XXX

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Er saß exakt so, wie ich ihn das letzte Mal vor einigen Minuten gesehen hatte und machte auch keinerlei Andeutungen, seine Position ohne meine Zustimmung zu ändern.

"Kann ich mich umdrehen, Chloe?", flüsterte er gegen die Wand und streckte seinen Rücken durch.

"Ähm...", ich warf einen Blick in den Spiegel. Bis auf einen Streifen Haut in Höhe meines Bauchnabels war eigentlich alles sicher soweit. "Ja okay"

Während ich Lous Fön aus dem Schrank unter mir holte, nahm ich das Rascheln von Stoff und ein erschöpftes Ausatmen wahr.

"Bist ja doch noch fertig geworden", gab er leise in meine Richtung und checkte meinen Körper vom Boden aus ab, was ich am Verfolgen seiner Augen erkannte.

"CHLOE?!"

"JAA?! Schrei doch nicht so, ich versteh dich super"

"Mach SOFORT die Tür auf!!"

"Was? Nein!"

"Mach die fucking Tür auf, hab ich gesagt!", rief sie wütend und schlug gegen die Badezimmertür.

"Was ist überhaupt?"

Panisch schaute ich mich im Raum um, nirgends gab es eine Versteckmöglichkeit für ihn.

"Mach die Tür auf oder ich hol Mrs Simons!"

Finn nahm mich von hinten in die Arme und drückte mir einen Kuss auf die Wange.

"Alles gut", hauchte er und eine Gänsehaut überkam meine Oberarme.

Widerwillig drehte ich den Schlüssel um. Mir wurde sofort nach Aufreißen der Tür etwas schwarzes vor das Gesicht gehalten.

"Kannst du mir sagen, was das ist? Richtig, ein Handy. Und soll ich dir sagen, wem das gehört und wo ich's gefunden hab? Unserem Mathelehrer und das lag auf dem Fensterbrett! Was bitte macht er hier?! Weißt du, wie gruselig das ist, wenn hier Leute drin sind, während ich unten bin? Der kann sonstwas durchwühlen! Man, Chloe!?"

"Lou, bitte... Er hat nichts von dir angeguckt, versprochen. Bleib ruhig"

Sie brach plötzlich in Tränen aus. "Merkst du's eigentlich noch? Wir sind nur noch am Streiten und das alles wegen diesem Idioten! Unsere ganze Freundschaft macht er zunichte! Aber du, du willst das alles ja nicht sehen! Immer geht's nur Finn hier, Finn da, aber dass ich auch noch als deine beste Freundin existiere, das ist dir scheiß egal!"

"Das... das stimmt doch gar nicht!" Ich wollte sie umarmen, doch sie stieß mich nur zurück.

"Chloe...", schluchzte sie, "ich... ich will nicht, dass du was mit ihm hast! Versteh das endlich!"

"Was ist denn dein scheiß Problem an ihm?! Das ist meine Entscheidung, mit wem ich was hab!"

"Was mein Problem ist? Was mein Problem ist?! Dass er DICH nicht verdient hat, das ist mein scheiß Problem! Er könnte jede haben, mich zum Beispiel, aber nein! Was will er von dir bitte?!"

"Ähm... bitte? Was hast du grade gesagt? Das ist doch nicht dein Ernst!"

"Und ob es das ist!"

Empört schnaufte ich und schüttelte lächelnd den Kopf. Ich ging einige Schritte rückwärts und stellte mich ins Badezimmer, allerdings nicht, ohne ihr durchgehend in die Augen zu blicken.

"Warum sagst du nicht eher, dass du in ihn verliebt bist? Ich hätte mich doch ganz anders verhalten..."

"Hättest du nicht! Du denkst doch immer nur an dich! Weißt du was? Such dir doch ne neue beste Freundin und werd mit deinem Typen glücklich! Aber lass mich bloß in Ruhe!"

Plötzlich trat jemand neben mich.

"Mein Handy, Louise"

Mit großen Augen starrte sie neben mich und erst nach nochmaliger Aufforderung kam sie ihrer Aufgabe nach und streckte ihre Hand mit dem Handy in meine Richtung. Ich nahm es.

"Hätte ich echt nicht von dir gedacht, Louise, dass du so eine bist. Aber gut, dass Chloe jetzt weiß, was Sache ist"

"Sie haben das eben gehört?"

"Ja? Ich war hier im Bad, falls du das nicht sehen kannst! Aber eins sag ich dir. Jemanden wie dich hat wirklich niemand als beste Freundin verdient. Das ist einfach nur ekelhaft, was du da abgezogen hast. Ich gehe auch gleich zu Cindy und spreche mit ihr über euch, damit ihr die letzten zwei Tage getrennte Zimmer bekommt, falls ihr das möchtet"

"Danke, aber so erwachsen bin ich schon, dass ich hier im Zimmer die zwei Nächte aushalte. Wir sind eh die wenigste Zeit hier, und wenn, dann müssen wir nicht reden"

Immer noch weinend rollte sich Lou auf ihr Bett und vergrub sich in ihrem Kopfkissen. Ich verabschiedete mich mit einem flüchtigen Kuss von Finn, er verließ das Zimmer, um duschen zu gehen, und ich begann, meine Haare im Bad zu föhnen.
Ich konnte immer noch nicht glauben, was sie da gesagt hatte. Vor allem, dass ich nichts von ihrer Verliebtheit bemerkt hab. Wie sollte es jetzt überhaupt weiter gehen? War unsere Freundschaft nun echt beendet? Ich konnte einfach nur hoffen, dass sie sich wieder einkriegte und weder sie, noch Noah irgendwas  irgendwem steckte. Dann wäre nicht nur ich am Arsch, sondern hauptsächlich Finn.

"Könn wir bitte mal reden?", fragte ich vorsichtig eine halbe Stunde später, als meine Haare trocken waren und ich mir mein Schlafoberteil übergezogen hatte.

Sie reagierte gar nicht erst und blieb weiter mit dem Kopf im Kissen liegen.

"Ich... wie soll das denn jetzt weiter gehen, Lou? Du willst doch jetzt nicht ernsthaft unsere Freundschaft wegen sowas beenden, oder?"

"Hab das vorhin... nicht ganz so gemeint. Ich war halt wütend auf dich"

"Okay gut... Soll ich dich in Ruhe lassen oder wollen wir noch Youtube schauen?"

"Morgen, ja? Bin einfach nur total müde und will den Tag heute am liebsten vergessen"

"Versteh ich, dann gute Nacht, Lou. Und tut mir leid"

"Nacht"

Ich lief nochmal zurück ins Bad und putzte meine Zähne, schminkte mich ab und band meine Haare zu einem lockeren Dutt zusammen. Dann legte ich mich in mein Bett und schaltete ein letztes Mal mein Handy an. Der Bildschirm, den ich zu sehen bekam, stammt noch von vor anderthalb Stunden. Der Chat zwischen mir und Unbekannt alias Finn. Gerade wollte ich den Bildschirm abschalten, da erschien im oberen Fenster:

Unbekannt schreibt gerade...

F*cking TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt