XXXV

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In meinem Augenwinkel nahm ich ein Aufleuchten des Displays von Noahs Handy wahr. Ich konnte das kleine Symbol des Nachrichtendienstes, sowie den Absender der Nachricht lesen. Tom. Doch nicht etwa der Tom? Doch nicht der, dem ich damals diese Bilder geschickt hatte? Aber Noah hatte glaub ich erwähnt, dass sie befreundet sind. Ist sicher irgendwas belangloses, was mich nichts angeht. Oder besser 'nicht mehr'.
Ich wand mich wieder ab und starrte meinen leeren Teller an. Und wenn es doch was mit mir zutun hat? Nein, das ist doch Blödsinn!

"Chloe? Ich nehme schon mal deinen Teller mit, ja?", fragte mich Lou etwas lauter, da im Raum mittlerweile eine unüberhörbare Unruhe entstanden war und sie außerdem zu merken schien, dass ich ziemlich abwesend war. Mental zumindest. Körperlich war ich mehr als hier. Vor allem just in diesem Moment, als sich mein Körper bauchabwärts verkrampfte. Da war eine Hand auf meinem Oberschenkel.

"Noah? Was wird das... was..."

Als ich nur einen verwirrten Blick meines Sitznachbarn erntete, fiel mir auf, dass es mein rechter Schenkel war, der zu glühen schien. Und Noah saß links von mir.

"Ist alles okay?"

Sofort ließ ich jegliche Spannung aus meinem Gesicht fallen und setzte ein hoffentlich ziemlich überzeugtes Lächeln auf. Die Hand rutschte einige Zentimeter höher, könnte auch sein, dass ich mir das einbildete, aber dessen war ich mir dann doch ziemlich bewusst.

"Sorry, ich hab nur nachgedacht, alles gut. Übrigens, du hast glaub ich eine Nachricht von Tom, wenn ich mich nicht verguckt habe" Ich deutete auf sein Handy und ein kleines grünes Licht blinkte einige Male in der oberen linken Ecke des Displays auf.

"Ouh" war das einzige, was zurück kam.

Ich konzentrierte mich wieder auf diese sich ziemlich groß anfühlende Hand. Irgendwie traute ich mich nicht, mich nach rechts zu drehen. Zum einen wusste ich schon lange, wer sich da auf Lous Stuhl niedergelassen hatte, zum anderen hörte ich sie wie aus dem Nichts dicht hinter mir.

"Mr Evans, das ist mein Platz!"

"Steht da Ihr Name drauf?" Seine Hand verschwand.

Sie schnaubte. Darauf folgend stand er wieder auf und hob, wie ich nun erkennen konnte, abweisend seine Hände.

"Ist ja gut, ist ja gut. Dann setze ich mich gegenüber hin", lachte er amüsiert, als er Lous verärgerten Gesichtsausdruck erblickte.

Doch anstatt sich wieder zu setzen, gab er Mrs Simons -seiner Cindy- ein kurzes Handzeichen. Das hieß dann wohl, dass es gleich los ging.

"Alle mal herhören, bitte!", begann sie mit schriller Stimme, räusperte sich kurz und setzte schließlich sanfter fort. Mittlerweile war es, bis auf einzelne Ecken, sehr ruhig geworden.
"Der Bus steht draußen schon bereit. Sie verhalten sich bitte wie angehende Erwachsene, schubsen und streiten nicht bla bla... Sie wissen, was ich meine. In 15 Minuten ist Abfahrt, wer dann nicht da ist, kann sehen, wie er alleine den Tag rumbringt!"
Damit schloss sie ihre kurze Rede ab und kehrte uns, nachdem Finn neben ihr erschienen ist, den Rücken zu.

Als ich Lou fragen wollte, ob sie nochmal ins Zimmer müsste, schnappte ich plötzlich ein Wort auf und sofort war ich hellwach. Mr Evans.
Es kam vom Nachbartisch, von wo aus einige Mädchen aus meinem Biokurs aus meiner Sicht anzügliche Blicke in Richtung Finns warfen. Ich beobachtete sie genau, mit verengten Augen und wahrscheinlich leicht geröteten Wangen musste ich mit anhören, wie sie von seiner Statur schwärmten.
Ja, ich muss zugeben, vielleicht hab ich es noch nicht oft genug erwähnt, aber er sieht... verdammt heiß aus.
Diese Meinung teilten anscheinend diese Mädchen.

Ich blickte wieder vor zu Finn, der seine Augen durch den Raum wandern ließ. Plötzlich grinste er und hatte, als ich den Grund dafür herausgefunden und diesen aufs bitterste fixierte, seine muskulösen Arme vor der Brust verschränkt. Nun starrte er ins Leere vor seine Füße. Wieder schaute ich zu der Mädchengruppe, die immer noch unüberhörbar kicherte. Hanna, eines dieser Mädchen, hatte Finn im Augenblick zuvor zugezwinkert. Natürlich nicht, ohne ihr zuckersüßes, künstliches Lächeln aufzusetzen. Sie war keine Bitch, aber in diesem Moment war sie für mich mehr als das. Es fiel mir vielleicht nicht leicht das zuzugegeben, aber ich war eifersüchtig. Unglaublich eifersüchtig.

Lou zog mich schließlich vom Stuhl und hinter sich her. Vorbei an ihm. Natürlich ignorierte er mich, ich meine diese Tussis da musterten ihn immer noch und man muss es mit uns ja nun nicht herausfordern.

"Du hast mir noch nicht von dem erzählt, was ihr gestern nicht lassen konntet", flüsterte sie übertrieben und bekam auf mein Stöhnen einen Lachflash.

"Können wir vorher noch über unseren... Streit reden? Hattest du das gestern ernst gemeint?"

Mittlerweile standen wir im Zimmer und schmissen uns achtlos Äpfel und Bananen in die Rucksäcke.

"Ja schon, aber naja also es war nicht so, wie es rüber gekommen ist. Das hat mich einfach so angekotzt mit seinem Handy und da ist mir der Rest so rausgerutscht. Ich bin eigentlich nicht wirklich verliebt in ihn, das war eher so eine Schwärmerei, wie sie jeder mal hat"

"Hat mich trotzdem verletzt, dich sagen zu hören, dass ich... naja im Grunde zu schlecht für ihn bin"

"Chloe, mach einfach das, was du für richtig hälst, ja? Es ist halt so surreal für mich, dich mit ihm zu sehen"

"Da frag mich mal..."

Wir liefen die Gänge entlang in Richtung des Ausganges.

"Gut, dann frag ich dich mal, wie es gestern so war"

"Wir haben nicht das gemacht, was du denkst. Ich kann das glaub ich noch nicht. Nicht jetzt, nicht hier und-"

"Sie trödeln ja immer noch hier herum! Der Bus fährt in drei Minuten ab, die Damen. Also hopp, hopp!"

"Hopp, hopp?", kicherten wir beide.

"Ja, ganz genau, Sie sagen es! Und jetzt los, ansonsten hab ich noch unglaublich erheiternde Übungsaufgaben zum Lösen dabei", erklärte er uns mit einem Lächeln auf den Lippen und wir traten in die warme Sommerluft hinaus.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 23, 2019 ⏰

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