Hello & Goodbye

17. Kapitel - Little Tree

Ich grummele in mein Kissen. Samstag morgen.
Ich schrecke zusammen, als es auf dem Flur vor meinem Zimmer laut scheppert. Ich rolle mich aus dem Bett und öffne verschlafen meine Tür, um auf den Flur sehen zu können.
Logan liegt auf dem Boden und flucht lautstark.
Ein Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht.

"Kann man dir helfen?"

Frage ich immer noch grinsend.

"Das findest du jetzt witzig, was?"

Er versucht ernst und mürrisch zu wirken, doch seine Mundwinkel zucken und im nächsten Moment breitet sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht aus.
Ich betrachte sein Gesicht.
Wenn er lächelt bilden sich Grübchen und seine Augen strahlen warm, als würde die Sonne durch seine Augen scheinen.
Nicks laute Stimme lässt mich zusammenzucken.

"Frühstück!"

Brüllt er durchs Haus.
Der Moment mit Logan ist vorbei.
Seufzend steht Logan auf und poltert die Treppe ins Erdgeschoss runter. Ich mache mich verschlafen auf den Weg ins Bad.

Jason kommt beim Frühstück auf die glorreiche Idee, dass wir beide ja zusammen ins Kino gehen könnten.
Eigentlich ist Kino nicht so mein Ding. Da gibt man viel zu viel Geld aus für einen Film den man sich auch im Fernsehen anschauen könnte. Dazu sind dann auch noch jede Menge andere Menschen dabei, die einen Beobachten, wie man auf die eine oder andere Szene reagiert.
Weil ich jedoch nicht unhöflich sein will, nicke ich zustimmend. Glücklich macht sich Jason wieder über sein Frühstück her. Bis Nick sich zu Wort meldet.

"In welchen Film wollt ihr denn? Es läuft zurzeit doch nicht so viel. Wobei wollt ihr in diesen einen mit Chris Pratt? Dieser Actionfilm? Den will ich auch unbedingt gucken!"

"Von dem habe ich bislang nur gutes gehört."

Meint Logan.
Jason verdreht die Augen.

"Vergiss es Bazille! Du kommst nicht mit!"

Grummelt er.

"Aber wieso denn nicht?"

Fragt Nick schmollend.

"Ich finde auch, ihr solltet ihn mitnehmen, sonst hängt er nur wieder an der Konsole. Und überhaupt! Logan willst du nicht auch mit? Dann würdet ihr mal alle was zusammen machen."

Mischt sich jetzt auch Mrs. Collin ein. Logan verschluckt sich an seinem Brötchen und beginnt zu Husten. Jason atmet einmal tief ein und schließt die Augen.

" Wenn es sein muss Mom. "

Bringt er hervor, doch sein Unmut ist deutlich zu hören.

So machen wir uns am Nachmittag zu viert auf den Weg ins örtliche Kino und schauen diesen Actionfilm. Ich lasse mir brav Kinokarte, Popcorn und Getränk bezahlen und versuche begeistert zu wirken.
Im Kinosaal sitze ich zwischen Logan und Jason. Sehr schlechter Platz. Beschissener Platz! Schlimmster Platz im Kino!
Ab der Hälfte des Filmes wünsche ich mir einfach im Erdboden zu versinken. Denn nach kaum zehn Minuten, legt Jason seinen Arm mit der Handfläche nach oben auf die rechte Lehne meines Sessels. Ich ignoriere sie geflissentlich und starre weiter auf die Leinwand. Doch als nach einer halben Stunde Logan seinen Arm streckt und ihn um meine Schultern legen will, wird es entgültig ungemütlich. Ich stoße seinen Arm leicht zur Seite, sodass er ihn zurück nimmt und sterbe innerlich.

'Was tue ich hier bloß?'

Am Abend sitzen wir im Wohnzimmer an dem großen Esstisch und sämtliche Spiele sind quer über den Tisch und den Boden ausgebreitet. Nick und Logan diskutieren, wie zwei fünfjährige welches Spiel als nächstes gespielt wird. Jason, Mrs Collin und Mr Collin liegen lachend am Boden und beobachten die Szene. Auch ich muss schmunzeln.
Ich habe mittlerweile gelernt, dass bei den Collins Samstag abends traditionell ein Spieleabend stattfindet, an dem alle teilnehmen müssen.
Logans Blick wandert zu mir.

"Was grinst du denn jetzt so, little tree?"

Ich reiße meine Augen auf und starre ihn an. Ein Lachen bahnt sich seinen Weg aus mir heraus.

"Little tree?"

Fragt Jason und bricht im nächsten Moment in einen erneuten Lachflash aus. Auch alle anderen beginnen zu lachen.

"Das passt!"

Meint Nick, ebenfalls lachend und grinst mich frech an.
Jetzt kann ich es nicht mehr aufhalten. Ein leises Lachen verlässt meine Lippen, was mir einen warmen Blick von Logan einbringt.

'Wie lange habe ich nicht mehr gelacht?'

Schlussendlich entscheiden wir uns noch eine Runde Monopoly zu spielen. Es macht wirklich Spaß und ich fühle mich wie ein Teil der Familie. So als wären Nick, Jason und Logan wirklich meine Brüder. Mr und Mrs Collin, die ich ab heute Mike und Rose nenne, weil es sich einfach richtig anfühlt, fühlen sich mehr nach einer Familie oder Eltern an, als alles, was ich bis jetzt kennen gelernt habe.

Der Rest des Wochenendes verläuft unspektakulär. Nur eine kleine Diskussion mit Nickilein - mein neuer Lieblinsspitzname für meinen jüngeren Gastbrunder- über die deutsche Geschichte und welche Ansichten ich vertrete und, dass, das alles grausam ist und so weiter. Es geht sogar so weit, dass Jason dazwischen gehen muss und dabei bin ich noch nicht einmal eine Woche hier.

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Dienstag vormittag.
Mein Handy in meiner Hosentasche beginnt schon wieder zu vibrieren. Das ist jetzt schon das 15. Mal an diesem Morgen. Ich nehme es aus meiner Hosentasche. Er. Ich drücke ihn weg. Doch nach wenigen Sekunden geht ein neuer Anruf ein. Ich starre mein Handy an.
Auch gestern hat er mich schon ständig angerufen. Ich weiß, ich kann etwas erleben wenn ich zurück komme,aber ich will nicht abnehmen. Ich versuche ihn zu verdrängen. Ich lasse meinen Kopf kraftlos gegen das Schließfach vor mir knallen. Im nächsten Moment rinnt mir eine Träne über die Wange.
Plötzlich legt sich eine große Hand auf meine Schulter.