43 Oldie & Goldie.

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┊  ┊  ┊          ★ HARRY

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Das Erste, was ich sah, als ich am Nachmittag die Tür öffnete, waren zahlreiche Ballons mit Helium gefüllt. Dann kläffte etwas um meine Beine herum und Isabell schob die Ballons durch die Tür: „Hier, halte mal."

„Hast du einen Jahrmarkt ausgeraubt?", fragte ich sie, aber sie antwortete nicht. Stattdessen kickte sie sich ihre Chucks mit den Doctor Who – Motiv von den Füßen und eilte in meine Küche. Dort stellte sie eine Tupperbox vorsichtig ab und drehte sich gut gelaunt zu mir um. Ich erkannte, dass sie mehrere Tüten bei sich trug. Was zum Teufel war das alles?

An meinem rechten Hosenbein zerrte eine Kugel Wolle. Fluffy knurrte, so als wollte er mit dem Saum meiner Hose kämpfen. Es war egal, ob ich das Bein schüttelte, das spornte ihn noch mehr an. Kämpferisch gab er sein Bestes.

„Was ist los mit ihm?", wollte ich wissen und Isabell nahm einen vollen Rucksack von ihren Schultern: „Fluffy, aus!"

Prompt wurde mein Hosenbein in Ruhe gelassen und er kläffte mich an. Überdreht flitze er um mich herum, bereit zum Spielen und für ordentlich Action zu sorgen. Isabell warf mir eine Tüte mit Hundespielzeug zu: „Geteiltes Sorgerecht, du erinnerst dich? Es wird Zeit, dass du ihn beschäftigt. Immerhin bist du ziemlich lange weg."

Tief seufzte ich und ließ mich im Wohnzimmer auf den Boden plumpsen. Neben mir nahm Fluffy die Tüte mit dem Spielzeug ins Visier. Die Ballons schwebten bis zur Decke und ich runzelte die Stirn: „Was hast du eigentlich alles angeschleppt?"

„Du wirst heute Nacht 26, alter Mann", sprach Isabell ernst. „Klar, du wolltest es ruhig angehen lassen, aber so ganz ohne ein Bisschen Geburtstagsklimbim geht es doch auch nicht." Sie packte eine bunte Girlande aus und befestigte sie mit Tesafilm im Wohnzimmer.

Ich dagegen wurde von Fluffy genötigt mit ihm an einem dicken Baumwolltau herumzuziehen. Noch kostete es mich wenig Kraft und es war lustig zu sehen, wie energisch er sich abmühte. Ich ließ ihn schließlich gewinnen, aber darüber schien er beinahe schon enttäuscht zu sein. Das Spiel begann von vorne.

Fluffy hatte ordentlich Ausdauer und als ihm das Baumwolltau zu langweilig wurde, da legte er mir einen Tennisball vor die Nase. Ich konnte das Ding nicht wahllos durch die Bude werfen und lockte ihn in den Flur. Dort sprang der Ball gefährlich durch die Gegend und Fluffy hinterher.

Oft rutschte er auf dem Boden aus und legte sich auf die Nase, doch das war der Wolle egal. „Junge, Junge", sprach ich und ließ mich bei seiner Rückkehr samt Ball fast über den Haufen rennen. „Was gibt man dir nur zu Essen, dass du so viel Energie hast."

Als Antwort kläffte Fluffy und aus irgendeinem blöden Grund kam ich auf die Idee, dass ich mit ihm ja nach draußen gehen könnte. Ein ganz dummer Plan. Mein Garten war noch immer eine Baustelle. Obwohl Fluffy artig mit mir spielte, immer wieder Schwanzwedelnd auf mich zu gehechelt kam und den Tennisball zurückbrachte, so machte ich die Rechnung ohne seine abgrundtiefe Neugier.

Eine gestreifte Katze hatte sich in meinen Garten verirrt und noch bevor ich das richtig zur Kenntnis nahm, machte Fluffy Jagd auf sie. Die Katze fauchte, der Hund kläffte und ich reagierte, wie eine Oma, die mit einem Fuß in der Kiste stand.

Flink verschwand der Hund samt Katze zwischen völlig verwilderten Büschen. Ich stolperte hinterher und rief: „Stopp! Ich meine – Aus! Fluffy, aus! Sofort!"

Flüsternde Hände ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt