Antiidiotikum

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Fröhlich und ausgelassen ging das Frühstück weiter. Alle plapperten wild durcheinander, erzählten sich den neuesten Tratsch und machten Pläne für die kommenden Tage.

***

„Was ist denn nun mit deinem Auto?", fragte mein Vater und legte mir seine Hand auf den Arm, sonst hätte ich gar nicht gemerkt, dass er mich ansprach. Ich hatte nämlich die allgemeine Aufregung dazu genutzt, mich in mein Handy zu vertiefen und gehofft, dadurch unsichtbar zu werden. Auf keinen Fall wollte ich heute mehr in irgendwelche unmöglichen Situationen verwickelt werden.

„Mit Mix Auto, meinst du wohl.", würgte ich ihn ab und deutete in Richtung meines Bruders.

„Wieso, seid ihr denn nicht mit deinem Auto da?", fragte er verwundert weiter.

„Nein, wir sind mit dem VW-Bus gekommen. Auf speziellen Wunsch eines einzelnen Herren ... ."

Mein Vater zog scharf die Luft ein. „Na dann ist's ja kein Wunder, dass ihr Probleme hattet." Er drehte sich zu meinem Bruder um. „Hättest DU mal auf meinen Rat gehört. Ich habe dir ja schon immer gesagt, dass dieses Auto eines Tages den Geist aufgibt."

„Mooooooooment!", konterte Mix sofort. „Seit Jahrzehnten erzählt ihr Eltern uns: „Esst eure Teller leer, dann gibt's auch schönes Wetter! Und was haben wir nun davon? Fette Kinder und eine Klimaerwärmung! Wundere dich also nicht, wenn ich dir nicht mehr alles glaube, was du sagst." Mix grinste breit und unser Vater schnappte empört nach Luft und setzte seinerseits prompt zu einem Rückschlag an.

„Alors, wie auch immer!", rief Yannik dazwischen. „Wir sollten die Wagen holen, meint ihr nicht? Ich kann meinen Jeep zur Verfügung stellen ..." Er sah erwartungsvoll in die Runde und ich zuckte  zusammen, denn unwillkürlich kamen mir Fluchtgedanken in den Sinn.

„Ja klar, wäre toll, wenn du uns helfen könntest.", ergriff Mix sofort die Chance. „Vielleicht sollten wir gleich nach dem Frühstück losfahren, wer geht mit?"

„Ich!", rief Marie als erste und hob brav ihre rechte Hand in die Höhe.

„Und Caroline, wie wäre es, wenn du helfen würdest?", hörte ich meinen Vater neben mir sagen.

„Nein, Paps, das geht nicht.", versuchte ich zu retten, was zu retten war und schüttelte heftig den Kopf. Für eine Sekunde hatte ich gehofft, der Kelch würde an mir vorüber gehen. Die Aussicht, den Nachmittag mit Yannik verbringen zu müssen, jagte mir nämlich einen Schauer über den Rücken.

„Weil ..., weil ..., ich muss noch Dinge erledigen.", stammelte ich. Ich wusste, dass das die dümmste Ausrede aller Zeiten war. Und entsprechend dämlich grinste mein Bruderherz. Das Ding war nur, dass mein Bruder keine Ahnung hatte, welche Gründe mich wirklich davon abhielten heute Mittag dabei zu sein.

„Meine Herren, was für Dinge denn?" rief mein Vater gereizt. Er hatte sich über Mixs respektlosen Witz geärgert und ich bekam nun seine gesamte Autorität ab. „Also, keine Widerrede. Schließlich ist es unser Auto und es gebietet die Höflichkeit, dass wir Yan unterstützen, wenn er es schon anbietet!" Er wandte sich an Yan. „Also mein lieber Freund, meine Tochter fährt selbstverständlich mit." Damit war der Fall für ihn erledigt.

***

Wenig später war sämtliches Werkzeug und das ansonsten benötigte Material zusammengeräumt und in Yans Jeep verstaut. Marion hatte uns sogar noch ein üppiges Picknick eingepackt, denn schließlich fiel ja unser Mittagessen aus.

Schmollend hatte ich mich neben Marie nach hinten auf die Rückbank verzogen und Mix saß vorne neben Yannik, der auch den Wagen lenkte. Immerhin hatten wir gute zwei Stunden Fahrt vor uns. Ich hatte mir diverse Podcast auf mein Phone geladen, dazu Musik Tracks und hatte sogar noch ein Buch in meine Tasche gesteckt. Das sollte ausreichen mich den Mittag über zu beschäftigen und half über die Tatsache hinweg, dass ich Yans Anblick den gesamten restlichen Tag vor meiner Nase hatte. So kramte ich also direkt nach dem Start mein Buch aus der Tasche und vertiefte mich darin.

Crush - verliebt in den Vater meiner FreundinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt