...im Fahrstuhl...
"Danke nochmal, dass Sie mich fahren. Ich wäre sonst mehr als doppelt so lange unterwegs und ja, meine Mutter war am Telefon schon auf hundert achtzig und meinte, dass wenn ich in 20 Minuten nicht zuhause wäre, zwei Wochen Hausarrest bekommen würde und ich rede und rede und rede hier von Zeug, was Ihnen scheiß egal ist, sorry ", lachte ich über mich selbst, als schließlich auch Finn mit einstimmte.
"Chloe?"
"Ja?"
"Willst du nicht einsteigen? Wir sind da..."
"Oh ähm... was?"
Erst jetzt realisierte ich, wo ich eigentlich davor stand. Ein schwarzes Coupé. Ein teures, schwarzes Auto ohne Typbezeichnung, Logo oder sonstigen Anzeichen, die die Marke verraten könnten. Und ich mit meinen top Autokenntnissen...
"Was ist das für ne Marke?", wollte ich wissen.
"Maserati, sagt dir das was?", gab er mit unterdrücktem Lachen von sich.
"Nicht so" Ich lief zur Beifahrertür, öffnete sie und-
"Waaarte... Mach ja vorsichtig, okay? Und schlag die Tür nicht allzu sehr zu"
"Bitte? Was denken Sie denn von mir?", rief ich empört, auf dem Sitz niedergelassen und starrte stur geradeaus.
"Ich will nur nicht, dass meinem Baby was passiert, also sei ganz einfach vorsichtig. Ich hab das Auto erst seit zwei Monaten"
"Is ja gut", schnaufte ich genervt, drehte mich nach rechts und schaute die nächsten zehn Minuten der viel zu schnell vorbei ziehenden Landschaft nach. Derweil überlegte ich, wie viel Geld dieser Typ haben musste und vor allem woher. Denn mit so einem Lehrerjob kann er sich vielleicht einen Audi leisten, aber nicht so einen bestimmt italienischen Luxuswagen. Wie viel kostet so ein Auto überhaupt?
"Wir sind da..."
"Hm? Was? Woher wissen Sie, wo ich wohne?"
"Ne Spaß, ich brauch mal deine Adresse, wir sind erst in der Nähe von der Schule. Also?"
"Ähm Poststraße 245... kann ich was fragen?"
"Okay, immer doch"
"Wie viel kostet das Auto hier eigentlich?"
"Keine Ahnung, hab ich geschenkt bekommen"
Geschenkt? Als ob. Also entweder hat seine Familie irgendeine Millionenfirma und viel zu viel Geld, oder... Ja, oder was eigentlich sonst?
"Falls du dich fragst von wem... meine Familie hat so'n Immobilienbüro "
"Hab ich mir schon gedacht... Ist das mit der Nachhilfe jetzt eigentlich öfter?"
"Dachte, du hattest vorhin irgendwas geschwafelt von 'Ich verstehe das immer noch nicht'... Also Variante eins ist, wir lassen die Nachhilfe sein, du gibst Mathe auf und musst hoffen, in einem anderen Fach nächstes Jahr zur Prüfung dran zu kommen. Variante zwei ist, dass wir uns so oft treffen werden, bis du das Thema verstanden hast und mindestens eine 2 in der nächsten Klausur schaffst"
Ich hatte nun also die Wahl zwischen: Mehrmaliges Treffen mit meinem Mathelehrer, vielleicht sogar immer in seiner Wohnung; und Aufgeben und so schlecht in Mathe bleiben, ziemlich wahrscheinlich sogar deswegen meinen Abischnitt runterziehen. Hmmm... Ganz schwere Entscheidung...
"Okay, dann nehme ich das Nachhilfezeug lieber. Am Ende hab ich dann noch schriftliches Mathe Abi und verkack da total"
"Find ich gut... Also duzen oder nicht? Du hast mir vorhin gar nicht mehr geantwortet"
"Sie haben mich das gefragt? Hab ich gar nicht mitbekommen... Ähm... Denken Sie, dass das eine gute Idee ist? Ich weiß ja nicht mal Ihren Vornamen"
"Ja, denk ich. Finn"
"Finn?"
"Ja, Finn"
"Hätte ich nie drauf getippt... Voll komisch, den Vornamen seines Lehrers zu kennen... Aber... was, wenn ich in der Schule aus Versehen 'Finn', anstatt Ihren Nachnamen sagen will?"
"Was soll da denn sein?"
"Na dann denken alle noch, wir hätten irgendwas", flüsterte ich fast schon und konnte mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Allein diese Vorstellung.
"Ach sowas findet die Chloe also lustig"
"Ich hab wegen was anderem gegrinst... Finn"
Ich drehte kurz meinen Kopf zu ihm hinüber, um seine Reaktion mitzubekommen. Was ich von seinem Gesicht lesen konnte, war sowas wie Enttäuschung oder Frust Außerdem hätte ich gedacht, dass er seinen Kopf leicht schüttelte.
...zuhause angekommen...
Ich duze jetzt also meinen Lehrer. Meinen übertrieben... Mathelehrer Finn. Finn Evans. Schon allein dieser Name bringt meine Wangen zum Glühen. Denk ich zumindest, so sehr wie ich die Wärme in meinem Kopf spüre.
...in der Schule angekommen...
Ich betrat das Schulgelände und sofort rannte mir Lou in die Arme.
"Hey Süße... Ich hab mich gestern... mit Jacob getroffen", flüsterte sie in mein Ohr und grinste, was ich an ihrer Betonung hörte.
"Und wie ist er im Bett?", rief ich etwas zu laut, sodass sich so ziemlich alle auf dem Schulhof zu uns umdrehten. Inklusive Jacob, der direkt auf uns zu kam.
"Dein Ernst?!", zischte sie und schlug meinen Arm.
"Was denn? Dann frag ich ihn direkt selbst", grinste ich.
"Wag es dir, Chloe!"
"Hey Jacob", rief ich freudig und zwinkerte ihm zu.
"Hey", grinste er, "wie ist hier wer im Bett?"
Inzwischen haben sich die anderen wieder ihren eigenen Gesprächen zugewandt.
"Du! Ich wollte ja Lou fragen, aber ihre Antwort wurde von dir soeben unterbrochen", grinste ich zurück.
"Was wolltest du denn sagen, Süße?", wendete er sich an sie.
Sofort wurde sie knallrot und schaute auf ihre Schuhe.
"Ich ähm weiß nicht, dafür kenn ich dich zu wenig"
"Können wir gerne ändern", raunte er in ihr Ohr und noch irgendwas, was zu leise war, damit ich es hätte verstehen können.
"Na dann will ich euer Liebesleben mit meiner Anwesenheit nicht weiter beeinflussen. Ich muss sowieso zu Geschichte. Wir sehen uns später, Lou"
"Ähm ja klar, Chlo. Bis später"
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F*cking Teacher
ChickLit"Hab dich lieb. Sorry im voraus, Süße", keuchte er und gab mir einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Fuck, hat der 'nen Körper. Es klopfte ein zweites Mal und mein Name ertönte. Er drehte den Schlüssel um und sein Mund verließ ein lautes Seufzen. "Hm...