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Nichts. Absolut nichts. Seit 3 Wochen haben wir nichts von ihm gehört, die Spur hat sich als nutzlos rausgestellt und ich habe nichts weiter über Chase herausfinden können. Seufzend verließ ich das große Polizeirevier und lief mit den Händen in den Hosentaschen nach Hause. Die Straßen waren schon relativ leer, da es schon acht Uhr abends war und ich pfiff leise, starrte auf meinen Weg. Es regte mich dermaßen auf, dass ich es Chase nicht heimzahlen konnte und trotzdem musste ich grinsen als ich an ihn dachte. Er war so klug, so hinterlistig, dass er sogar Zeit hatte mit mir zu flirten während ich ihn eigentlich festnehmen wollte.

Nachdenklich sah ich auf mein Handy, als ich plötzlich ein Röcheln aus einer Seitenstraße vernahm. Ich ging ein paar Schritte zurück, sah in die Gasse und versuchte etwas zu erkennen, doch es war zu dunkel. Das Röcheln verwandelte sich in ein Husten und mit zusammengezogenen Augenbrauen lief ich langsam in die Straße, drauf fixiert losrennen zu können, wenn ich müsste.

Ich sah Füße, die in großen Schuhen steckten, hinter einem Container hervorlugen und sofort lief ich fixiert darauf zu. Als ich den Rollcontainer wegschob und der Person meine Hilfe anbieten wollte zog ich die Luft erschrocken ein. Ein Mann lag dort, die Hand auf seinen Oberschenkel gepresst, zerzauste Haare. Doch nicht irgendein Mann, vor mir lag Chase. Ich erinnerte mich an meine Ausbildung, erinnerte mich daran, dass ich ihm helfen musste, wenn ich mich nicht selber gefährdete und da ich keine Waffen bei ihm sah, ging ich auf die Knie und musterte ihn. Ich meine, erwürgen würde er mich in seinem Zustand ja nicht.... hoffentlich.

Seine Augen waren geschlossen, er schien mich noch gar nicht bemerkt zu haben und als ich das Blut auf seiner Stirn wegwischen wollte, zog ich sofort zurück. Seine Stirn war glühend heiß:"Chase!", ich rüttelte an ihm. Er murmelte nur irgendwas:"Fuck", ich zog mein Handy um einen Krankenwagen zu rufen, doch eine Hand packte plötzlich mein Handgelenk und ich sah in Chases dunkle Augen, die mich flehend ansahen:"Die stecken mich in den Knast. Verzieh dich einfach und vergiss, dass du mich gesehen hast", murmelte er schwach.

Ich könnte ihn nicht liegen lassen. Ich durfte ihn nicht liegen lassen. Das war unterlassene Hilfeleistung, ich hatte noch nie so wenig über etwas nachgedacht als ich aufstand und ihm meine Hand reichte:"Komm mit. Du stirbst hier". Seine glühend heiße Hand umfasste überraschenderweise sofort meine und er zog sich auf die Beine, als ich loslief nachdem ich sicher gegangen war, dass er nicht umfiel, bemerkte ich, dass er humpelte und da er die Hand vom Oberschenkel genommen hatte erkannte ich das ganze Blut.

„Was ist passiert", murmelte ich als ich ihn ins Treppenhaus meiner Wohnung schob und meine Tür aufschloss. Chase antwortete nicht, seine Beine zitterten, er würde nicht mehr lange stehen können. Ich zog ihn in mein Wohnzimmer und nachdem ich ein Laken über meine Couch gelegt hatte, fiel Chase sofort darauf, völlig außer Atem. Ich schaltete das Licht an, sein Shirt war komplett verschwitzt, obwohl er draußen im Kalten gelegen hatte. Seine Haare waren vom Schweiß durchnässt, seine Muskeln verkrampft.

Ich realisierte jetzt erst, dass ich einen Verbrecher auf meiner Couch liegen hatte und trotzdem konnte ich ihn nun nicht einfach so dort liegen lassen, ich lief ins Bad, holte einen Waschlappen und einen Eimer mit kühlem Wasser und stellte ihn neben die Couch. Meine Finger glitten an den Saum seines Shirt:"Setzt dich hin, ich muss dir das Shirt ausziehen"

Allein, dass er keinen Witz darüber gemacht hatte, dass ich ihm das Shirt ausziehen wollte, sondern einfach das gemacht hat was ich verlangt hatte zeigte, dass es ihm richtig dreckig ging. Ich betrachtete seinen Oberkörper. Er hatte wie ich definierte, nicht übertriebene Muskeln, Schweiß lief seine Hüften runter und seine Brust pumpte regelrecht. Eine Narbe, ähnlich wie ein Schnitt zierte seine Schulter und bevor ich darüber nachdenken konnte hustete er gequält und ich nahm sofort den Waschlappen, tauchte ihn in das eiskalte Wasser und strich damit über seine Brust und sein Gesicht:"Warum fieberst du so?", fragte ich ihn leise, woraufhin er mir nur seine Hand hin hielt. Die Wunde von dem Schuss war schrecklich entzündet und nun wunderte es mich gar nicht mehr, dass er Fieber hatte. Das alles war so irreal. Chase lag auf meiner Couch, total schwach, wehrlos. Und ich war nicht schlau genug meine Kollegen zu rufen, ich kümmerte mich einfach um ihn. Gott, lass Hirn regnen.

Nachdem ich seine Wunde gesäubert, antibiotische Creme draufgemacht und sie verbunden hatte öffnete ich seine Hose, nach viel Überlegen und Zweifel zog ich sie ihm langsam runter und sofort sah ich den Schnitt über seinem Oberschenkel:"Wie ist das passiert?", murmelte ich. Er antwortete erst, nachdem er sich von der Anstrengung sein Becken zu heben erholt hatte:"Einer deiner Cop Idioten hat mich in eine Scherbe geschubste. Ihr blöden Arschlöcher könnt echt nichts".

Ich seufzte, verdrehte die Augen und wollte gerade aufstehen, da ich mich sicherlich nicht von ihm beleidigen lassen würde, doch seine warme Hand umfasste mein Handgelenk:"Nein du musst mir helfen", ich sah ihm an wie schwer es für ihn war sich irgendwie zu entschuldigen:"Du bist wenigstens nicht so ein Dummkopf wie die anderen", ich musste schmunzeln.

Ich säuberte, desinfizierte und verband auch diese Wunde, holte ihm dann eine Decke und deckte ihn fest zu, damit er sein Fieber ausschwitzen könnte. „Wehe du klaust was oder versuchst mich zu töten", ich stand knurrend auf und wie vorhin packte eine Hand meine:"Charlie", murmelte Chase leise und schwach. Ich sah ihn an, nickte ihm fragend zu. „Wäre ich jetzt sozial würde ich Danke sagen", murmelte er nur, dann kippte sein Kopf zur Seite und er schlief einfach weiter. Toll. Danke fürs Gespräch.

Ich schreckte auf, als ich mir durch den Kopf gingen ließ wer auf meiner Couch lag und außerdem vernahm ich eine Stimme aus dem Wohnzimmer die kontinuierlich irgendwas murmelte. Ich stieg aus dem Bett, rieb mir die Augen und sah zum Wecker. Fünf Uhr morgens. Der konnte froh sein, dass ich heute keinen Dienst hatte.

Chase lag auf dem Rücken, seine nackte, verschwitzte Brust hob und senkte sich schnell und das Murmeln identifizierte ich sofort als Fieberträume. Ich lief leise zu ihm, setzte mich auf den Stuhl neben der Couch und hob den Waschlappen aus dem Eimer, der immer noch dort stand. Vorsichtig strich ich über seine Brust. Es fühlte sich an wie in einem Traum, nicht real, doch ich musste ihm helfen, sonst würde er sterben.

„Du kannst es nicht lassen mich anzufassen hmm?", murmelte er mit geschlossenen Augen, gab kurz darauf aber ein wohliges Seufzen von sich als ich das kalte Wasser über seine Brust rieb. „Hüte deine Zunge, oder du fliegst raus", stellte ich klar und warf den Lappen zurück in den Eimer. Er lachte ein wenig, war jedoch kurz danach schon wieder außer Atem und als er begann zu zittern seufzte ich:"Warum hat Zero sich nicht um dich gekümmert?", fragte ich ihn skeptisch.

„Zero sitzt im Knast", murmelte er darauf nur, ich nickte zaghaft und damit war das Thema beendet. Sein Kopf kippte zur Seite, es ging ihm wirklich verdammt schlecht und als ich meine Hand hob und ihm reflexartig durch die Haare streichen wollte knurrte er:"Denk nicht dran", ich zog sofort wieder zurück und nickte leicht, mich selber fragend, warum ich das eigentlich tun wollte, wie ekelhaft.

Eingeschüchtert und verwirrt sah ich ihn an:"Warum darf ich dich an der Brust anfassen und am Kopf nicht?", murmelte ich leise und musterte ihn. Er öffnete die Augen einen Spalt weit:"Weil du es eben nicht darfst", knurrte er nur und ehe ich etwas erwidern konnte war er wieder in einen tiefen Schlaf gefallen.

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Ich hoffe es geht euch nicht zu schnell, wenn schon, dann sagt auf jeden Fall Bescheid, dann mache ich nächstes Kapitel noch nicht weiter, sondern bleibe noch ein wenig bei dem kranken Chase :D

Lucy x.

beauty in the beastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt