Kapitel 47 : Beschützer

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Selin in meinen Armen, schlafe ich ein.

Ich wache auf durch ein Knall.
Cem hat die Tür geöffnet.
"Psshht. Sie schläft.", flüstert er.
Ich steige aus und nehme Selin wieder in die Arme. Langsam gehen wir in die Wohnung.
"Von wo hast du die Schlüssel überhaupt?", frage ich.
"Ich habe ihn machen lassen. Selin weiß natürlich nichts davon", antwort er grinsend.

Ich lege Selin in ihr Bett und decke sie zu. Ich kann nicht anders. Ich lege mich zu ihr und umschlinge sie.
Langsam werde ich abhängig von ihr.
Ich schaue um mich herum. Ihr Zimmer ist schön. Meine Augen bleiben an ihrem Nachttisch stehen.
Sie hat ein Bild von ihr und ihrer Schwester. Und nicht zu vergessen ihre Eltern. Ihre "wunderbaren" Eltern.

Ich klappe das Bild um. Ich kann sie nicht ertragen. Wie soll ich das machen? Ich kann meine Mission nicht erfüllen. Ich kann es einfach nicht.
Ich kann es vor ihr auch nicht leugnen. Sobald sie wieder zu Kräften kommt, werde ich es ihr erzählen. Würde sie mir vergeben? Wird sie mich hassen dafür? Naja. Dafür haben wir noch Zeit. Neben dem Bild ist ein kleiner Spiegel.

Ich nehme ihn und betrachte uns beide darin. Sie schläft. Ihre Haare liegen ihr wieder im Gesicht. Und wie immer stecke ich sie hinter ihr Ohr. Wenn ihre Haare im offenen Zustand immer in ihr Gesicht fallen, soll sie ihre Haare immer offen tragen, damit ich das jedesmal machen kann.

***Ihre Sicht***

Ich öffne meine Augen.
Ich sehe mich selbst. Meine Wimperntusche ist leicht verschmiert und meine Augen sind rot. Ich schaue rüber und sehe Demir.
Ich schaue neben mich und er lächelt in den Spiegel, den er vor uns hält.
"Ach Schönheit, siehst du das?", fragt er und deutet auf den Spiegel.
Ich schaue in den Spiegel wieder. Was meint er?
"Wie? Was meinst du?"
"Ich meine: Siehst du nicht, wie gut wir zusammen passen?"
Ich muss schmunzeln.
"Sehr lustig"
"Das sieht gut aus. Verlier' dieses Lächeln niemals", sagt er und zeigt im Spiegel auf meine Lippen.

Und dann fällt es mir wieder ein.
Ich stehe schnell auf und Demir erschreckt sich ganz leicht.
Ich hole eine graue Jogginghose und ein weißes T-Shirt so schnell raus, dass paar Stapel umfallen.
Er lacht.
"Willst du dich so schnell neben mir umziehen?"
"Das ist nicht lustig!"
"Ohh. Also so ernst?"
"Fresse!", sage ich.
Er grinst immernoch. Ich muss leicht schmunzeln. Disser Junge bringt mich aus der Fassung.
"Warum musst du so ein Arschloch sein?"
"Warum musst du so süß sein?"
Arschloch! Lächelnt gehe ich ins Bad und lasse das Wasser laufen.

Ich stelle mich unter die Regendusche und spüre jeden einzelnen Tropfen.
Tränen kommen wieder hoch, wenn ich daran denke, was passiert ist.
Ich muss stark bleiben. Schließlich ist es nicht so weit gekommen. Dank Demir. Ich habe ihn Arschloch genannt. Ich bin so dumm!

Ich massiere mir das Shampoo sanft in die Haare und wasche es anschließend wieder aus. Jetzt kommt das Duschgel zum einsatz. Ich nehme ein Schwamm und gebe fast die ganze Packung drauf.
Mit dem Wasser lasse ich das ganze aufschäumen und schrubbe es fest auf meine Haut. Am liebsten würde ich meine ganze Haut abziehen.
Am Hals, an dem Armen, Schultern, Beine. Überall. Ich schrubbe so fest, dass mein ganzer Körper rot wird.
Ich wasche den ganzen Schaum ab
und drehe den Wasserhahn auf kalt.
Das ganze kühlt jetzt meine Haut und ich spüre, wie mein Blut fließt.
Ich klatsche mir das ganze auch ins Gesicht.

Nach gefühlten 10 Stunden, fühle ich mich einigermaßen sauber, ziehe mich an und gehe aus dem Bad.
Auf meinem Bett sitzt Demir und Cem steht an der Tür.
"Immernoch da?", versuche ich gut gelaunt zu klingen.
"Naklar. Wir bleiben auch hier"
"Was? Braucht ihr nicht!", sage ich, während ich meine Haare kämme.
"Ob du willst oder nicht. Wir bleiben hier", sagt Demir.
"Ihr beide?"
"Ja!", antworten beide gleichzeitig.

Ich gehe zum Spiegel, um mich zu betrachten und erschrecke mich.
Mein Hals ist total zerkratz und übersät mit roten Flecken.

Mir rollt automatisch eine Träne wieder runter. Die Jungs schauen mich bemitleident an. Ich möchte das nicht! Ich werde stark bleiben. Ich bin kein schwaches Mädchen, was sofort an Selbstmord denkt.
Naja. Wie würde ich denken, wenn es so weit gekommen wäre? Würde ich immernoch so denken?

"Was schaut ihr so? Mir geht es gut" sage ich und wische mir die Träne weg.

***Seine Sicht***

"Wie du willst Prinzessin", antworte ich.
"Ich muss los. Meine Jungs mussten etwas erledigen. Ich schau mal nach", sagt Cem und umarmt Selin. Anschließend geht er.

"Hast du hunger?", fragt sie mich.
"Also mein Magen knurrt nicht aber Essen könnte ich jetzt ganz gut vertragen", antworte ich. Sie lächelt. Es ist nicht gespielt. Ihre Augen leuchten.
"Ich glaube ich habe nurnoch Nudeln zur Verfügung"
"Passt", sage ich und stehe auf, während sie ihre Haare macht.

Ich gehe in die Küche und suche nach einem Topf.
"Wo sind die Nudeln?", rufe ich.
"Oben im zweiten Schrank rechts", antwortet sie.
Ich fülle in den Topf Wasser und lege das auf die Herdplatte.

Sie kommt auch schon.
"Uhh werden wir zusammen kochen?"
"Na klar. Ich sage jetzt schon mal: Ich esse sehr viel. Dir wird warscheinlich nicht so viel übrig bleiben"
Sie lacht. Ich bin leicht erstaunt. Das war noch nicht mal so lustig und sie kann sich imemrnoch nicht zusammenreißen.

Nachdem wir gegessen haben, räumen wir gemeinsam das Geschirr weg und setzen uns aufs Sofa.
Es klingelt an der Tür.
Selin geht zur Tür und ich folge ihr.
Sie öffnet die Tür und mir stockt der Atem.






Findet ihr das okay, dass Selin nicht so zerstört ist und versucht stark zu bleiben?

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