dejavu

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Gegen Mittag dann, erreichte der Zug den kleinen Bahnhof von Saint Tropez. Nachdem wir ausgestiegen waren, führte mich Yan zu seinem Jeep und fuhr mich zum Haus hinauf und genauso wie neulich Nacht, hielt er unten an der Hauseinfahrt und machte Anstalten mich rauszulassen.

„Sag einfach, du warst spazieren und hast die Zeit vergessen."

Ich nickte und kämpfte tapfer den kleinen Stich runter, den mir seine Worte bescherten.

„Kommst du nicht mit rein?"

„Nein, ich muss noch etwas erledigen, außerdem wäre das auch nicht klug."

Ich wusste was er meinte und es tat weh.

„Lass deine Tasche in die Auto, ich bringe sie dir nachher, wenn ich wiederkomme."

Er beugte sich zu mir rüber und strich mir mit dem Handrücken über die Wange.

„A demain." Seine Worte klangen liebevoll.

„Bis nachher.", antworte ich und stieg aus.

Einen Moment noch blieb ich stehen und sah ihm hinterher, wie er die Einfahrt hinunterfuhr, dann setzte ich meinen Weg in Richtung Haus fort.

***

Da war ich wieder. Stunden nachdem ich heute Morgen losgegangen war und diese Türe hinter mir zugezogen hatte, schloss ich sie nun wieder auf. Nur mit dem Unterschied, dass in der Zwischenzeit genau das passiert war, was ich unbedingt vermeiden wollte. Nämlich eine Affäre mit Yan zu beginnen.

Vorsichtig schloss ich die Haustüre auf und trat in den Flur. Im Haus war es ganz still. Offenbar war niemand da, was mir mehr als Recht war. Ich hatte wirklich keine Lust, meine Gefühle zu verbergen und das hätte ich gemusst, wenn mir Marie oder vielleicht mein Vater begegnet wären. Trotz, dass niemand da war, ging ich rasch in mein Zimmer hinauf. Es tat mir gut, mich in den Schutz des kleinen Raumes zurückzuziehen.

Als erstes schloss ich die hölzernen Läden vor dem Fenster. Das Geschehene hatte mich mehr mitgenommen, als ich anfangs gedacht hatte und das Dämmerlicht beruhigte mich ein wenig. Ich schlich ins Badezimmer, zog mich aus und duschte mit halb kühlem Wasser. Ich hoffte, dass dadurch meine Gedanken zum Stillstand kamen, doch selbst hierhin verfolgten sie mich und sorgten dafür, dass ich mich nicht wirklich abkühlte. Erschöpft von mir selbst und allem Passierten stieg ich wieder aus der Dusche, schlang mir ein Handtuch um den Körper und legte mich auf mein Bett. Wenn er jetzt doch nur hier wäre. Sofort war dieser verflixte Gedanke wieder in meinem Kopf und ich spürte wie mein Körper darauf reagierte. Sein Kuss vorhin war so schön gewesen und machte so viel Lust auf mehr. Für einen Moment schloss ich meine Lider und rief mir den Augenblick nochmal in Erinnerung.

Doch ich hatte kaum meine Augen geschlossen, da hörte ich wie unten die Haustüre aufflog und im Bruchteil einer Sekunde hart ins Schloss zurückfiel. Unmittelbar darauf hörte ich feste Schritte die Treppe heraufkommen und kurz darauf flog auch schon meine Zimmertüre auf und Yan stand im Türrahmen.

„Was machst du denn hier?", rief ich erschrocken und sprang von meinem Bett auf. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit Yan.

„Ich kann nicht anders. Ich hoffe, du verzeihst mir ... ." Er kam direkt auf mich zu. Noch bevor ich die Möglichkeit hatte irgendwie zu reagieren, legte er seine Hand in meinen Nacken. Seine Augen funkelten, als er sich mir näherte und instinktiv versuchte ich nach hinten auszuweichen, wobei sich mein Handtuch lockerte und von meinem Körper hinunter auf den Boden glitt.

Für einen winzigen Moment hielt er inne und zeigte mit einem anzüglichen Lächeln, dass ihm gefiel, was er sah. Dann neigte er seinen Kopf und im nächsten Augenblick spürte ich die fordernde Berührung seiner Lippen auf meinen. Für eine Weile wurde es so still um uns herum, dass ich seinen Atem hören konnte, der sehnsuchtsvoll meine Lippen streichelte, dann löste er sich von mir, hob mich hoch und legte mich in die Mitte meines Bettes.

Im fahlen Licht sah ich ihm zu, wie er sich Stück für Stück auszog, bis auch er schließlich entkleidet neben mir lag. Ich drehte mich zu ihm um und ließ meine Hand über seinen wohlproportionierten Körper gleiten. Seine Haut war samtweich und verströmte da wo ich sie berührte, einen herrlichen Duft.

„Ich will dich, jetzt", drängte er. „Ich kann nicht mehr warten. Bitte Caro, gib dich mir hin." Seine Worte und die Entschlossenheit mit der er sie sagte, ließen mich erschaudern. Noch nie hatte ein Mann mit solcher Deutlichkeit gesagt, dass er mich wollte. Und es kam mir vor, als ob ich zum ersten Mal in meinem Leben begriff, was zwischen einem Mann und einer Frau geschehen konnte.

Mit klopfendem Herzen ließ ich es zu, dass er nach meinem Körper griff und ihn unter seinen schob. „Du fühlst dich so gottverdammt gut an." Seine Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern, als er begann sich in mir zu bewegen. Ich fühlte ihn tief und spürte, dass mein Höhepunkt nah war. Mein Körper zitterte, als ich mich gehen ließ und mich seinen süßen Bewegungen hingab.

In diesem Moment nahm ich wie durch Watte wahr, wie unten im Hof lautes Gelächter zu uns heraufdrang. Es dauerte einen Moment bis ich begriff, doch dann versteifte ich mich augenblicklich und auch Yans Muskeln spannten sich an. Ruckartig lösten sich seine Lippen von meinen und für einen Moment sahen wir uns entgeistert an. Gebannt horchten wir auf die Stimmen, die lauter wurden und dann im nächsten Moment wurde unten die Haustüre geöffnet und alle betraten das Haus. Ich erkannte meinen Vater, meinen Bruder, Marie und natürlich Marion.

„Heiliger Scheiß!", raunte ich und ich erkannte an Yans Gesichtsausdruck, dass auch er höchst alarmiert war. Wir hörten lautes Lachen, im nächsten Moment Geschirr klappern und geschäftiges Umherlaufen.

„Was machen wir jetzt?", fragte ich Yan so leise, dass es kaum zu hören war.

„Weiter.", war seine kurze Antwort. „Ich kann jetzt nicht aufhören. Nicht jetzt."

Ich starrte ihn entgeistert an. Er konnte doch nicht allen Ernstes in dieser Situation weiter machen. Was wenn jemand nach oben kam? Doch als er langsam begann er sich von neuem zu bewegen, reagiert mein Körper sofort mit solcher Heftigkeit, dass mein Verstand nicht die geringste Chance hatte und es brauchte lediglich ein paar Stöße und wir hatten unseren Rhythmus erneut gefunden.

„Caro, bist du da?"

Es klopfte und für einen Moment setzte mein Herz aus. Keuchend krallte ich mich an Yan fest und versuchte meinen aufkommenden Höhepunkt niederzukämpfen. Ich sah, dass es ihm genauso ging und er sich nur äußerst zögerlich zu sich kam.

„Marie, mir ist schlecht, lass mich in Ruhe!", rief ich mit halb erstickter Stimme in Richtung Zimmertüre. Mir wurde heiß und kalt. Was, wenn sie hereinkam? Doch ich hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, schon wurde die Klinke runter gedrückt. Im wirklich letzten Moment rollte sich Yan zur Seite und kauerte sich neben das Bett. Panisch zog ich die Bettdecke über mich und betete zu Gott, dass Marie sich nicht über die achtlos hingeworfenen Kleidungsstücke wunderte.

„Ich wollte nur fragen, ob du ...?"

„Lass mich in Frieden, mir ist kotzübel!", rief ich mit steigender Panik und offenbar wirkte der Tonfall meiner Stimme, denn sie kam nicht näher.

„Schon gut, schon gut, Entschuldigung."

Die Türe fiel von außen ins Schloss und ich atmete auf. Ungefähr so lange bis mir klar wurde, dass sie jetzt wohl nach unten gehen würde und jedem brühwarm erzählen wurde, dass ich oben in meinem Zimmer lag und mir schlecht war, was zur Folge hatte, dass in spätestens fünf Minuten der nächste an meiner Türe stand und wissen wollte, wie es mir ging.

„Yan, du musst gehen!", flüsterte ich. „Sicher wird gleich der Nächste kommen und schauen, was ich mache ..."

Yan rappelte sich neben mir hoch und ich sah seinem Gesicht an, dass ihm tatsächlich übel war. Wir waren immer noch im Halbdunkel, aber der Ausdruck seiner Augen, die kurzen präzisen Bewegungen und die Eile mit der er sich anzog, zeigten mir, dass ihm wohl erst jetzt bewusst wurde, auf was er sich da eingelassen hatte und was für Folgen das Ganze haben konnte.

Er nahm sich nicht mal die Zeit, mich zum Abschied zu küssen und wenn ich auch verstand, dass er rasch gehen musste, so hätte ich doch gerne noch einen letzten Kuss gehabt. Für mich wäre das ein Zeichen gewesen, dass es eben nicht bloß Befriedigung unserer Lust war, sondern auch für ihn mit Gefühl zu tun hatte und, dass er mir Achtung entgegenbrachte.

Aber der Kuss kam nicht und lies mich mit Traurigkeit erfüllt in meinem Zimmer zurück.

Crush - verliebt in den Vater meiner FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt