Kapitel 9

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Mike

Seit gestern Abend habe ich mein Zimmer nicht verlassen. All die Zeit sind all meine Gedanken nur bei ihr gewesen. Selbst meine Träume haben von ihr gehandelt. Solange man das überhaupt Traum nennen kann, da ich die meiste Zeit nur in der Dunkelheit in meinem Bett lag und stumm an die Decke gestarrt habe.

Auch jetzt liege ich auf meinem Bett und starre an die Decke. Das Licht der Morgensonne strahlt durch mein Fenster direkt auf meinen Oberkörper.

"Weshalb so konzentriert?" fragt plötzlich eine Stimme, die mir nur allzu bekannt vorkommt.
Erschrocken schrecke ich hoch und blicke in ihre dunkelbraunen Augen, die mich mit einem für mich nicht deutbaren Blick anschauen. Ihre etwas länger als Schulterlangen braunen Locken schmeigen sich an ihrem Gesicht und fallen ihr teilweise in die Augen.

"Was tust du hier?" frage ich noch immer erstaunt über ihren Besuch. Ich war anscheinend so in Gedanken versunken, dass ich weder gemerkt habe, wie sie die Treppe hochkommt noch, dass sie sich neben mich setzt.

"Darf dich deine Schwester nicht mehr besuchen oder was?" fragt sie gespielt empört.

Als Antwort ziehe ich sie in eine Umarmung. Ich freue mich jedes Mal riesig, wenn Alessandra vorbeikommt. Unser Verhältnis könnte nicht besser sein. Einen Menschen, dem ich mehr vertraue, als ihr gibt es nicht.

"Also ich frage nochmal, an was hast du so konzentriert gedacht?" fährt sie fort, als wir uns aus der Umarmung gelöst hatten.

"An nichts spezielles. Ehrlich gesagt ist mir nicht danach darüber zu reden"

"Okay deine Entscheidung, aber du weißt, dass ich so lange nachfragen werde, bis du es mir sowieso sagst. Es liegt an dir, willst du den schnellen oder den langen Weg?" während sie mir meine Optionen erklärt führt sie ihren rechten Zeigefinger drehend vor meinem Gesicht herum.

Wenn ich eines über meine Schwester weiß, dann dass sie nie aufgibt, bevor sie hat, was sie möchte. Diskutieren und verschweigen wäre zwecklos.

"Also...?"

"Ist ja schon gut, du hast gewonnen"

"Hast du daran gezweifelt?" lacht sie, während ich nur vor mich hin schmunzelnd meinen Kopf schütteln kann.

"Es gibt da jemanden, der mir seit Tagen im Kopf rumschwirrt und ich weiß nicht wieso" beginne ich meine Erklärungen.

"Ah jemanden... ist dieser jemand möglicherweise ein Mädchen?"

"Möglicherweise schon"

"Und was ist das Problem?"

"Im Grunde kennt sie mich nicht und ich kenne sie nicht"

Verwirrt blickt sie mich an, weshalb ich beschließe ihr die Kurzfassung 'unserer Geschichte' zu geben.

"Deshalb haben wir uns noch nie gesehen und kennen uns so gut wie gar nicht" komme ich langsam zum Ende der Geschichte. "Vor ein paar Tagen habe ich sie dann minimal angelogen, wirklich nichts heftiges, aber seitdem schreibt sie mir kaum noch und ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll"

"Es klingt, als würdest du sie wirklich mögen"

"Ich mag sie auch, aber ich verstehe nicht, warum mir der Kontakt zu ihr auf einmal so wichtig ist"

"Weißt du, die Psychologie besagt, dass manche kognitiven Prozesse, Das bedeutet die Vorgänge, die in deinem Gehirn ablaufen, völlig unbewusst stattfinden und du sie weder steuern kannst, noch von ihnen weißt"

"Du liest eindeutig zu viele Psychologie Zeitschriften für Mamá" stelle ich sprachlos und gleichzeitig belustigt fest.

"Aber es stimmt und für irgendwas muss ich dieses Wissen ja verwenden" lacht sie, bevor sie fortfährt.

"Diese unterbewussten Gedanken und Gefühle schleichen sich dann als lativer Trauminhalt, also als etwas, das du im Wachzustand verdrängt hast, in deine Träume. Träumst du von ihr?"

Noch immer völlig sprachlos von dem Vortrag meiner Schwester nicke ich nur stumm.

"Na siehst du, was ist dann das Problem?"

"Das Problem ist, dass ich nicht weiß was ich tun soll. Ich weiß weder, wer sie ist noch was sie mir bedeutet"

"Was soll das heißen, du weißt nicht was sie dir bedeutet. Mach doch die Augen auf. Du träumst von ihr, du denkst seit Tagen an sie, du vermisst den Kontakt zu ihr und du denkst so vertieft an sie, dass du nicht einmal mitbekommst, dass sich jemand neben dich setzt. Gib es doch zu, du magst sie und nicht nur freundschaftlich"

"Mag sein, aber ich weiß trotzdem nicht wie sie aussieht oder wo sie überhaupt wohnt. Außerdem hat sie mir auf meine letzten beiden Nachrichten nicht geantwortet"

"Dann ruf sie doch an"

"Ich habe ihre Nummer nicht. Wir schreiben nur über Instagram"

"Dann frag sie oder mach sie irgendwie anders ausfindig. Mike, wenn dir wirklich etwas an ihr liegt, dann such nach ihr"

"Ja, vielleicht hast du Recht, aber wie denn?"

"Hey, du hast ein Mädchen neben dir. Wenn wir etwas herausfinden wollen, dann schaffen wir es auch" entgegnet sie siegessicher und hält mir ihre Hand zum einklatschen hin.

Ich schlage ein und lächle sie an. Ich habe es zwar nie bezweifelt, aber ich habe wirklich die beste Schwester der Welt.

Sie zieht mich in eine Umarmung und sieht mich entschlossen an, nachdem wir uns wieder gelöst haben.

"Zusammen kriegen wir das hin"

"Danke"

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Sorry für das ganze Psychologie Zeug (Ja alles was da steht stimmt wirklich) aber ich muss das ganze Zeug aus meinem Unterricht ja wenigstens für eine Sache gebrauchen können und wenn's hier schon mal passt... 😂 Mal sehen, ob ich solche Parts öfter einbauen werde oder nicht. Interessiert euch sowas? 😅😂

Ist sie real? - MichaentinaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt