Ich schlendere gemütlich am Quincy Market vorbei und kann schon den Hafen riechen, der nicht mehr weit entfernt ist. Wie ich diesen Geruch einfach nur liebe. Leider hält mich eine rote Ampel auf und ich beschließe für eine kurze Zeit die Sonne auf meiner Haut zu genießen und eile dann hektisch weiter Richtung Wasser. Nach dem langen kalten Winter bin ich froh, dass der Frühling endlich wieder in Boston eingetrudelt ist. Sogar der Park strahlt wieder in schönen satten Farben. Das matte Wintergrau ist endlich weitergezogen und man kann sogar schon die ersten Blüten an den Kirschbäumen erkennen. Als ich am Steg angekommen bin halte ich kurz inne und schaue raus auf die Weiten des Ozeans, die man von hier aus leicht erkennen kann. Ich atme einmal tief die salzige Meerluft ein und gehe dann weiter zu dem kleinen Secondhandshop meiner Großeltern, welcher sich auf einem alten Hausboot befindet, das hier am Hafen anliegt.
Ja richtig gehört, meine Großeltern hatten die glorreiche Idee den ersten und einzigen Secondhandshop auf einem Hausboot zu eröffnen. Ich hoffe ihnen war damals klar, wenn das Boot untergeht, das ihr Betriebsvermögen gleich mit sinkt. Als meine Großeltern noch etwas jünger waren, sind sie mit ihrem Hausboot an der ganzen amerikanischen Ostküste entlanggefahren und haben an den verschiedensten Häfen angelegt, um ihren Krimskrams zu verkaufen. Ob ihr es mir glaubt oder nicht, aber die sind damit echt berühmt geworden und die Menschen rannten das Hausboot buchstäblich ein. Aber seit meinem sechzehnten Lebensjahr haben die zwei beschlossen sich hier in Boston niederzulassen, um mehr Zeit mit mir zu verbringen. Ich bin immerhin ihr einziges Enkelkind.
Ich öffne gerade die Eingangstür des kleinen Ladens als mein Opa auf seiner Leiter gefährlich zu wackeln beginnt. Ich eile schnell zu der alten Holzleiter und halte diese fest. "Pass doch auf Opa", sag ich zu ihm und halt ihm eine Hand hin. "Ach Herrgott Mag, hast du mich erschreckt", antwortet mein Opa und legt ein Holzschild in meine Hand, was ich ihm nebenbei gerne abnehme. Vorsichtig steigt er von der Leiter. "Opa du musst wirklich aufpassen, wenn du von der Leiter gefallen wärst... „"Das bin ich aber nicht und das nächste Mal passe ich auch besser auf", fällt er mir direkt ins Wort und nimmt mir das Schild aus der Hand um es zur Kasse zu tragen. "Würdest du so nett sein und die Leiter beiseitestellen?", ruft mir mein Opa noch zu, bevor er sich wieder dem Kunden widmet.
Ich verdrehe nur meine Augen und klappe die Leiter zusammen und bringe diese downstairs in die Werkstatt meines Opas. Die alten Holzdielen fangen an unter meinem Gewischt zu knarzen, als ich Richtung Werkbank gehe, um mir die alte, kleine Kommode anzuschauen, die darauf steht. Die Kommode wurde aus alten Schiffsblanken gebaut und hat Elemente aus dem 17. Jahrhundert. Ich öffne die oberste Schublade, dabei höre ich ein Rutschen doch als ich in die Schublade schaue ist diese leer. Komisch. Ich schließe die Schublade wieder und erneut höre ich dieses Geräusch. Also beschließe ich kurzerhand die untere Schublade zu öffnen, um zu hören, ob da das gleiche Geräusch auftaucht. Doch das tut es nicht. Ich beschließe die erste Schublade erneut zu öffnen und das Geräusch ertönt erneut. Ich klopfe leicht auf den Boden der Schublade und diese hört sich verdächtig hohl an. Ich schaue mich suchend auf der Werkbank meines Opas um und finde kurzerhand einen Schlitzschraubenschlüssel, womit ich den Bodendeckel öffnen kann. Das dachte ich jedenfalls, doch zu meinem Verwundern klappt dies nicht. Ich ziehe die komplette Schublade heraus und finde eine kleine Klappe an der hinteren Wand der Schublade. Ich öffne diese und sehe, dass sich dort ein Schlüsselloch befindet.
Na toll, wo soll ich denn jetzt bitte einen Schlüssel dafür herbekommen? Ich schlage mir verzweifelt meine Hände auf den Kopf, dabei streift eine Hand meine kleine Haarspange. Das ist es! Lass uns hoffen, dass die im 17. Jahrhundert noch keine komplizierten Sicherheitsschlösser hatten. Also ziehe ich die Haarspange aus meinem Haar, verbiege diese leicht und versuche das Schloss zu knacken. Als ein Klick ertönt, springt der Schubladenbodendeckel nach oben und ich schaue verblüfft auf ein altes Buch. Warum zur Hölle würde man ein Buch in einer Kommode verstecken?
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Tagebuch eines Piraten
Historical FictionAls die junge, hübsche Magdalena Smith auf den gefühlslosen James Carter trifft, wird ihre Welt komplett auf den Kopf gestellt. Denn er beschließt Magdalena einfach zu behalten. Wird Mag sich dies gefallen lassen? Taucht mit mir in eine vergangene...