Regen

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Ich laufe durch die Nacht. Sie ist wunderschön und das obwohl es in strömen Regnet. Meine Jacke ist schon halb durchnässt, es stört mich nicht. Mein Gesicht ist durch die Kälte schon taub, aber auch das stört mich nicht.
Die Straßenlaternen tauchen alles in ein schönes Gold. Es ist fazienierend, wie alles schimmert und leuchtet. Es Erinnert mich ein bisschen an Sterne. So laufend tue ich das, was ich immer tue, ich hänge meinen Gedanken nach, ohne richtig zu denken. Meine Gedanken schwirren einfach umher, doch dann, aus dem nichts.
Kommt eine Erinnerung hoch, alles kommt mir bekannt vor. Die Uhrzeit, das schlechte Wetter, der goldene Schimmer auf den Straßen und diese Ruhe in mir. Ich kenne dieses Gefühl, auch mit schlechten äußeren Einflüssen sich nicht beschissen, sondern gut zu fühlen.
Einfach zu sein, ohne Anstrengung.

Damals liefen wir zusammen durch das kleine Dorf, heute laufe ich alleine durch die große Stadt. An unsere Gespräche von diesem Abend, kann ich mich kaum erinnern, nur das Gefühl ist geblieben und ich sehne mich zurück. Wie das alles passieren konnte, weiß ich auch nicht. Damals dachte ich, dass es noch ewig so bleibt und wir uns nicht verlieren. Ich habe mich geirrt, wie so oft in den letzten Monaten. Manchmal frage ich mich, ob es anders gelaufen wär, hätte ich früher geredet und nicht ewig in mich hineingeschwiegen. Das ich mit Schuld bin, sehe ich ein, aber du hättest auch was sagen können. So oder so, wünsche ich mir nichts sehnlicher als diesen Spaziergang, mit dir im Regen bei Nacht, wieder und wieder zu erleben. Das du mit mir redest, vermisse ich, aber auch das gemeinsame Schweigen, wenn wir glücklich waren und es nichts zu sagen gab.

Das ich das wohl nie wieder erleben werde, ist mir klar, aber da ist etwas in mir was den Namen Hoffnung trägt. So lange Hoffnung da ist, werde ich kämpfen und jeder weiß, sie stirbt zu Letzt.
Mit diesen Gedanken laufe ich weiter durch die nassen Straßen, ohne jemandem zu begegnen.
Mittlerweile komplett durchnässt und frierend biege ich in meine Straße ein. Mit klamen Fingern versuche ich meinen Schlüssel aus der Jackentasche zu fischen, was nur schwer gelingt. Vor meiner Haustür bleibe ich stehen und stelle verwundert fest das dort, auf der Stuffe ins Haus, jemanden sitzt und zu warten scheint. Verdutzt schaue ich in die Augen der Person, die mir im ersten Moment so fremd erschien, und da erkenne ich Dich.
Ich sage nichts, obwohl es so viel zu sagen gibt, dass es sich anfühlt als würde die Luft knistern.
Stumm schließe ich die Tür auf und trete ein. Auch du sagst nichts, stumm folgst du meiner Geste, die ins Treppenhaus deutet, nach Innen. Leise laufen wir die Treppen hoch, nur unsere Schritte sind zu hören. Auch beim betreten der Wohnung, dem entledigen unserer nassen Klamotten, sagen wir nichts. Damals haben wir dafür keine Worte Gebrauch, aber geredet. Heute reden wir nicht, brauchen aber auch keine Worte. Ich gebe dir Sachen zum anziehen und verschwinde in der Dusche. Nachdem ich fertig bin tust du es mir gleich. Alles ohne Worte.
Ich weiß die ganze Zeit nicht, was ich sagen soll. Es ist etwas seltsam, du kommst aus der Dusche und ich weiß, jetzt mussen wir reden, aber ich irre mich wieder. Denn das muss ich nicht, weil du mich in diesem Moment, ohne ein Wort zu sagen, in den Arm nimmst. Sofort legen sich auch meine arme um dich als könnten sie nicht anders, als wäre es ihre Bestimmung. Ich schließe die Augen, genieße deine wärme und atme deinen vertrauten Geruch ein. All das habe ich vermisst.
Erleichtert Atme ich aus, eine Last, die ich vorher gar nicht wahr genommen habe, fällt von mir und das nur, weil du für diesen Moment bei mir bist.
Es wird alles gut.



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