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„Au, das tut weh!", beschwerte sich Chase, als ich ihm zum dritten Mal an diesem Tag den Verband wechselte. Vorsichtig tupfte ich das Blut weg, schmierte antibiotische Creme um die Wunde, woraufhin Chase wieder lautstark motzte. Der dritte Verband für diesen Tag fand also seinen Platz um den Arm des Mannes und ich klatschte in die Hände:"So das wärs", meinte ich und klappte den Verbandskoffer zu, schmiss den entstandenen Plastikmüll weg.

Chase zog sich den Ärmel des Pullis runter, murmelte etwas und rutschte vom Tisch:"Hmm?", machte ich, da ich nicht verstanden hatte, was er gesagt hatte. „Danke", murmelte er nun etwas lauter und überrascht drehte ich mich um:"Was? Hast du dich gerade bedankt", fragte ich fassungslos und stützte meine Ellbogen auf die Arbeitsfläche der Küche. Chase musste schmunzeln:"Jaaa. Stell dir vor", er sah kurz zu mir und zuckte die Schultern. Lachend stützte ich mich von der Fläche ab, stellte mich vor ihn und sah zu ihm hoch:"Gerne", lallte ich schnulzig und zu meiner Überraschung wich Chase zurück, als ich ihm kitschig über die Wange streichelte.

Fragend sah ich ihn an, er biss sich nur auf die Lippe und meine Vermutung, dass er zwar ein totaler Macho war, aber wenn es um echte Gefühle ging wurde der Wolf zum Welpen, bestätigte sich sofort. Schmunzelnd nahm ich mir ein Glas aus dem Schrank:"Du bist mir echt ein Rätsel", murmelte ich.

„Wieso?", murrte er, aus seiner Welpen Phase erwacht. Ich sah zu ihm, schüttete mir etwas zu Trinken ein und zuckte dann die Schultern:"Du kannst so zahm sein, aber meistens lässt du deinen Alpha raushängen", murmelte ich nachdenklich und wollte mir gerade das Glas an meine Lippen legen, um etwas zu trinken, doch es wurde mir aus der Hand genommen und keine Sekunde später presste mich ein Körper an den Schrank, er stützte seine Arme neben meinem Kopf an den Schrank und seine Augen durchbohrten meine mit ihrem Blick.

„Glaubst du ich traue mich nicht dich zu küssen oder was?",er klang wie ein Kind, das beweisen wollte, dass es genug Mut hatte die größte Rutsche auf dem Spielplatz zu rutschen. Ich sah ihn an, er war mir unfassbar nahe, seine Nasenspitze berührte fast meine.

„Natürlich traust du dich das nicht", flüsterte ich, da er mich laut genug hören würde und auch Chase begann zu flüstern:"Soll ich dich vom Gegenteil überzeugen?", er kam mir so nah, dass ich meine Augen reflexartig schon schloss und nur noch zaghaft nickte.

Im nächsten Moment spürte ich seine Lippen auf meinen, Feuerwerke in mir explodierten, Wunderkerzen brannten lichterloh und hinterließen ein warmes Prickeln in meinem Bauch. Seine Lippen öffneten sich ein wenig, ich folgte sofort seinen Bewegungen und bis auf das ein oder andere Schmatzen hörte ich in meinem Kopf nichts anderes als das Rauschen des Blutes, dass mir durch die Adern schoss.

Ich spürte seine Hand an meiner Taille, legte meine in sein Haar und als er mir über die Unterlippe leckte öffnete ich sofort meinen Mund. Chase zog mich in die Fesseln eines wilden Zungenkusses, ich zerstörte seine sonst so geordnete Frisur und er biss mir zwei oder drei Mal auf die Lippe. Irgendwann spürte ich, wie er den wilden Kuss beendete, ich zog mich etwas zurück und mit einem Schmatzen lösten sich unsere Lippen. Außer Atem sahen wir uns lange an, mein Herz schlug mir bis zum Hals und überhaupt war ich immer noch vollkommen aufgeregt.

„Ich weiß ja nicht ob dir das schon mal jemand gesagt hat", raunte Chase, strich mir über die Wange und das erste Mal in meinem Leben erwartete ich etwas Liebes aus seinem Mund. Natürlich kam es nicht:"aber du bist der schlechteste Küsser der Welt", er grinste mich fies und breit an.

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Ich ließ das kalte Wasser über meine Haut laufen, schloss die Augen und versuchte so wieder zu Verstand zu kommen. Hatte ich das wirklich getan? Hatte ich so wenig Kontrolle über mich selber, dass ich es nötig hatte ihn, Chase, das Macho Arschloch, zu küssen? Das konnte doch nicht mein Ernst sein.

Ich seufzte, stellte die Dusche ab und wickelte mir ein Handtuch um die Hüfte. Mit einem anderem Handtuch rieb ich mir die Haare trocken, stieg aus der Dusche und gähnte ausgiebig. Morgen musste ich wieder früh aufstehen, das erste Mal seit ein paar Tagen musste ich wieder arbeiten.

Ich lief in den Flur, rieb mir weiterhin die Haare und stellte mich in meinem Zimmer vor den Schrank, mit einer Hand zog ich mir eine Boxershorts raus. „Hey, Zwerg", kam es von der Tür und ich hob den Kopf, sah Chase fragend an:"Hmm?"

„Ich wollte nur sicher gehen, dass du dir darauf nichts einbildest", meinte er lässig:"Ich musste dir nur beweisen, dass ich alles machen kann was ich möchte", er zuckte die Schultern und ich verdrehte die Augen:"Ja ne ist schon klar", brummte ich nur und wollte an ihm vorbei laufen, doch wie so oft streckte er den Arm aus schlang ihn um meine Hüfte und hielt mich so auf.

Ich sah ihn genervt an, merkte dann, dass er seinen Kopf ein bisschen weiter runter gebeugt hatte:"Aber wenn du das nochmal machen möchtest, ich bin hier", grinste er breit und musterte mich dann von oben bis unten. Nervös biss ich mir auf der Lippe rum, Chase legte daraufhin einen Daumen an meine Lippe um mich daran zu hindern:"Lass deine arme Lippe in Frieden, die kann da auch nichts für", schmunzelte er und in seinen Augen sah ich das, was ich schon bei unzähligen Mädchen gesehen hatte.

Sie meinten es nicht ernst, spielten mit mir und meinen Gefühlen und wollten nicht mehr, als mir einmal in die Hose fassen zu können. Empört darüber, dass ausgerechnet Chase mit dieser Leier kam stieß ich seinen Arm weg, brummte nur nochmal und lief dann zurück ins Bad, schloss die Tür ab. Das Handtuch löste ich von meiner Hüfte, zog mir meine Boxershorts an und schlüpfte dann in eine Jogginghose. Was dachte dieser Arsch sich eigentlich?

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First kiss.

Lucy x.

beauty in the beastWo Geschichten leben. Entdecke jetzt