Ein treffender gezielter Schlag war immer der, den man nicht erwartete.
Und dieser Schlag traf mich gestern. Gestern als mir meine Eltern erzählt hatten, dass ich morgen um Punkt 22 Uhr in ein Internat gehen würde, das weit ab von dieser Stadt lag.
Jetzt war es 12 Uhr und ich verbrachte gerade die letzten Stunden in meiner Schule. Die Schule an der ich die beste Freundin der Welt kennen gelernt hatte.
Lou Moore.
Sie hatte mir mehr Selbstvertrauen gegeben und war immer für mich da. Am Anfang der Schulzeit wurde ich immer schikaniert, als ich hierher gezogen war, doch dann kam sie.Wie aus dem nichts tauchte sie auf und nahm mich mit nur einem Blick in Schutz. Sofort wichen die Leute zurück und es war unschwer zu erkennen, das sie das Sagen hatte.
Schnell fand ich durch Gerüchte aus der Schule heraus, dass sie hier das Badgirl war und jeder sie fürchtete. Doch je mehr ich sie kennen lernte, desto bewusster wurde mir das man sie komplett falsch einschätzte.
Sie war ein Mädchen was zwar selbstbewusst und stark war, aber auch ein reines und gütiges Herz hatte. Sie war auch ziemlich direkt und diese ganzen Eigenschaften waren echt toll an ihr. Durch sie lernte ich mehr mich gegen die Schikanen aufzulehnen und bald wurde sie sogar zu meinem Bodyguard und auch zu meiner besten Freundin. Zwar ärgerte sie mich oft und ich verstand ihren schwarzen Humor nicht immer, aber dennoch war sie mir sehr ans Herz gewachsen.
Mit der Zeit wurde ich, der kleine Nerd, zu einem Helfer für die anderen. Ich ließ sie meine Hausaufgaben abschreiben und rettete damit vielen die Noten.
Lou fand, dass was ich tat, zwar nicht so toll, aber sie nahm es mit einem Seufzen hin. Sie wusste das ich nicht anders konnte, als Leuten zu helfen und ja zu sagen.
Deshalb konnte ich meinen Eltern auch nicht nein sagen. Ich ließ es zu, dass sie mich in ein Internat schickten.
Aber ich wollte Lou nicht verlassen und besonders nicht den Jungen in den ich mich verliebt hatte.
Theo Langmore.
Ein beliebter und mehr als nur gutaussehender Typ. Er hatte mein Herz erobert, doch er bemerkte mich nie. Ich war zu unauffällig und das obwohl ich mit dem Badgirl der Schule befreundet war.
Immer hatte ich ihn aus der Ferne betrachtet und mit ihm nur über flüchtige Sachen geredet, wobei ich meistens wie eine Bekloppte gestottert hatte.
Und jetzt blieben mir nur noch 10 Stunden ihm meine Gefühle zu gestehen. Ich wollte nicht gehen, solange ich das nicht getan hatte.Fest entschlossen war ich deswegen. Dennoch würde es mir schwer fallen meine beste Freundin und meine erste Liebe zu verlassen auch wenn ich es geschafft hatte Theo meine Gefühle zu gestehen.
Und das alles nur weil meine Eltern eine Kreuzfahrtreise gebucht haben, um ihre Ehe wieder in den Griff zu kriegen. Das war ja schön und gut und ich fand diese Idee super, aber sie wollten mich nicht alleine in diesem kleinen Haus lassen und deshalb sollte ich auf ein Internat. Und das sagten sie mir einen Tag bevor ich dorthin sollte und ihre wundervolle Reise begann und ich alles was ich liebte hinter mir lassen musste. Noch dazu war es ein reines Mädchen Internat! Keine Jungs und wahrscheinlich nur so hochnäsige Tussen.
Diese Wörter wie Tussen hatte ich von meiner lieben Lou gelernt. Sie hat mit ein Vokabular beigebracht, dass ich nie bei meinen Eltern anwenden sollte. Sie waren sehr streng und Lou musste immer ihre Lederjacke sowie ihre zerrissenen Hosen zuhause lassen, wenn sie mich besuchen kam. Ihre Haare, die meistens etwas verwuschelt waren mussten zu einem strengen Zopf gebunden werden.
Zwar mochte sie ihr auftreten relativ wenig, wenn sie zu mir kam, aber wenn meine Eltern ihre wahre Seite kennen lernen würden, dann würden sie mir den Kontakt zu ihr verbieten und deshalb nahm sie das alles in Kauf.
Sie war halt die Beste.Plötzlich wurde mir von jemanden in die Wange gepiekst und ich schreckte aus meinen Gedanken heraus.
Mein Blick fuhr zu dieser Person herum und ich sah Lou, die mich etwas frech angrinste, aber in ihren Augen Sorge schimmerte.
“Du wirkst heute so abwesend. Was ist los?“
Sie legte ihren Kopf leicht schräg und musterte mich von oben bis unten. Ich hatte ihr noch nicht erzählt, dass ich ab heute Abend wahrscheinlich nie wieder in dieser Stadt sein würde.
“Also...nun...ja ich werde heute Abend um Punkt 22 Uhr...na ja in ein Internat geschickt und das....liegt ganz weit weg von der Stadt.“
Ihre Augen weiteten sich bei meinen leisen Worten. Sie hatte verstanden was ich gesagt hatte. Kurz fuhr sie sich durch die blonden Haare ehe sie mich wieder betrachtete.
“Und was willst du dagegen machen?“
Sie lehnte sich wieder an die Scheibe und betrachtete mich. Gerade hatten wir Mittagspause und wir saßen zusammen in der Cafeteria und aßen.
“Nichts...Du na ja...kennst doch meine Eltern.“
Auch wenn es mir noch so wenig passte, dass ich auf dieses Internat kam, konnte ich nichts dagegen tun.
Mein Blick richtete sich auf den Tisch der Sportler und ich sah zu Theo. Wenigstens meine Gefühle wollte ich ihm noch gestehen und es war mir egal, ob ich einen Korb bekam oder nicht.
“Du hast noch 10 Stunden. Willst du ihm seine Gefühle gestehen?“
Bei der Frage meiner besten Freundin hin nickte ich nur. Sie war nicht sonderlich begeistert, dass ich weg ziehen musste, aber so war es halt nun mal und ich konnte nichts dagegen unternehmen.
Plötzlich packte sie mich am Arm und zog mich vom Tisch weg.
“Ich habe einen Plan. Du wirst ihm heute noch deine Gefühle gestehen, aber dazu musst du bereit sein und ich muss auch was tun. Alleine schaffst du das nicht.“
Sie lächelte mich an und zog mich dann durch die halbe Cafeteria zum Tisch der Sportler.
“Geh zu meinem Spind ich komme gleich.“
Mit diesen Worten wandte sie sich den Sportlern zu und ich ging dann zur Tür.
Kurz blickte ich noch über meine Schulter und sah wie meine beste Freundin Dylan Black, den besten Freund von Theo, am Ohr packte und ihn hinter sich her Richtung Tür zog.
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10 Hours 🎁
Short StoryEin Mädchen welches nur noch 10 Stunden hat. 10 Stunden in einer kleinen Stadt, wo ihr großer Schwarm wohnt. Immer sehen sie sich auf den Schulfluren, doch warum sollte ein beliebter Junge ein Mädchen bemerken was eine Brille trägt und sich selbst...