Ein neues Leben

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~Rons Sicht~

Sie standen auf der Straße vor Hermines Elternhaus. Ron hielt ihre Hand fest umschlossen, damit sie wusste, dass er noch immer für sie da war. Dann seufzte sie entschlossen. "Also gut."

Sie drehte sich ihm zu und nahm seine andere Hand. "Ich hab Angst", gestand sie leise. Ron sah ihr fest in die Augen. "Ich auch." Sie sah überrascht aus. Hermine konnte nicht wissen, wie wichtig es für ihn war, dass ihre Eltern ihn mochten. "Aber das ist okay, weil wir zusammen sind." Er strich ihr leicht übers Haar. 

Zum ersten mal seit Tagen, hatte er wieder das Gefühl, dass sie in seiner Nähe sein wollte. Das sie es ernst meinte. Denn er wollte es. Er wollte mit ihr bis ans Ende der Welt gehen und zurück. "Gemeinsam schaffen wir das, hörst du? Wir sind unbesiegbar. Versprochen." Sie nickte. Ihre Augen glänzten.

Dann küsste Ron sie. Und es war das schönste Gefühl, dass er jemals gespürt hatte. Hermine umarmte ihn und schmiegte sich an seinen Hals. Für einen Moment wollte er für immer so verharren.

Als sie sich von ihm löste und das Gartentor leise aufstieß, war Ron direkt hinter ihr. Plötzlich wurde die Haustür aufgerissen, obwohl sie noch nicht geklopft hatten. Natürlich waren sie schon entdeckt worden. "Hermine!" Ihr Eltern schossen aus dem Haus und rissen ihre Tochter in eine stürmische Umarmung. Ron stand daneben und konnte nicht anders, als zu lächeln. Es war toll, sie so glücklich zu sehen und es dauerte nicht lange, bis alle drei weinten.

Hermines Vater kam auf ihn zu, reichte ihm die Hand und zog ihn dann in eine Umarmung. "Du warst da, oder?", fragte er mit erstickter Stimme und meinte den Abend in Australien. Ron konnte nur nicken. Er war überwältigt von den Gefühlen, die auf ihn einströmten. Dankbarkeit, weil ihre Eltern ihn anscheinend mochten. Hoffnung, auf eine wundervolle Zukunft mit ihr. Liebe, für Hermine und ihre ganze Familie. Freude, weil er ihnen geholfen hatte, wieder zueinander zu finden. Und Geborgenheit, weil es sich so vertraut, so richtig anfühlte, genau jetzt, genau dort zu sein.

Er sah zu Hermine, die strahlte und weinte zur gleichen Zeit und nicht aufhörte sich zu entschuldigen. Rons Brust schwoll an vor stolz, weil er an ihrer Seite sein durfte. Er liebte sie so sehr, dass er die nächsten Jahre kaum erwarten konnte. In dem Moment war er dankbar dafür, ein Zauberer zu sein. Wenn er sich richtig anstellte, konnte er mehr Zeit mit Hermine verbringen, als jedes Muggelpaar hatte. Er konnte nicht anders als sich die nächsten 100 Jahre neben dieser unglaublichen Frau vorzustellen und zu grinsen.

~ Harrys Sicht~
* Ein paar Monate später*

Es war spät in der Nacht, als Harry endlich zurück zum Grimmauldplatz kam. Zusammen mit Ron hatte er geholfen, zwei fliehende Todesser zu fassen und ins Ministerium zu bringen.

Ron seufzte erleichtert, als niemand ihnen entgegen schrie, als sie das Haus betraten. "Wie hast du sie hier raus bekommen?", fragte er und meinte damit das Portrait von Sirius' Mutter. Harry hing ihre Mäntel auf. Obwohl sie noch so jung waren, sahen sie mittlerweile aus, wie richtige Auroren. Sobald die Tür zu fiel, änderte sich dies aber wieder. Dann waren sie zwei angehende Auroren, die ein ganzes Jahr nachholten, in dem sie jede Sekunde ihres weiteren Lebens genossen.

"Donovan war mir einen kleinen Gefallen schuldig", erklärte er grinsend. Sein Ausbilder hatte eine Wette verloren und deswegen für Harry ein paar Strippen bei Spezialisten gezogen. "Du kannst deine Sachen hoch bringen, wenn du magst. Such dir einfach ein Zimmer aus." Während Hermine und Ginny in Hogwarts waren, wollten sich Harry und Ron das Haus teilen. Sein bester Freund hielt es als einziges Kind Zuhause nicht mehr aus und Harry war ungern allein in dem riesigen Gebäude voller Erinnerungen.

Nach Ginnys Abschluss wollte er ihnen ein neues Haus kaufen. Er wollte einen neuen Start, aber dafür brauchte er sie.

Molly kümmerte sich, während Arthur arbeiten war, gemeinsam mit Andromeda um Teddy, also war sie nicht einsam. Harry war ihr sehr dankbar, für alles, das sie tat. An Wochenenden nahm er Teddy regelmäßig zu sich oder besuchte ihn. Auch wenn es schmerzhaft war, Tonks und Lupin in ihm zu sehen, gehörten die Momente, die er mit seinem Patenkind verbrachte, zu den schönsten der Woche.

"Danke", sagte Ron und ging die Stufen hoch. Harry ging stattdessen in das Wohnzimmer und setzte sich mit einem Butterbier in die Stube. Er hatte einige Bilder aufgehangen und Möbel verrückt, um es sich gemütlich zu machen, aber es war trotzdem seltsam. Manchmal bildete er sich ein, Snape und Sirius in der Küche streiten zu hören oder Lupin und Tonks durch die Tür kommen zu sehen. Nicht selten kam es vor, dass er Fred sah und dass dieser lächelte. Es tat weh, aber er hielt es aus, wenn er nicht zu lang allein war. Es wurde erträglich, wenn er die alten Briefe seiner Eltern las oder die, die Ginny ihm aus Hogwarts schrieb. Manchmal besuchten er und Ron sie und Hermine in Hogsmeade und dann konnte er den Rest der Welt für ein paar Stunden ausblenden.

Mittlerweile waren seine Schuldgefühle etwas verblasst. Sie waren noch immer da, aber jeden Tag konnte er ein bisschen besser mit sich selbst leben. Er konnte den Zauberern in der Winkelgasse beim Einkaufen in die Augen sehen und sich die Hand schütteln lassen. Er konnte die Artikel von Rita Kimmkorn ignorieren und seine Arbeit machen. Mit der Zeit wurde er besser und genau das war alles, das zählte.

Er reichte Ron ein zweites Butterbier, als dieser ins Wohnzimmer kam. "Hast du was von ihnen gehört?", fragte Harry, nach einer Weile, in der sie einstimmig geschwiegen hatten. Er meinte Hermine und Ginny, die sich dazu entschieden hatten, über die Ferien in Hogwarts zu bleiben, um für ihre Prüfungen zu lernen. Harry bewunderte ihren Ehrgeiz, obwohl er enttäuscht darüber war, dass sie sich nicht so oft sehen würden, wie eigentlich geplant. Ron schüttelte den Kopf. 

Harry gab sich fürs erste damit zufrieden. Sie würden sie in zwei Tagen wieder besuchen gehen, dann konnte er sie endlich wieder in den Arm nehmen. Ron und er hörten ein wenig Radio. Sie lauschten der Werbung von Weasleys zauberhafte Zauberscherze mit einem Lächeln auf den Lippen und der Meldung, dass die Todesser mehr und mehr verschwanden mit Genugtuung.

Plötzlich klopfte es an der Tür und Harry zuckte vor Schreck zusammen.  Ron sah ihn verwirrt an. "Das wird sicher Andromeda sein. Ich hab völlig vergessen, dass ich heute Abend auf Teddy aufpassen soll." Er konnte nicht glauben, dass er das vergessen hatte. Harry stöhnte, als er sich vom Sofa erhob. Ihm tat von der Verfolgungsjagd und dem darauf folgenden Kampf alles weh.

Als er die Tür schließlich öffnete, blieb ihm vor Glück fast das Herz stehen. Vor ihm stand Ginny. Sie hatte Teddy auf dem Arm und hinter ihr standen Andromeda, Hermine, Luna und Neville. Harry musste grinsen. "Überraschung!", flüsterte Ginny, um den schlafenden Teddy nicht zu wecken. Dann gab sie den kleinen Jungen an dessen Oma, Harry breitete die Arme aus und sie sprang ihm in die Arme. Er musste automatisch Lachen. "Was macht ihr hier?", fragte er überwältigt, ihre Nasenspitze nur Millimeter von seiner entfernt. "Ich dachte mir, wir überraschen dich." Ihr Atem streifte seine Lippen und er war wie hypnotisiert von ihren Augen.

"Können wir anderen auch rein, oder sollen wir bis morgen warten?", fragte Hermine neckend und Harry musste noch mehr grinsen. "Kommt rein und haut nie wieder ab!", sagte er lachend. Die Tür fiel hinter ihnen zu. In dem Moment kam Ron in den Flur. "Hermine?" "Hey." Den Rest ihres Gesprächs bekam Harry nicht mehr mit.

Er ließ Ginny runter, aber ließ sie nicht los. Er war sich nicht sicher, ob er sie überhaupt irgendwann wieder loslassen könnte. "Ich liebe dich", flüsterte er, weil er so dankbar darüber war, sie zu haben. "Und ich liebe dich, Harry Potter." Mit diesen Worten küsste sie ihn und Harry konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als irgendwann neben ihr aufzuwachen, weil ihre drei Kinder schreiend durchs Haus tobten.

Den Abend verbrachte er mit seinen Freunden im Haus seines Patenonkels, während er sein eigenes Patenkind auf dem Arm hatte und sie hatten Spaß. Es herrschte Frieden und nach und nach kehrte Normalität zurück in Harrys Leben. Es waren viele für diesen Frieden gestorben und das würde er niemals vergessen.  Harry würde Tag für Tag für den Frieden kämpfen, damit seine Freunde, Ginny, Teddy, die ganze Zaubererwelt und Menschheit nie wieder unter so jemanden wie Voldemort leben mussten.

01.01.2019

Ist Es Wirklich Vorbei? (Harry Potter FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt