Party

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Nachdem ich meine Sachen eingepackt hatte, stellte ich meine volle Reisetasche neben das Bett und setzte mich einen Moment. Ich war traurig, dass alles so einen scheiß Verlauf genommen hatte. Und sich einfach bei Tagesanbruch davonstehlen, war auch nicht gerade die feine englische. Zumal ich mein Handeln vor meiner Familie später würde begründen müssen. Ich konnte nicht einfach abhauen und glauben, dass die das einfach alle so akzeptieren würden. Ich musste mir also einen wirklich guten Grund einfallen lassen. Das würde schwierig werden, aber was sollte ich machen? Dableiben war einfach zu gefährlich.

Schon während ich meine Sachen zusammengepackt hatte, hatte ich vom Garten herauf die Stimmen der anderen in mein Zimmer dringen hören. Sie saßen sicher schon alle beim Frühstück und es kam einem Wunder gleich, dass sich noch keiner bei mir hatte blicken lassen, um mich zu holen. Okay, vielleicht nicht gerade Marie, die sicherlich froh war, mich erst mal nicht zu sehen und Mix? Der saß nun zwischen den Stühlen und musste vorsichtig sein, wollte er es sich nicht mit Marie verderben. Yan konnte nicht kommen, das war zu auffällig, mein Vater hatte mit Sicherheit zu viel zu tun und Marion auch. Tja, da blieb keiner mehr übrig und das war mir mehr als Recht. Ich hatte das Gefühl, als ob auf meiner Stirn mit riesigen schwarzen Buchstaben stand: Yannik und ich haben heute Nacht gevögelt. Ich würde Mühe haben Marion und Marie unter die Augen zu treten. Und so zu tun, als ob nichts zwischen Yan und mir stattgefunden hatte, würde das Allerschwerste werden.

Ich seufzte. Irgendwie würde ich diesen letzten Tag rumkriegen müssen, nicht zuletzt meinem Vater zuliebe. Das war ich ihm schuldig. Und außerdem hatte ich mich ja selbst in diese Situation gebracht. Jetzt war es nur recht und billig, dass ich die Suppe auch auslöffelte. Ich kramte also das Geschenk für meinen Vater aus meiner Reisetasche und verlies mein Zimmer.

***

Als ich in den Hof hinaustrat, waren zu meiner Überraschung weder meine noch Maries Familie zu sehen, dafür aber schon einige Gäste und ich sah, dass weitere im Kommen waren. Die Auffahrt zum Haus hinauf, war bereits komplett vollgeparkt. Ich atmete auf. Genau das, was ich jetzt brauchte - Anonymität. Nichts hören und von niemandem gesehen werden. Ich brauchte also nur schnell meinen Daddy suchen, ihm zu gratulieren und anschließend einfach in der Masse unterzutauchen. Mit ein bisschen Glück würde der Tag rumgehen ohne, dass ich Yan allzu oft begegnete oder mit Marie noch irgendetwas unglückliches geschah.

Schnell stellte ich mich auf die Zehenspitzen und reckte den Hals. Ich wollte meinen Dad so schnell es ging finden. Es dauerte nicht lange und ich sah ihn in einem Pulk Leute stehen, die ich allesamt nicht kannte, aber mein Dad offenbar schon. Sie lachten und scherzten miteinander, wie alte Bekannte. Sehr gut, dachte ich. Lauter unbekannte. Die Situation war also günstig.

„Alles Liebe zum Geburtstag, Dad.", flötete ich, küsste ihn auf die Wange und hielt ihm mein Präsent unter die Nase. Überrascht drehte er sich zu mir um. Er hatte mich nicht kommen sehen, ich war von der Seite her an ihn herangetreten.

„Da bist du ja! Wir haben dich schon vermisst!", rief er stürmisch. Er umarmte mich fest und ich hatte das Gefühl, als ob er mich so bald nicht wieder loslassen wollte.

„Ich wünsche dir alles Liebe zu deinem heutigen Tag.", flötete ich und erwiderte seine herzliche Umarmung.

„Mein Püppchen, mein Liebes.", stammelte er und als er mich dann endlich doch losließ, bemerkte ich, dass sich ein paar Tränen in seine Augenwinkel gestohlen hatten.

„So groß geworden, die Kleine." Eine etwas rundliche Dame schob sich in den Vordergrund, griff nach meiner Hand und tatschte darauf herum.

Ich musterte sie vorsichtig und hatte schon eine entsprechende Antwort auf der Zunge, riss mich dann aber der Situation zuliebe zusammen. Ich hatte mir ja vorgenommen, bloß nicht aufzufallen heute.

Crush - verliebt in den Vater meiner FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt