn ihr jemand schon einen schiefen Blick zuwarf. Wenn diese Welt damals wirklich so schlimm war wie alle behaupten, konnte ich meiner mutter dann wirklich zumuten hier her zu kommen, nur weil ich sie wiedersehen wollte? Ratlos schloß ich die Augen und lehnte meinen Kopf zurück. In diesem Fall war ich überfragt. "Danke. Danke, dass du dir Gedanken darüber gemacht hast wie ich meine Mutter wiedersehen könnte und sogar einverstanden wärst, wenn sie hierher kommen würde." Ich bewundere Lija für ihre Selbstlosigkeit. Die Exfrau des eigenen Mannes ins Haus zu holen, war bestimmt nicht gerade leicht.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 07, 2019 ⏰

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