XVII

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"Nein? Rede doch keinen Quatsch, Chloe", rief sie lächelnd und klopfte an seine Tür.

Bitte, mach nicht auf!!

Ich kniff krampfhaft meine Augen zusammen, nur um sie zwei Sekunden später geschockt zu öffnen.

"Hey, was hast-"

"Ups das wollte ich nicht", kicherte sie übertrieben und klebte regelrecht an seinem nackten Oberkörper.

"Hach was willst du denn, Cindy?", fragte er mit einem Fakelächeln, schaute mich aber gleichzeitig entschuldigend an.

"Ich äh wollte schauen, wann du zum Strand kommst"

"Zehn Minuten, okay? Ich wollte eigentlich duschen"

"Ja.. ja äh lass dir Zeit.. Ich wollte den Schülern sowieso Freizeit lassen. Die sind alle total kaputt"

"Gut dann tschüss" Er schloss die Tür.

Mrs Simons verließ ohne ein weiteres Wort zu lassen den Gang und rannte die Treppen hinunter.

Lou beschloss runter zum Strand zu gehen, ich wollte noch kurz zu Finn.

"Geh, ich komm gleich"

"Okay bye"

Ich ging langsam zu seiner Tür und drückte die Klinke runter. Sie öffnete sich.

"Duschst du?", rief ich leise und schloss die Tür ab.

"Jaa komm rein, hab ne Badehose an"

Ich lief ins Bad und setzte mich auf den Klodeckel.

"Musst du so heiß sein?", sagte ich gerade so laut, dass er mich verstehen konnte.

"Bin ich das?", grinste er und fuhr durch seine von Wasser triefenden Haare.

"Oh ja", lächelte ich und presste mein Gesicht gegen die Glasscheibe der Dusche.

Sofort schreckte ich zurück und erwachte aus meiner Art Trance.

"Sorry", flüsterte ich und drehte mich beschämt weg.

"Wenn das so ist.." Er riss die Duschentür auf und umklammerte meinen Bauch.

"Lass mich los!", schrie ich ihn an und entriss mich aus seinem Vorhaben. Geschockt, was ich da gerade getan habe, beobachtete ich seine Reaktion. Und ich rannte weg.

Ich hörte ihn noch meinen Namen rufen, doch ich huschte einfach in mein Zimmer und schloss von innen ab. Ich bin doch so dumm! Auf der einen Seite will ich ihn ja. Unbedingt! Aber dann ist da wieder die Tatsache, dass ich noch ein ganzes Jahr mit ihm in der Schule verbringen muss. Das geht doch nicht! Aber was will ich denn machen? Ich würde es nie schaffen, ihn aus meinem Kopf zu verbannen. Obwohl.. also wenn ich einen anderen Typen hätte, denk ich schon.

Ich beschloss, mich von ihm fernhalten zu müssen. Ich muss es einfach zu meinem eigenen Schutz! Und außerdem brauchte ich eine Ausrede. Mein Vater.
Vor seiner Tür angekommen, klopfte ich zweimal. Mein Herz. Ich war mir sicher, es würde jeden Moment aus meinem Hals springen. Ein zweites mal klopfen folgte und die Tür wurde aufgerissen. Seine Blicke brannten förmlich auf mir, doch ich lief, ohne ihn nur einmal anzuschauen, an ihm vorbei. Vor dem großen Fenster angekommen, blieb ich mit meinem Rücken zu ihm stehen.

"Wir müssen reden, Finn", begann ich und kaute auf meiner Lippe, um den Drang nach Tränen unterdrücken zu können.

"Klar.. wenn was wegen vorhin-"

"Nein. Ich... ich hab dich die ganze Zeit angelogen. Ich... liebe dich nicht und hab das auch nie getan. Mein Dad, alles war wegen ihm. Es tut mir leid"

Mit gläsrigen Augen drehte ich mich um und sah ihn da stehen. Mit dem Rücken zu mir. Stur gegen die Tür starrend.

Ich umklammerte meinen nassen Hoodie und schloss die Augen.

"Er... er ist seit einigen Jahren in der geschlossenen Psychiatrie. Er hat gekifft und das Zeug vertickt. Dann hat ihn jemand verpetzt und er wurde mitgenommen. Ich vermiss ihn einfach so sehr und... Ich dachte, du könntest ihn ersetzen. Du warst wie eine Vaterfigur für mich und ich konnte das nicht mit verliebt sein auseinander halten. Es tut mir so leid, aber..."

Schluchzend lief ich zu ihn und drehte ihn nach etwas Anstrengung zu mir um. Ich konnte es einfach nicht und ihm in die Augen schauen. Lügen, das waren alles Lügen, was ich ihm da in den letzten fünf Minuten aufgetischt habe. Was blieb mir denn anderes übrig.

"Ich... ich darf ich ähm d-Sie nochmal umarmen? Bitte, i-"

"Sag mir, dass du lügst", flüsterte er mit extrem heiserer Stimme und schluckte.

Ich legte meine Arme um seinen Oberkörper und mein Herz durchquerte ein Stechen. Nie mehr werde ich ihm so nah sein. Nie wieder.
Als würde man mir mein Herz in tausend Stücke reißen.
Langsam wich ich zurück und vergrub meinen Kopf in den Händen. Alles mach ich kaputt...

"Sag es mir", sagte er noch leiser als vorhin.

"Was denn? Man ich liebe dich nicht, okay?!", schluchzte ich.

Ich konnte mich überwinden und schaute zu ihm hoch. Seine Augen waren auf das Meer hinter mir gerichtet, sie schienen leer, genau wie sein Körper. Als wäre er eingefroren.

"I-ich geh dann mal. Danke für alles. Werd bitte glücklich, du verdienst jemand besseren als mich. Geh wieder zu Gin, sie passt super zu dir. Also dann, b-bye", flüsterte ich emotionslos und schloss die Tür hinter mir.

F*cking TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt