Five

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Ich schlucke krampfhaft gegen den Kloß an, der sich in meiner Kehle gebildet hat

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Ich schlucke krampfhaft gegen den Kloß an, der sich in meiner Kehle gebildet hat. Mein Blick ist auf den Mann gerichtet, der auf dem Küchenstuhl sitzt, auf dem gestern Jamie noch saß, damit ich mir seine Wunde ansehen konnte. Doch jetzt sitzt da ein Mann der mich zutiefst enttäuscht hat und so aussieht, als hätte er die ganze Nacht hier gesessen und auf mich gewartet.

„Schön dich zu sehen, Evelyne. Ich habe mich schon gefragt, wann du wohl auftauchen würdest." Die leise Stimme, mit der er spricht, klingt rau, heiser, wenn nicht sogar böswillig. Seine Augen sind blutunterlaufen und verdeutlichen mir, dass er schon eine ganze Weile nicht mehr geschlafen hat. Dunkle Schatten haben sich in seine Haut gegraben, lassen die müden Augen gefährlich aufblitzen.

„Was willst du hier, Luke?", frage ich und bemühe mich um eine fest klingende Stimme. Er sieht zu mir auf, die eine Hand liegt ausgestreckt auf dem kleinen Küchentisch, die andere hat er auf sein Knie gelegt. Das hektisch auf und ab wippt, als wäre er unruhig, und müsse sich irgendwie ablenken.

„Was ich hier mache?", fragt er und lacht freudlos auf. Die Worte, die aus seinem Mund kommen, klingen verwaschen. Er ist also betrunken, was ihn umso gefährlicher und unberechenbarer macht. Seine Augen verengen sich zu Schlitzen und ein diabolischer Ausdruck schleicht sich auf sein Gesicht.

„Ich habe auf dich gewartet, weil ich wissen will, wieso du einfach abgehauen bist. Als wäre ich ein perverser Spanner, der seinen Phantasien ein bisschen Realität schenken möchte." Luke steht auf, wankt ein wenig, doch er bleibt auf beiden Beinen stehen. Mein ganzer Körper ist in Alarmbereitschaft, jeder Muskel den ich besitze ist zum Zerreißen gespannt. Mein Herz pumpt das Blut schneller durch meinen Körper und versorgt so jedes Organ mit genügend Sauerstoff.

„Du weißt genau weswegen ich weggerannt bin. Du wolltest mich gegen meinen Willen küssen, also ja, du bist genau das was du vorhin beschrieben hast. Ein perverser Spanner der seinen Phantasien etwas Realität schenken möchte. Und jetzt verlass sofort mein Haus, oder ich rufe die Polizei!"

Ich spüre jeden Atemzug bis tief in meinen Bauch, versuche so die Panik etwas zu kontrollieren, die sich in mir ausbreitet. Doch Luke sieht nicht so aus, als ob er meiner Forderung Folge leisten würde. Im Gegenteil, seine Augen blitzen auf, Wut lodert in ihnen und noch etwas anderes. Etwas, was ich in ihm hervorbeschworen habe, als ich ihm mein Knie in seine Weichteile gerammt und somit seinen Stolz verletzt habe.

„Und wenn ich das nicht möchte? Denn ich habe hier nicht die ganzen Stunden gesessen, um dann einfach so wieder zu gehen. Oh nein, was ich möchte, ist das du mir gibst was ich von dir haben will." Er kommt langsam auf mich zu, immer noch schwankend, doch seine Füße treten fest auf den Boden auf. Er scheint es gewohnt zu sein, in diesem Zustand noch herum zu laufen. Was es komplizierter macht, ihn zu überwältigen bevor die Situation noch eskaliert.

„Ich werde es dir aber nicht geben, Luke", sage ich bestimmt. Er bleibt stehen und sieht mich unverwandt an. Eine Braue zuckt nach oben und als er den Kopf schräg legt, fällt mein Blick auf meine Arzttasche, die nach wie vor auf der Küchenzeile steht. Ich wende schnell den Blick ab, damit er nicht mitbekommt was ich vorhabe. Doch damit es gelingt, muss ich ihn irgendwie ablenken und ich weiß auch schon wie. Es ist zwar etwas gefährlich, aber meine einzige Chance ihn mir vom Leib zu halten. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu und lächle ihn süßlich an, versuche die Panik abzuschütteln, die immer mehr von meinem Körper in Beschlag nimmt.

Wenn der Himmel brennt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt