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Nachdem Chase mir erklärt hatte, was er damit meinte, war ich um ehrlich zu sein sehr überrascht. Ich denke ich kann es mir weniger vorstellen, wie jemand Chase toppt, als Chase es sich vorstellen kann, dass ich noch nie Bottom war. Natürlich hatte ich ihn nach dem Hintergrund gefragt, warum es so war, doch wie ich es ja schon von ihm kannte, bekam ich keine präzise Antwort darauf.

Es war ein ruhiger Morgen, die Sonne schien mild in mein Zimmer und zeichnete das Muster meiner Vorhänge auf den Boden. Müde setzte ich mich auf, rieb mir die Augen und erkennte im Spiegel des gegenüberliegenden Schrankes, dass ich unbedingt zum Friseur musste. Ich schwang meine Beine aus dem Bett, schlurfte den Flur entlang und knipste das Licht in der Küche an, die zu groß war, um ganz durch Sonnenlicht beleuchtet werden zu können.

Ich sah mich um, überlegte eine Weile was ich essen sollte und entschied mich schließlich einfach für eine Schüssel Cornflakes. Die Tüte nahm ich vom Regal, kramte eine Schere aus einer Schublade und schnitt die Tüte dann auf. Beim letzten Schnitt spürte ich einen zwickenden Schmerz im Finger, ließ die Schere sofort los und sah sofort den Blutstropfen meinen Finger runter fließen.

Genervt seufzte ich, versuchte an ein Tuch gegenüber von mir zu kommen ohne irgendwas voll zu schmieren. Das Knarren des Holzbodens im Flur ignorierte ich, konzentrierte mich vollkommen auf das Tuch und zuckte leicht zusammen, als sich warme Finger um mein Handgelenk schlossen. Ich sah zu Chase, der meinen Finger kurz ansah, währenddessen mit seiner Hand meine Hüfte suchte und steckte ihn sich dann in den Mund. Ich war zu müde um zu protestieren und auch Chase sah noch nicht besonders fit aus. Als er meinen Finger mit einem schmatzenden Geräusch aus dem Mund zog sah ich kurz auf meinen Finger, dann an ihm hoch:"Jetzt bekomme ich Aids, toll".

Ich entlockte Chase damit ein Schmunzeln, Grübchen kamen an seinen Wangen zum Vorschein und kleine Lachfältchen kräuselten sich um seine Augen:"Morgen, Kleiner", er zog mich an sich, legte seine Wange an meine Stirn und legte die Arme um mich. Ja, er war definitiv noch krank. Meinen Kopf legte ich auf seine Brust, schloss die Arme ebenfalls um ihn und blendete einfach für einen Moment alles aus, ließ die Müdigkeit siegen. „Bist du echt sogar zu unfähig dir Müsli zu machen?", ich spürte sein Grinsen, da war Chase wieder.

Ich trat einen Schritt zurück, fuhr mir mit der Hand durch die zu lang gewordenen Locken:"Jaja, schon klar.", brummte ich nur, doch wieder zog er mich an sich:"Bleib noch kurz so stehen", er beugte seinen Kopf runter und lehnte ihn gegen meinen, dann sagte er etwas leiser:"Es war gerade so schön".

Ich tat ihm den Gefallen, kuschelte mich wieder an ihn und atmete durch. Ich hörte sein Herz schlagen, spürte wie er atmete und unwissend darüber, wieso es so war, beruhigte mich das noch mehr. Es war schön für mich, wenn Chase krank war. Ich musste mich zwar um ihn kümmern, doch dafür bekam ich einen Grizzlybären, der zum Kuschelbären wurde.

Nachdem Chase mich schweren Herzens gehen ließ, begann für mich ein schwerer Arbeitstag. Nach fünf Stunden fühlte ich mich wie das Jugendamt, da ich zwei Kinder aus gewalttätigen Familien holen musste, mein Bauch tat weh, da ich gefühlte hundert Ellbogen abbekommen habe, von Leuten, die es anscheinend weniger gut fanden, von der Polizei abgeführt zu werden und außerdem fing es auch noch an zu regnen, der Parkplatz von unserem Präsidium war groß und nun saß ich klatschnass im Auto.

Ich spürte jeden einzelnen verspannten Muskel von dem ganzen Geringe und mein Hals tat vor lauter Diskutieren weh. Das Geräusch meines Motors beruhigte mich, die leichte Vibration und das Brummen entspannten meinen Körper und so verlief wenigstens die Rückfahrt relativ gelassen.

Als ich die Tür aufgeschlossen hatte war es bereits dunkel in der Wohnung. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich tatsächlich noch lange mit Kollegen gequatscht hatte und es nun bereits 22:30 Uhr war. Ich stellte mir Lasagne, die Chase offenbar gegen Mittag gekocht hatte, in die Mikrowelle und ließ mich auf einen Stuhl fallen, aß die Lasagne als sie fertig war und schmiss das dreckige Geschirr noch schnell in die Spülmaschine.

Ein Blick ins Wohnzimmer verriet mir, dass Chase schon auf der Couch schlief. Ich ging auf ihn zu, zog noch eine dünne Decke über seinen Körper und legte die Hand auf seine Stirn, das Fieber war wieder etwas gesunken, ganz eindeutig. Bevor ich wieder weggehen konnte ergriff eine Hand meinen Arm, strich mit dem Daumen über das Hemd und ich sah zu Chase, der seine Augen etwas geöffnet hatte.

„Hey, wie geht's dir, Tiger?", ich bückte mich zu ihm runter, legte die Ellbogen aufs Sofa, so, dass mein Gesicht vor seinem war und er mich entspannt ansehen konnte, ohne die Augen weit öffnen zu müssen. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine rosa Lippen, er griff mit einer Hand in meine Locken, streichelte durch meine Haare. Gut, er war zu müde um zu sprechen.

„Möchtest du bei mir schlafen, Chase?", ich gähnte, der Tag hatte mich echt mitgenommen. Er schien zu überlegen, seine Augen öffneten sich etwas mehr, dann gähnte er und nickte leicht:"Ja", wisperte er, setzte sich auf und die Decken rutschte von seiner Schulter. Bis auf Boxershorts hatte er nichts an, er musterte mich kurz, knöpfte dann mein Hemd auf und zog es mir über die Arme aus. Die blauen Flecken schienen ihn zu verärgern, denn er legte seine Hand sanft auf die Stelle und schaute böse. Ich beugte mich vor, küsste ihn sanft auf die Wange, atmete beruhigt seinen Geruch ein und fragte mich während ich das tat mal wieder, was das eigentlich zwischen uns war.

Ein paar Minuten später lagen wir in meinem Bett, sein Arm über meine Brust gelegt und seine Augen entspannt geschlossen, während ich ihm durch die Haare kraulte. Chase war so kuschelbedürftig, wenn er müde oder krank war. Generell passten manche Eigenschaften seinerseits gar nicht zu seiner kriminellen Person, die ich in den letzten Tagen sowieso komplett vergessen hatte.

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Neues Kapitel. Im Moment habe ich viel Stress in der Schule, da wir viele Arbeiten schreiben. Tut mir leid, dass das Update so spät kommt.

Lucy x.

beauty in the beastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt