8 Der letzte Gentleman.

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┊  ┊  ┊           ★ ISABELL

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Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was das für ein Wagen war, den Harry fuhr. Er hielt mir höflich die Beifahrertür auf und ich konnte nicht anders, als verwirrt zu sein. Die Sitze waren groß, bequem und alles im Inneren des Autos roch nur so nach einer gehobenen Klasse. Besonders lange konnte er diesen Wagen noch nicht haben.

Ich nannte Harry die Adresse und er nutze das Navigationssystem dafür. Es schien im Auto eingebaut zu sein und sah so ganz anders aus, als die ich kannte. Leise Musik war von irgendwo zu hören. Zumindest waren da Töne, immer mal wieder, oder vielleicht doch dauerhaft und ich hörte sie nur nicht. 

Der Regen trommelte nämlich ziemlich heftig auf das Autodach. Schnell schnallte ich mich an und schwieg als Harry das Auto langsam vom Parkplatz fuhr.

Harry hatte sein Handy in einen extra Halter gestellt und ich sah es immer wieder aufblinken. „Musst du da nicht dran gehen?", fragte ich. Das waren doch Anrufe, oder?

Kurz blickte Harry auf das Display und ein seltsamer Laut entwich ihm. Ich musste mich ziemlich anstrengen ihn zu verstehen. Hintergrundmusik + Regen + Motorgeräusche – das alles war keine gute Kombination.

„Entschuldige, darf ich die Musik ausmachen?", wollte ich wissen und sah, dass er die Stirn runzelte, schließlich lächelte und dem selbst nachkam. Die komischen Klänge verschwanden und ich fragte noch einmal: „Was hast du eben gesagt, ich hab's nicht so ganz klar aufgenommen."

Statt genervt zu sein, lächelte er nur breiter: „Ach, das ist nichts wichtiges, ein Freund von mir spamt mich seit den Nachmittag. Ich möchte während meiner freien Zeit bis Februar gerne das eine oder andere mit meinem Patenkind unternehmen und das einzige, was meinem Kumpel einfällt, ist mir eine Liste mit Dingen zu schreiben, die ich nicht machen darf."

„Wie alt ist denn dein Patenkind?", wollte ich wissen.

„Fünf geworden. Arlo ist ein kleiner Entdecker und mit langweiligen Ideen darf ich ihm nicht kommen. Wenn ich das mit den anderen vergleiche, dann sind die regelrecht pflegeleicht", begann Harry zu erzählen. Hieß der Junge echt Arlo? Der war ja gestraft fürs Leben.

Ich musterte ihn, er wirkte gar nicht wie irgendjemandes Onkel. „Wie viele hast du denn?"

Er zögerte, sprach dann jedoch: „Im Moment drei, Arlo, Jackson und Lux. Letzte kommt bald in die Schule und wir müssen den Rucksack zusammen kaufen. Jackson ist glücklich, wenn wir nur Eis essen, aber Arlo erwartet ein bisschen mehr von mir."

„Der Zoo zieht doch immer", meinte ich leichthin, doch Harry erwiderte: „Gegen den Londoner Zoo ist leider sein Dad. Tiere die nicht hier her gehören, gehören in Freiheit. Sein Sohn soll kein narzisstischer Gaffer werden."

Ach du meine Fresse.

An einer Ampel hielt Harry und ich sah ihn fassungslos an. Laut lachte er auf: „Genau so habe ich ihn auch angesehen. Die Liste gegen den Zoo ist jetzt 15 Punkte lang. Dann dachte ich an Schwimmen-"

„Lass mich raten, das Chlor ist nur eine von vielen Gefahren?", warf ich ein und Harry grinste: „Eine von 19. Arlo könnte sich sonst was für eine Erkältung einfangen. Das Planetarium fällt auch weg, weil man ihn ja während meiner Anwesenheit entführen könnte und ich es in der Dunkelheit nicht mal bemerken würde, geschweige denn die Entführer beschreiben."

Flüsternde Hände ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt