Untergetaucht

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Ok, Schluss es reichte! Das alles begann mir über den Kopf zu wachsen und ich spürte, wie die Panik übermächtig wurde. Ich wollte nur noch eines - raus, raus an die Luft. Ich hatte das Gefühl, hier drin zu ersticken. Die Menschen, der Krach, ich fasste mir an die Kehle. Ich rannte die Treppe hinauf in Richtung Ausgang am Türsteher vorbei und stolperte nach draußen. Japsend atmete ich die frische Luft ein. Einen Moment blieb ich stehen, während hinter mir laut singend eine kleine Gruppe Leute aus der Bar kam. Gott, bloß weg, weit weg! Ich rannte los, stolperte mehr, als dass ich lief.

Was war gerade eben da unten passiert? Was hatte ich da gerade gesehen? Eine blonde junge Frau, die sich verzweifelt an Yannik klammerte und etwas von einem Baby sagte, um das er sich kümmern sollte, wenn er es schon nicht für sie tat? Meine sie etwa Yanniks Baby? Der Stich in meinem Magen hätte nicht schlimmer sein können und ich konnte nicht verhindern, dass mir übel wurde.

So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Das war um etwa einhundert Prozent von dem entfernt, was ich geplant hatte. Ich hatte in meiner Naivität gedacht, wenn ich Yan sagen würde, dass ich mich in ihn verliebt hatte, würde er mich in den Arm nehmen, mich küssen und wir würden uns sowas wie ewige Liebe schwören. Gott, wie dumm und dämlich ich doch war! Doch andererseits, wusste ich jetzt, was ich wissen wollte. Ich hatte herausfinden wollen, ob Yan mich auch liebte und das wusste ich jetzt. So hart es auch war, aber so gesehen, war meine Mission erfolgreich gewesen.

***

Wenig später stand ich da, elend, alleine, mit den Nerven am Ende an der Bushaltestelle an eine Wand gelehnt. Ich wusste, wenn ich eine Sekunde nachgab, würde ich mich übergeben müssen und ich war mir nicht sicher, wann ich wieder damit aufhören konnte. Ich würgte und schluchzte gleichzeitig und versuchte meine Gefühle nieder zu kämpfen, so gut es eben ging. Ich gab ein Bild des Elends ab. Aber es war mir egal, was die Leute dachten. Sollten sie mich doch neugierig angaffen. Was wussten die schon, von meinem Leben?

Langsam schlich ich hinter dem Häuschen, hinter das ich mich geflüchtet hatte, wieder nach vorne und ließ ich mich auf eine Sitzbank sinken. Und natürlich, es dauerte nicht lange, bis sich jemand neben mich setzte. Gott, auch das noch! Sicher einer von der Heilsarmee, der meinte ich würde mich gleich vor den nächsten Wagen stürzen. Ich drehte mich abweisend zur anderen Seite und hoffte, dass er mich in Ruhe lassen würde.

„Ich hatte dir ja gesagt, es wäre besser, du würdest oben auf ihn warten." So angesprochen, sah ich mich um. Neben mir saß der Typ aus der Bar und sah mich mitfühlend an.

„Was?", fragte ich leise zurück. Immer noch darauf bedacht, dass mein Magen nicht die Oberhand gewann.

„Yan nimmt es mit der Liebe nicht immer so genau, das weißt du ja jetzt.", gab er zur Antwort.

„Übrigens, ich bin Roman und du?"

„Caroline." Ich weiß nicht, was mich ritt, dass ich auf diese plumpe Anmache überhaupt reagierte, aber ich sagte ihm meinen Namen.

Roman nickte. „Ein schöner Name." Er lächelte gewinnend und irgendwie tröstete mich das ein wenig. Auch wenn seine Enthüllung über Yan die Situation nicht wirklich besser gemacht hatte.

„Woher weißt du das?", schniefte ich.

Er kramte ein Tempo aus seiner Tasche und reichte es mir. „Komm, lass uns gehen, ich bringe dich Heim." Er stand auf und ich folgte ihm. Warum sollte ich sein Angebot nicht annehmen? Den Roller konnte ich in meinem Zustand sowieso nicht mehr benutzen und im Bus wäre mir von dem Geschaukele sowieso nur noch übler geworden.

Wir liefen ein paar Meter die Straße hinunter, als er plötzlich seinen Arm um mich legte.

„Gut so?", fragte er und ich nickte. Selbst als er mich an sich zog und Anstalten machte, mich zu küssen, ließ ich es geschehen und sagte nicht nein. Ganz im Gegenteil, es tat mir sogar gut. Es tröstete mich und seine Lippen fühlten sich warm und weich an.

Crush - verliebt in den Vater meiner FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt