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Als Yase zurückkam hatte sich Amys Zustand derartig verschlimmert, dass Yase Amy die Haare halten musste, als diese sich erbrach. Zum Glück ließ Lukas nicht lange auf sich warten. Yase erklärte Lukas schnell was Sache war, doch all das bekam Amy gar nicht mehr mit. Auch nachdem Lukas Amy öfters eindringlich einige Fragen stellte, antwortete diese nicht. Sie schien ihre beiden Freunde überhaupt nicht wahrzunehmen und starrte nur in die Ferne. Lukas reagierte sofort. „Wir müssen sie von hier weg schaffen. Schnell! Der Pausenhof ist nicht der ideale Ort." „Ja klar. Wir können sie in das Tischtenniszimmer tragen. Da ist nie jemand, weil Alles schon verrottet ist. Das ist eher eine Art Abstellkammer geworden.", antwortete Yase. Die Beiden zögerten nicht lange und zusammen trugen sie Amy in das kleine Zimmer. Sie setzten den Avatar vorsichtig an die Wand gelehnt ab. Yase war unheimlich besorgt um ihre Freundin. Mittlerweile konnte sie sich kaum noch aufrecht halten. Lukas kniete sich neben Amy nieder und überprüfte ihren Hals, warum auch immer. Plötzlich fuhr Lukas wieder zurück und schimpfte vor sich hin. „Sie zeigt Anzeichen auf eine Kohlenstoffmonoxidvergiftung. Wir müssen schnell handeln!", erklärte er ihr. „Sollen wir einen Notartzt rufen?" „Nein! Selbst der braucht zu lange.", beschloss Lukas und lehnte sich zurück. Lukas setzte sich im Schneidersitz schräg neben Amy und schloss die Augen. „Sie braucht sofort reinem Sauerstoff, damit wieder Kohlenstoffmonoxidhämoglobin für den Sauerstofftransport zur Verfügung steht. Ich führe deshalb jetzt eine Kohlenstoffmonoxidintoxikation durch. Das ist enorm wichtig für Hirn- und Herzmuskel.", erklärte er sein Vorgehen und konzentrierte sich. Yase hielt den Atem an. Warum musste das nur passieren? Warum nur? Yase konnte die Stulle die herrschte, während Lukas sich konzentrierte nicht ertragen. Es brachte sie fast zum Druchdrehen, dass sie nicht helfen konnte.

Lukas erging es nicht viel besser. Deshalb brauchte er auch etwas länger als sonst sich der Luft um sich herum bewusst zu werden. Da waren viel zu viele Fragen in seinem Kopf, aber er zwang sich sich zu konzentrieren und erst danach zu grübeln. Er musste sich jetzt auf Amy konzentrieren. Sie hatte nur noch wenige Minuten. Er versank tief in dem berauschendem Gefühl und sammelte die Luft um sich herum. Er befahl sich das Gefühl nicht zu genießen und machte sich an den schwierigsten Teil seiner Arbeit. Er mussten den Sauerstoff aus der Luft herausfiltern. Hätte Lukas noch ein bisschen länger Zeit gehabt, hätte er den Sauerstoff aus dem Chemievorrat geholt oder sogar den Krankenwagen gerufen, aber die hatte er nicht. Also musste er das Alles selbst machen. Anfangs fiel es ihm schwer die unterschiedlichen Gase zu fühlen und zu erkennen, aber mit der Zeit wurde es immer leichter. Langsam merkte er wie er selbst immer schwerer Luft bekam. Ohne mit seiner Arbeit aufzuhören befahl er Yase hinauszugehen und die Tür unbedingt offen zu lassen. Als er schließlich genügend Sauerstoff gesammelt hatte, öffnete er ihren Mund und machte sich daran den Sauerstoff Amy so zu sagen einzuflößen. Anfangs befürchtete er, dass es schon zu spät sei und er schob innerlich Panik. Trotzdem hörte er nicht auf sich an die Hoffnung zu klammern und arbeitete immer weiter. Nach einiger Zeit begann er schließlich doch stark zu zweifeln und gab fast die Hoffnung auf, aber nach unzähligen kräftigen Ladungen Sauerstoff, zitterten Amys Augenlieder endlich und sie schnappte gierig nach mehr. Lukas jubelte innerlich vor Freude und verdoppelte seine Anstrengungen.
Das ging noch Ewigkeiten so weiter, bis Amys rötliche Tönung allmählich verschwand und Lukas spürte wie sich der Sauerstoffgehalt in ihr zusehend verbesserte. Er verringerte langsam den Sauerstoffgehalt und gab ihr zuletzt wieder die normalzusammengesetzte Luft.

Yase stand draußen in lief unruhig auf und ab. Seit sie rausgeschickt wurde hatte sie nichts mehr von Lukas gehört. Langsam war der erste Schock abgeflaut und sie begann Panik zu bekommen. Selbst, dass Yase eine ihrer größten Ängste ziemlich nahe gekommen ist, konnte sie nicht von ihrer Sorge um Amy ablenken. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie sie bemerkt hatte, dass sie langsam kaum noch Luft bekam. Sie hatte schon immer Angst gehabt, davor zu ersticken. Sie wusste nicht warum eigentlich, aber es war schon immer ihre größte Angst. Wenn sie Albträume hatte, handelten diese immer darum. Und vorhin, als sie dieser Angst so nahe gekommen war, hatte sich in ihr eine Art Schockstarre ausgelöst. Sie hatte sich nicht mehr bewegen können. Das Schlimmste daran war, dass Alles in ihr danach schrie sofort wegzurennen, sie sich aber nicht bewegen konnte. Erst Lukas' Aufforderung die Türe zu öffnen hatte den Bann gebrochen. Im ersten Moment war sie ihm unendlich dankbar gewesen. Draußen hatte sie genügend Zeit  gehabt sich wieder abzureagieren und als sie kapiert hatte, dass sie nicht ersticken würde, kam ihre Sorge um Amy wieder auf. Mittlerweile war es unerträglich. Wenn sich Lukas nicht bald meldete, würde sie hier durchdrehen. Plötzlich spürte sie, wie Lukas aufgehört hatte zu bändigen und sie erstarrte. Innerlich bereitete sie sich auf Alles mögliche vor. Sie hörte wie jemand aus dem kleinen Zimmer trat und auf sie zu lief. Oder besser gesagt sie spürte es. Sie spürte die kleinen Schwingungen, die von dieser Person ausgingen. Sofort wirbelte Yase herum und sah Lukas fragend an. „Wie geht es ihr?" Lukas' Gesicht wirkte angespannt. „Sie hat es überstanden und schläft jetzt. Ihr Körper musste heute ganz schön viel durchmachen und ist demnach ziemlich erschöpft.", meinte er und hob besänftigend die Arm. Erleichtert atmete Yase aus und setzte sie sich auf die große Bank. Lukas ließ sich neben ihr nieder und gemeinsam schwiegen sie eine Zeit lang. Irgendwann brach Lukas das Schweigen. „Weißt du was mich wundert? Amy hatte noch nie große Schwierigkeiten mit den Rauchgasen. Nicht beim großen Waldbrand und auch sonst nicht. Ich verstehe nicht warum also jetzt.", meinte er. Yase zuckte mit den Achseln. „Wer weiß. Vielleicht wird ihre Feuerresistenz schwächer, oder sie war die letzten Male einfach nicht so lange, oder so starken Gasen ausgesetzt." Lukas antwortete nichts darauf, aber Yase merkte wie er angestrengt nachdachte. „Sie hatte Glück, dass du da warst und dass du sofort wusstest was zu tun ist.", meinte Yase und lächelte Lukas an. Lukas blickte nun auf und sah sie direkt an. Aber in seinem Blick war nichts als Trauer zu lesen. Yase erschauderte. Was war denn mit Lukas los? Auch wenn sie neugierig wie sonst was war, schwieg sie. Sie wäre auch gar nicht weit gekommen, denn plötzlich näherten sich ihnen Schritte, die rasend schnell näher kamen. Die beiden Bändiger erstarrten. Wenn ein Lehrer sie hier erwischte, würden sie richtig viel Ärger bekommen. Doch zum Glück näherte sich ihnen kein Lehrer, sondern Jason, der angesprintet kam. „Wie geht es Amy?", kam er ohne Begrüßung auf den Punkt. In seinem Blick lag pure Angst. Yase hatte ihn vorhin angerufen und kurz erzählt, dass Amy plötzlich Schwindelig geworden sei und dass Lukas kommen würde um Amy zu helfen. Sie hatte damit eigentlich keine Panik in ihm aufrufen wollen, sondern ihn nur informieren wollen. „Es geht ihr gut. Sie ist in dem Raum da und schläft. Sie ist ziemlich erschöpft, was kein Wunder ist.", besänftigte ihn Lukas und Jason entspannte sich augenblicklich. Er quetschte sich zu ihnen auf die Bank. „Puh. Ich hab echt nen Schock bekommen. Ich verstehe noch immer nicht, warum das ausgerechnet Amy passieren musste. Was war denn jetzt genau mit ihr?", wollte er wissen. Yase nickte zustimmend. „Wir auch nicht." und Lukas fing an Jason Alles bis ins kleinste Detail zu erklären.

Welcome back ~ Avatar der Herr der Elemente Ff ~ Buch 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt