Almost lover

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Ich hatte mit meinen Anfang Zwanzig noch nicht die wahnsinns Lebenserfahrung, doch eines war mir klar geworden. Yan und ich waren auf dem besten Weg uns in echte Schwierigkeiten zu bringen. Es würde wieder eine solche Situation geben, oder eine, die noch darüber hinausging. Aus der es dann kein Zurück mehr gab und die die Kraft hatte, alles zu zerstören. Unsere Familien, unsere Freundschaften, vielleicht sogar unser weiteres Leben.

Aber so war das eben mit dem Verbotenen. Es war zuckersüß und unwiderstehlich und manchmal eben auch vernichtend.

Und dann kam der Samstag, der Tag der Party in Yans Strandclub, mit dem wir eigentlich in den Geburtstag meines Vaters hineinfeiern wollten. Eigentlich ...

***

Die Strandbar war zu dieser frühen Stunde noch ziemlich leer. Lediglich ein paar wenige Gäste, genossen ihren Sundowner an der Theke oder in den Liegestühlen im Sand. Der Blick auf das vor mir liegende Meer mit der untergehenden Sonne war umwerfend schön und erinnerte mich an das Café del mar auf Ibiza. Jetzt verstand ich, warum Yan seine Bar nicht eintauschen wollte gegen ein Business im verpissten Deutschland und warum er die letzten Jahre komplett hier verbracht hatte, um sie auszubauen und Geld damit zu verdienen. Und es war ihm absolut gelungen. Es war superschön. Mit viel Holz, riesigen Palmen, Liegestühlen, Loungemöbeln mit kleinen Tischchen unter Sonnensegeln, Liegemuscheln und überall bunte Lampions und im Sand steckende Fackeln. Es war exklusiv und das Ambiente hochwertig. Von wegen Strandbar, an der betrunkene Touristen ihren Absacker nahmen. Ob Marion überhaupt wusste, wie schön es hier war? Wann war sie wohl das letzte Mal hier gewesen und wieviel von der Einrichtung trug überhaupt ihre Handschrift?

Von der Theke her drang gedämpfte Lounge-Musik zu mir herüber und als ich hinübersah, erblickte ich Yan hinter der Bar, wie er für einen Gast einen Drink in einem Shaker mixte. Er schien mich nicht zu bemerken und so blieb ich stehen und beobachtete ihn. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte meine Augen nicht von ihm abwenden können, zu sexy war das, was ich zu sehen bekam.

„... und gefällt's dir ...?"

Ich fuhr zusammen, als ob man mich bei etwas Verbotenem erwischt hatte.

„Marie! Was ...? Äh ja.", stammelte ich verlegen und nur widerwillig folgte ihr mein Blick zu einer riesigen mit einem bodenlangen weißen Tischtuch gedeckten Tafel, die direkt im Sand stand. Auf ihr in der Mitte standen mehrere große Leuchter mit langen Kerzen. Um diese herum waren die Speisen aufgebaut. Ich sah Meeresfrüchte, Geflügel, süße Tartes, Baguettes, Salate, Käse. Es gab riesige Schalen mit Bowlen und Sektkühler mit Champagnerflaschen darin.

Wie viel Mühe sich Yan und Marion für meinen Vater gemacht hatten.

Wieder sah ich zur Bar hinüber. Yan stand nun vor dem Tresen und war in ein Gespräch mit einer jungen Frau vertieft. Wohl eine seiner Mitarbeiterinnen. Immerhin trug sie eines der kleinen Ledertäschchen um die Hüfte, in der sich das Gerät zum Aufnehmen der Bestellung befand. Sie war das genaue Gegenteil von mir. Blonde lange Haare, Beine bis in den Himmel und schon von hinten so schön, dass sie sich gar nicht erst umzudrehen brauchte. Und bereits nach den paar Millisekunden, die ich sie gesehen hatte, wusste ich, dass wir wohl nie Freundinnen werden würden. Doch ihr Aussehen war es nicht, was meine Ablehnung gegen sie ausmachte. Es war vielmehr ihre Körperhaltung die ausdrückte, dass sie wusste, wie hübsch sie war und welche Wirkung sie gewöhnlich auf Männer hatte, Yan inklusive.

Ihre Besitzansprüche auf Yan waren so deutlich zu sehen, dass es mir einen Stich im Magen versetzte. Mit flauem Gefühl schaute ich weiter hin. Die beiden waren vertraut miteinander. Immer wieder berührte sie Yans Arm und ihm schien es zu gefallen, zumindest hielt er sie nicht davon ab. Ich seufzte leise. Was hatte ich denn erwartet? Und vor allem, hatte ich denn keine Besitzansprüche an ihn? Und dennoch. Er gehörte weder ihr noch mir. Er gehörte immer noch Marion, seiner Frau. Ärgerlich über mich und meine Empfindung streifte ich mir meine Sandalen von den Füßen und ging zu der Festtafel hinüber, um mir einige dunkle Oliven zu mopsen, die auf kleinen Holzstäbchen aufgespießt waren.

Crush - verliebt in den Vater meiner FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt