Don't cha?

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Seine Hand auf meiner Schulter war wundervoll gewesen, doch für meine Gefühle war es schlicht eine Katastrophe.

In Dauerschleife wiederholten sich die gestrigen Abläufe vor meinen Augen. Wie ich ins Wasser fiel, er mich an sich presste, sein Blick danach und dann später in der Küche seine Hand auf meiner Schulter. Und natürlich war mir schon klar, dass er all das für jeden getan hätte.

Aber dennoch. Hätte er auch jedem so lange seine Hand auf die Schulter gelegt? Hätte er jeden so ... so intensiv angesehen? Hätte er jeden so fest an sich gepresst? Ja, wahrscheinlich schon. Wenn ich ehrlich zu mir war wusste ich, dass er das bei jedem getan hätte. Auch wenn ich noch so lange darüber nachdachte, es gab keinen wirklich sicheren Beweis, dass er etwas von diesen Dingen ausschließlich nur getan hatte, weil ich es gewesen war.

Und trotzdem lag da was in seinem Blick ... . Er hatte etwas gehabt, etwas, was nicht normal war. Man konnte sich auf normale Art ansehen und auf eine unnormale Art, und sein Blick gestern im Wasser war eindeutig unnormal gewesen. Und dann später im Auto, als er plötzlich zu mir nach hinten gesehen hatte. Nur ein, zwei Sekunden lang. Und dann am Abend in der Küche ...

„Caro?" Die Stimme kam von der Türe und es war eindeutig die von Marie.

Ich stöhnte leise. Ich hatte keine Lust in meinen Gedanken gestört zu werden, aber totstellen ging auch nicht.

„Morgen!" Ich öffnete langsam die Türe und lugte hinaus.

„Schön, dass man dich auch mal sieht.", stupfte sie sofort.

„Hey, ich wäre gestern beinahe ertrunken, da darf man doch mal länger im Bett liegen, oder?"

Marie verzog den Mund und murrte etwas, was ich als Zustimmung wertete.

„Ich meine ja nur, du machst dich in letzter Zeit ziemlich rar. Eigentlich wollten wir hier doch eine Menge Spaß haben."

Ich nickte verhalten und wusste gleichzeitig, dass das mit dem Spaß hier so eine Sache würde.

„Was ist, gehst du heute Abend mit Party machen? Am Strand hat ein neuer Club eröffnet. Die Jungs und ich wollen hin.", wobei sie den Part mit den Jungs extra laut betonte.

„Meinst du mit Jungs die drei Franzosen?", fragte ich und sah gleichzeitig aus dem Augenwinkel heraus, dass mein Bruder im Hintergrund herumschlich.

Marie nickte und schmunzelte dabei genüsslich, während sie mir mit den Augen Zeichen in Richtung meines Bruders gab, der sich mittlerweile so langsam bewegte, dass er nicht einmal mehr einen Bewegungsmelder ausgelöst hätte.

„Hm, also ich weiß nicht ... .", überlegte ich.

„Komm, das wird super. Laurent hat sogar schon nach dir gefragt.", versuchte sie mich zu einer Entscheidung zu drängen.

Ich zögerte einen Moment und überlegte welcher von denen Laurent war.

„Also ...", begann ich.

„Super, wir holen dich dann so gegen zehn heute Abend ab. Und jetzt muss ich zum Strand Manu treffen.", unterbrach sie mich, drehte sich abrupt um und war im nächsten Moment in Richtung Treppe unterwegs, wobei sie Mix geflissentlich übersah.

Völlig überrumpelt von Maries Auftritt stand ich im Türrahmen und überlegte, was das jetzt war? Wirbelsturm oder Fata Morgana? Was von alledem hatte Marie denn jetzt ernst gemeint und was hatte ausschließlich dazu gedient, meinen Bruder eifersüchtig zu machen? Irritiert schloss ich meine Zimmertüre und hörte kurz darauf, wie die Badezimmertüre äußerst geräuschvoll ins Schloss fiel. Ein breites Grinsen stahl sich über meine Mundwinkel. Mein allerliebstes Bruderherz war also doch eifersüchtig.

Crush - verliebt in den Vater meiner FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt