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gewidmet an: @xMystica

Die Wellen brechen sich am bereits feuchten Sandstrand. Der Himmel über mir ist wolkenfrei und die Sonne glitzert auf das azurblaue Wasser, dessen weiße Gischt sich über den Sand verteilt, zischend als wäre der Sand heiss und das Wasser kalt. Der warme Südostwind weht mir ins Gesicht, wirbelt meine blonden Haare herum und bläht den dünnen Stoff meiner Bluse auf.

Während ich meine Augen mit einer Hand abschirme, um mich vor dem grellen Sonnenlicht zu schützen, gleitet mein Blick über den endlos wirkenden Ozean. Noch nie in meinem Leben habe ich einen so wunderschönen, und zugleich wilden Flecken Erde gesehen. In meiner Kindheit war ich einmal in Cornwall, einer sehr küstenreichen Gegend. Ganz anders als hier. Kauai ist eine wunderschöne Insel und hier an der Na Pali Küste fühlt man sich, als wäre man ganz alleine. Niemand anders befindet sich mit dir auf diesem Stück Land, das so wild und unberührt aussieht wie vor tausenden von Jahren.

Eine Möwe kreist kreischend über den Horizont der sich langsam immer mehr verfärbt. Ich schaue ihr dabei zu, wie sie ihre Runden dreht und eise mich von diesem paradiesischem Anblick los. Meine Glieder schmerzen, ich bin seit über zwanzig Stunden auf den Beinen und sehne mich nach ein bisschen Ruhe und obwohl ich die hier sicherlich finden würde, habe ich da schon mehr an ein Bett gedacht.

Der Grund für meinen Besuch ist kein so erfreulicher. Mein Großvater hat mir sein Haus hier in Kauai vererbt. Den Grund dafür kenne ich nicht, aber vielleicht erfahre ich ja vor Ort mehr darüber. Das Haus ist nicht sehr groß und liegt nur ein paar Meter vom Strand entfernt. Die Fassade wurde erst neulich gestrichen, denn das Weiß strahlt so stark, dass es gar nicht anders sein kann. Von einer kleinen Veranda, die man durch eine Treppe mit drei Stufen erreicht, gelangt man ins Innere des Hauses. Auch hier wurde alles in weiß gehalten, ab und an sieht man hellblaue Akzente, wie in der Wandfarbe der kleinen Küche, oder an den hellblauen Bilderrahmen, die im Flur an der Wand hängen.

Es sieht alles so belebt aus, als würde hier immer noch jemand wohnen. Mein Großvater ist vor etwa einem halben Jahr gestorben, so lange hat es gedauert bis ich von dem Testament und seinem letzten Willen erfahren habe. Ich stelle meinen Koffer ab und gehe von der Küche ins Wohnzimmer, das mit einem, etwas abgenutztem, weißen Sofa, einer grossen Kommode und zwei Sitzgelegenheiten, recht überschaubar gehalten wurde. Durch eine Treppe, die ebenfalls in weiß lackiert wurde, gelangt man ins Obergeschoss. Hier befindet sich das Badezimmer, das ebenfalls in denselben Farben erstrahlt. Es sieht auch hier alles so aus, als würde mein Großvater gerade wieder nach Hause kommen. Doch dem ist nicht so, ich als Chirurgin sollte es doch am besten wissen. Der Tod ist das Ende. Doch wer sagt uns eigentlich, dass dies stimmt?

Weiter geht es ins Schlafzimmer, eigentlich sollte es das sein. Aber hier befindet sich neben einer kleineren Kommode und einem Bücherregal nur eine Hängematte die sich durch das ganze Zimmer spannt. „So hast du also geschlafen, hm?" Ich streiche über die Hängematte und frage mich, wie sein Leben wohl ausgesehen hat. Meine Mutter hat nie viel über ihn gesprochen. Was vielleicht auch daran liegt, dass er ausgewandert ist, als der zweite Weltkrieg im vollen Gange war. Er war damals kaum zwanzig, arbeitete bei der britischen Navy und wurde von seiner Einheit getrennt.

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