Teil 7

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Als wir endlich die Höhle erreichten, war die Sonne schon vollends untergegangen und die ersten Sterne leuchteten am Himmel. Yoongi ging vor und die ersten Sterne leuchteten am Himmel. Bevor ich ihm folgte, warf ich einen Blick in den Himmel und betrachtete die Sterne. "Das sind wirklich mehr als bei uns." "Hast du was gesagt?", kam es aus der Höhle. "Nein, nein, gar nichts." Auf jeden Schritt achtend, folgte ich Yoongi ins Innere. In einer Ecke hatte er trockene Äste auf einen Haufen gelegt und war gerade dabei sie anzuzünden. Erschöpft ließ ich mich auf den Boden sinken und lehnte mich an die raue Steinwand. Die Höhle war nicht groß. Sie bot gerade einmal genug Platz, dass Yoongi und ich uns neben dem Feuer würden legen können. Als die ersten Flammen die Äste zum knacken brachten, verschwand er mit den Worten 'Ich besorge noch was zu essen' aus der Höhle. Seufzend rückte ich ein Stück näher ans Feuer und wärmte meine Hände. Der Tag war angenehm warm gewesen, zur Mittagszeit nach meinem Geschmack sogar etwas zu warm. Seitdem die Sonne untergegangen war, war die Temperatur  jedoch deutlich gesunken. Ich sehnte meine Jacke herbei, die ich am Morgen in meinen Rucksack gesteckt hatte. 

"Der Rucksack!" Fluchend schlug ich mir die Hand vor die Stirn. Jungkook war am Morgen als Panther losgerannt, sprich ohne Rucksack, und da ich den Rucksack auch nicht mitgenommen hatte, hieß das unweigerlich, dass er immer noch unter dem Baum lag, unter dem ich aufgewacht war. Wütend hob ich einen Stein auf und warf ihn an die gegenüberliegende Wand. Klappernd fiel er zu Boden und rollte in eine dunkle Ecke. Frustriert schlang ich die Arme um meine Beine und wiegte mich hin und her. Ich freute mich nicht unbedingt darauf morgen wieder den ganzen Tag nur mit Boxershorts bekleidet durch die Gegend zu laufen. Das Pochen in meinem Fuß wurde stärker und erinnerte mich daran, dass ich noch andere Probleme hatte, als meine Garderobe. Ich löste die Schnürsenkel und befreite meinen Fuß. Vorsichtig wickelte ich den Verband ab, um mir meine Zehen etwas genauer anzusehen. "Verdammt Jimin, warum hast du nicht gesagt, dass du verletzt bist?" Erschrocken zuckte ich zusammen. Ich hatte garnicht mitbekommen, dass Yoongi zurückgekehrt war. Er hielt ein großes Blatt in der Hand, auf dem verschiedene, mir unbekannte Früchte lagen. Nachdem er das Blatt abgelegt hatte, kam er zu mir herüber und begutachtete meinen Fuß. Behutsam hob er ihn an und drehte ihn zum Licht der Flammen. Der ganze Fuß war geschwollen. Aus den offenen Stellen trat Eiter aus und deutete auf eine Entzündung hin. Auch ohne Yoongis leises Fluchen hätte ich erkannt, dass die Wunde alles andere tat als zu heilen. 

"Du hättest mir sagen müssen, dass du verletzt bist. Dann hätte ich von dir nicht erwartet, dass du die ganze Zeit selbst läufst." "Du hättest mich einfach wieder über deine Schulter geschmissen, was?!", antwortete ich kühl. "Ich habe es nicht nötig, von irgendjemand bemuttert zu werden. Und da ich es schon nicht verhindern kann, dass du für mich bestimmst wo ich hinzugehen habe, werde ich immerhin verhindern, dass du mich wie ein hilfloses, zerbrechliches Wesen behandelst." Ungehalten packte Yoongi mein Kinn und zwang mich ihm in die Augen zu sehen. "Es hat nichts mit Hilflosigkeit zu tun seinen Körper zu schonen, wenn er verletzt ist." Grummelnd entwand ich ihm meinen Kopf. "Und glaub ja nicht, dass du morgen den ganzen Tag selbst laufen wirst." Wütend funkelte ich ihn an, erwiderte jedoch nichts. Alles Gerede hätte jetzt eh keinen Sinn gemacht. Immer noch zornig drehte ich ihm und dem Feuer den Rücken zu, legte mich seitlich hin und zog die Beine an. Ich schob meine Hände unter meinen Kopf und benutzte sie als Kissen. "Was ist mit den Früchten? Du wolltest doch noch was essen." "Hab kein Hunger mehr." Dass diese Reaktion äußerst Kindisch war, war mir in diesem Moment egal. Ich war nur froh, dass mein Bauch nicht zu knurren anfing und meine Lügenworte strafte. Yoongi grummelte unverständlich vor sich hin, ließ mich aber in Ruhe. 

Zitternd und völlig ausgekühlt wachte ich auf. Um mich herum war es stockdunkel. Teilweise erkannte ich Yoongis Umrisse auf der anderen Seite des erloschenen Feuers. Neben mir lag immer noch das Blatt mit den Früchten. Da ich mindestens genauso viel Hunger hatte, wie mir kalt war, griff ich nach der erst besten und biss hinein. Die Frucht war weich und saftig. Nachdem ich von der Sorte eine zweite verspeist hatte, griff ich gierig nach einer dritten Frucht. Diese war fester und leicht säuerlich. Leicht gesättigt legte ich mich wieder hin und versuchte weiterzuschlafen. Obwohl ich müde war, ließ mich die Kälte nicht zur Ruhe kommen. Ein permanentes Zittern ergriff von mir Besitz und ließ meine Zähne auf einander Schlagen. Sehnsüchtig dachte ich an meine Jacke, die nutzlos im Rucksack lag.

Plötzlich hörte ich ein Rascheln hinter mir und wurde gleich darauf in zwei Arme gezogen. Protestierend wollte ich mich aus ihnen Winden, doch der Griff wurde nur umso fester. "Ist doch gut, kleiner. Du willst hier doch nicht erfrieren, nur weil du zu stolz bist dich wärmen zu lassen, hmm?" Ich gab noch ein rebellisches, leises Murren von mir, beließ es dann aber dabei. Die Wärme, die Yoongi ausstrahlte, war viel zu wohlig und ich war auch viel zu erschöpft um mich zu streiten. Gehorsam legte ich meinen Kopf auf Yoongis Arm, den er mir als Kissenersatz unter diesen schob und schlief fast augenblicklich wieder ein. Das Zwitschern der Vögel weckte mich und ließ mich zunächst glauben, dass ich in meinem Bett lag. Allerdings kam mir meine Matratze reichlich hart vor. Verwirrt öffnete ich die Augen und blickte auf eine Steinwand. Schlagartig kehrte die Erinnerung zurück und entlockte mir ein verdrossenes Seufzen. "Gut geschlafen, Babyboy?" Mein Kopf schnellte herum und blickte in zwei glänzende Augen. Bei Jungkook hatte ich mir bei dem Kosewort zunächst nichts gedacht, jetzt wurde ich jedoch misstrauisch. "Warum nennen mich alle Babyboy? Ist das hier so üblich oder steckt da etwas anderes hinter?" "Alle?" "Ja, Jungkook hat mich auch schon so genannt." Yoongi zuckte nur die Schultern. "Er hat mir schon immer alles nachgemacht." "Ihr kennt euch?" Es gelang mir nicht meine Überraschung zu verbergen. Ich richtete mich auf und ließ den Kopf kreisen, bevor ich plötzlich innehielt. Mein Blick war auf Yoongis Arm gefallen. "Lag ich etwa die ganze Nacht über auf deinem Arm?" "Dafür hab ich ihn dir doch hingelegt, oder?" "Aber tut er dir jetzt nicht weh? Wenn ich mir vorstelle, das  bei mir jemand die ganze Nacht auf dem Arm liegen würde..." Ich schüttelte mich. Yoongi zuckte nur wieder mit den Schultern und gab mir somit zu verstehen, dass es nicht der Rede wert sei. Als er jedoch die Höhle verließ, um laut seiner Aussage neue Früchte für das Frühstück zu besorgen, konnte ich sehen, wie er mehrmals hintereinander die Hand des Arms, auf dem ich gelegen hatte, öffnete und wieder schloss. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, dass ich so schnell nicht wieder herunter bekam. Nachdem wir gefrühstückt hatten und ich mich in dem kleinen Fluss, der ein paar Meter weiter floss, gebadet hatte, machten wir uns wieder auf den Weg. 

Ich tat es Yoongi diesmal gleich und lief ebenfalls barfuß. Er hatte vor unserem Aufbruch einen kritischen Blick auf meinen Fuß geworfen und von neuem für mich entschieden. Seine Diagnose hieß: ein Tag ohne Schuhe. Den Verband hatte er jedoch locker wieder um den Fuß gewickelt, um zu verhindern, dass Schmutz in die Wunde gelangt. Mit kleinen schritten tippelte ich nun hinter ihm her und versuchte mich an das pickende Gefühl der kleinen Steinchen und Äste unter meinen Füßen zu gewöhnen. Yoongi lief geduldig vorne weg und blieb ab und zu stehen, um nach mir zu schauen. "Soll ich dich nicht doch lieber tragen?" Ich konnte gerade noch ein abweisendes Schnauben unterdrücken und antwortete mit einem 'Nein'. "Wir würden dann aber auch schneller vorankommen und deine Füße hätten eine kleine Verschnaufpause, um sich an den Boden hier zu gewöhnen." "Was hast du an dem 'Nein' nicht kapiert, hä?" Als ich Yoongis finsteres Gesicht sah, biss ich mir auf die Lippe. Ich und meine große Klappe. Nach seiner Aufopferung der letzten Nacht hatte er meine schlechte Laune wirklich nicht verdient. "Yoongi, es tut mir leid. Das war in den letzten Tagen einfach zu viel für mich." Entschuldigend schaute ich zu ihm auf. Zunächst dachte ich, dass er sich einfach weiterhin sauer umdrehen und weiterlaufen würde. Mich zu entschuldigen fiel mir nicht gerade leicht, doch wenn man meine Entschuldigung nicht annimmt, dann fühlte ich mich noch schlechter. Das war dann einfach vergebene Liebesmühe. Als ich Yoongi gerade darauf hinweisen wollte, dass man Entschuldigungen auch annehmen kann, sah ich noch rechtzeitig, wie sich seine Mundwinkel ein Stück nach oben zogen. "Wenigstens hat der kleine schon gelernt Fehler einzugestehen und sich zu entschuldigen." "Was?" Verdattert blickte ich zu ihm auf und versuchte zu verstehen, wie man auf eine Entschuldigung so provokant reagieren konnte. Im nächsten Moment Zwinkerte mir Yoongi aber auch schon zu, wuschelte durch meine Haare und ging weiter. Ich brauchte noch einige Sekunden, um mich wieder zu fassen, bevor ich ihm folgte. 

Die nächsten Stunden quetschte ich so viele Informationen wie nur möglich aus Yoongi heraus. Doch alle Fragen, die über die Themen Pflanzen, Tiere, Lebewesen und Lebensstile hinausging und mir Aufschluss darüber geben könnte, warum ich hier war, wich er gekonnt aus. Immerhin verriet er mir so viel, dass wir, wenn alles gut ging, am Abend uns Ziel erreichen würden und dort eine Person auf mich wartete, die mir alles erklären könnte. Überrascht stellte ich bei unserem Gespräch fest, dass er eine ganze menge über 'Meine Welt', wie er es so schön nannte, wusste. Auf die Frage, woher er das alles wisse, erhielt ich nur wieder die Antwort 'später'. Also beließ ich es einfach dabei, und schaute mir die Umgebung an. 

Shadow Shapes || BTS FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt