11 Der Feind im Haus.

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┊  ┊  ┊            ★ ISABELL

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Der König des Waldes toppte das Eichhörnchen. Arlo war dermaßen aus dem Häuschen, dass er sich nur noch schwer beruhigen konnte. Völlig überdreht schwärmte er von dem Rothirsch und ich musste schmunzeln, wenn ich daran dachte, wie fasziniert und still er den Hirsch beobachtet hatte.

Die viele Lauferei hatte Arlo allerdings müde gemacht und so schlief er im Auto ein, sobald er festgeschnallt war. Harry schmunzelte und reckte die Fäuste: „Herausforderung gewonnen. Cal war der Meinung, ich würde Arlo niemals so fertig machen können, dass er wegpennt."

„Was ist der Preis?", fragte ich und schnallte mich selbst an.

„Er sucht mir einen gescheiten Gartenarchitekten. Mein Garten sieht aus, wie ein großes trauriges Stück Gestrüppe", erklärte er mir und ich fragte mich, wieso er sich nicht selbst darum kümmerte, bis mir das mit der Zeit wieder einfiel. Irgendwie war das doch eher traurig, wenn man seine Zeit nicht mehr verplempern konnte.

Während der Fahrt schickte ich Harry die Fotos und es wurde früh dunkel. „Haben Arlo und ich gut als Schutz vor Fotografen funktioniert?"

„Total, ich habe nicht einen Verfolger der Sun entdeckt", gab er zu. „Danke dafür. Und für die Ideen mit dem Rothirsch, der schlägt einen Löwen echt um Längen."

„Ja, die meisten Kids wissen gar nicht, was bei ihnen quasi um die Ecke lebt. Sie kennen Pinguine, Löwen, Giraffen und Elefanten, aber kaum eines hat mal eine Ziege gefüttert"

„Vielleicht liegt es an der Ziegenscheiße, die Eltern nicht gerne an den Händen ihrer Kidis sehen", warf Harry ein und grinste. Ich merkte, dass ich es genoss mit ihm zu reden, es war so leicht und nicht anstrengend.

Eine Seltenheit und ungewohnt für mich. Harry war charmant, höflich und freundlich. Vielleicht fanden das manche Frauen langweilig, aber ich mochte das wirklich sehr. Ich wollte keine Spielchen, keine blöden Sprüche und dieses Platzhirschgehabe.

Diese kleinen Blicke, das offene Lächeln und der ruhige Klang seiner Stimme machten ihn erschreckend anziehend. Deshalb kamen wir viel zu früh bei mir zu Hause an. Ich wäre viel lieber noch ein paar Blocks länger bei Harry im Auto geblieben.

„Nun denn, vielen dank für den schönen Tag", wollte ich mich verabschieden, doch dann räusperte sich Harry mehrmals und ich hielt inne. Gott sei dank kam da jetzt noch was! Ich wäre maßlos enttäuscht gewesen, wenn nicht.

„Hast du... Freitagabend vielleicht Zeit?", fragte er und innerlich machte ich einen Purzelbaum. Und wenn ich die Zeit nicht hätte, ich würde wohl alles so gut es ging absagen. Aber für Freitag hatte ich alle Zeit der Welt und noch mehr. „Ja... ähm..."

„Wie wäre es mit essen gehen?", warf Harry ein. Das klang doch schon mal gut, Futter ging immer. Also nickte ich zustimmend und er wollte noch wissen: „Gibt es vielleicht etwas was ich da berücksichtigen muss? Allergien, moralische Bedenken?"

Nun musste ich lachen: „Nein, ich bin ein Allesfresser."

„Super, okay, dann schreiben wir?" Das klang, als hätten wir schon Nächte voller Schreiberei hinter uns. Herr Gott, wie platt wir klangen, irgendwie so 0815.

„Ja", stimmte ich zu und warf kurz einen Blick auf Arlo, doch der schlief immer noch tief und fest in seinem Kindersitz. „Viel Glück dabei deinen Musketier abzuliefern und dafür zu sorgen, dass das mit der Kinder-Cola nicht rauskommt."

Flüsternde Hände ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt