┊ ┊ ┊ ★ NOAH
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Der Treffpunkt der Behindertenzentrale in der Uni war leer. Ich hatte seit einer halben Stunde Schluss und mir dröhnte der Kopf von der vielen Konzentration. Leicht brannten meine Augen, da ich meine Gebärdendolmetscher automatisch so sehr anstarrte, dass ich vergaß zu blinzeln.
Es war eine dumme Angewohnheit, doch ich konnte mich einfach nicht entspannen, wenn Claudia und Peter für mich die Übersetzung der Lautsprache übernahmen. Heimlich taufte ich sie Fred und Wilma Feuerstein, weil sie den beiden äußerlich sehr ähnelten.
Mitschreiben und zusehen schaffte mich regelmäßig. Deshalb war es auch nur normal, dass man meine Notizen am Ende der Vorlesung kaum entziffern konnte. Zu oft rutschte ich in in der Kästchenlinie ab.
Mir war das egal, das Meiste konnte ich mir ohnehin gut merken.
Auf der Fensterbank hockend schob ich mir Isabells Sandwich in die Backen. Während der Prüfungszeit machte sie sich weiter artig Lunch und aß es vor lauter Stress dann sowieso nicht. Ich war so gesehen nur ihr menschlicher Abfalleimer.
Regen klopfte gegen die große Fensterscheibe und automatisch legte ich die flache Hand auf die glatte Oberfläche. Mich entspannte es, wenn ich das ungleichmäßige Trommeln spüren konnte. Ich erinnerte mich daran, dass ich Isabell während unserer Internatszeit einst fragte, wie sich Regen anhören würde.
Darüber dachte sie lange und gründlich nach. Schließlich erklärte sie: »Man sagt, er klingt wie Applaus.«
Das war merkwürdig und ging über meine Vorstellung hinaus. Trotzdem versuchte ich mir oft vorzustellen, ob es nicht vielleicht daran lag, dass sowohl beim Regen als auch beim Applaus zwei Dinge aufeinander trafen. Regen auf den Boden und Handflächen aufeinander.
Es gab nur eines, das ich irgendwie hörte und das war der Bass in den Diskotheken. Zumindest redete ich mir dies ein. Benny war der Meinung, dass es vielleicht nur die Vibration war, die ich so heftig spürte und mein Herz zu rasen begann.
Trotzdem war es eine schöne Vorstellung tatsächlich irgendetwas zu hören.
Jemand macht das große Licht auf der anderen Seite des Raumes an und aus, ich wandte mich vom Fenster ab und sah Miss Morgan in der Tür stehen. Sie lächelte freundlich und ich tat es auch, denn sie war mal wieder so bunt angezogen wie ein Papagei.
»Schön, dass du schon da bist. Wie geht es dir?«, fragte sie mich und ich schloss die Bentobox von Isabell: »Ganz gut, ich darf wieder Foxys Essen vernichten.«
»Ah, ja ich erinnere mich, ich hoffe, sie hat sich emotional ein Bisschen besser im Griff«, Miss Morgan kannte unsere Angewohnheiten zur Prüfungszeit und ich schnaubte: »Nein, sie heult, lernt, heult, lernt und jammert. Wie immer vergisst sie alles, was nicht mit den Prüfungen zu tun hat. Heute Morgen wollte sie in Schlafanzughose zur Uni.«
Miss Morgan lachte und ich grinste ebenfalls. Mir war erst im Treppenhaus aufgefallen, dass Isabell noch immer die rosa Hose mit den Blümchen drauf anhatte, genauso wie ihre dicken, selbstgestrickten Socken. Als ich sie drauf hinwies, da sah ich ihr an, dass sie die Ist-mir-egal-Geste anpeilte, bis sie an sich herunter blickte.
Während der Prüfungszeit war Isabell einfach die Pest. Ständig gereizt, nahe am Wasser gebaut und äußerlich ließ sie sich ganz hässlich gehen. Ständig trug sie Mützen, weil sie sich die Mühe sparte, sich regelmäßig die Haare zu waschen. Benny hatte schon verlauten lassen, dass er dem ein Ende setzte, wenn sie anfing zu müffeln. Aber so weit war es Gott sei Dank noch nicht.
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Flüsternde Hände ✓
Fanfiction»Hörst du das, Harry?« Konzentriert schloss ich die Augen und lauschte. Ich verzog das Gesicht vor Anstrengung und schließlich öffnete ich die Augen wieder. Isabell saß mir gegenüber und musterte mich gespannt. »Ich höre absolut gar nichts.« Nun ver...