Der erste Kuss

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„Es geht nur um Erfahrung, Tweek, das ist alles."
Tweek war nervös, weil Craig ihn so vielsagend ansah und Tweek mit diesem intensiven Blick nichts anfangen konnte. Er zuckte und schüttelte den Kopf, obwohl Craig ihm gar keine Frage gestellt hatte.
„Willst du denn nicht noch mehr Erfahrung sammeln?"
„Ne...nein. Ich meine..." Tweek wurde rot und schluckte.
Craig hielt ihm seine Hand hin und lächelte. Tweeks Herz klopfte schneller. „Bist du absolut sicher?"
„..." Tweek ergriff Craigs Hand und ließ sich zu ihm ziehen. Lachend öffnete Craig den ersten Knopf von Tweeks Oberteil und schob ihn in das richtige Loch. Tweek machte dabei wirklich immer Fehler...warum kaufte seine Mutter ihm bloß nicht einfach Oberteile ohne Knöpfe?
„Du wirst es nicht bereuen", hauchte Craig und presste seine Lippen auf die von Tweek.

„AIGS!" Tweek fuhr so heftig aus dem Bett auf, dass er sich in seiner Decke verhedderte und von der Matratze rollte. Er schlug auf dem Boden auf, was einen Beschwerdeschrei zur Folge hatte.
„Hey!" Ein kleiner Unterhosenwichtel kämpfte sich unter Tweek hervor und sah ihn wütend an. „Uncool!"
„Ih...ihr wieder!", stotterte Tweek und wich zurück.
„Lass einen Wichtel seine Arbeit machen!", brauste das kleine rothaarige Kerlchen auf und zog seine grüne Mütze unter Tweek hervor. „Wenn du deine Unterhosen nicht überall rumwerfen würdest, müssten wir auch nicht durch das halbe Zimmer!" Mit diesen Worten schnappte der Wichtel sich die Unterhose, die Tweek beim zu Bett gehen einfach neben das Bett geschmissen hatte und stolzierte aus der Tür.
„..." Tweek fuhr sich durch die wilde blonde Mähne und atmete tief durch. Verschwundene Unterhosen waren gerade sein geringstes Problem...er konnte sich noch gut an seinen Traum erinnern., Wieso träume ich davon mit Craig herumzuknutschen?!' Tweeks Herz pochte schneller...und in seiner Schlafanzughose war es nicht nur eng, sondern auch feucht geworden. Frustriert schälte Tweek sich aus der Bettdecke und tappte ins Bad. ,Ich sollte mich ertränken...das ist eine Katastrophe...!' Dabei hatten sie sich nur ein beschissenes Mal geküsst und auch nur zum Spaß...aber Tweeks Herz sah dies offenbar anders. Wieder atmete der Blonde tief durch, ehe er seinen Kopf unter den Wasserhahn hielt.

Bis zum Morgengrauen machte Tweek kein Auge mehr zu. Immer, wenn er einzuschlafen versuchte, dachte er wieder an Craig und dessen Augen, Lippen und Hand, die sich in seinem Nacken vergrub. Irgendwie musste er das stoppen. Dieser Gedanke beschäftigte Tweek so sehr, dass er sich nicht einmal an seiner Mutter störte, die ihn anfuhr, weil er schon wieder keine Unterhosen mehr im Schrank hatte.

Auf dem Weg zur Haltestelle hoffte Tweek, er würde Craig begegnen, doch heute war Craig wieder später dran; erst, als der Bus bereits stand und Tweek eingestiegen war, kam Craig dazu. Er verzog sich wie immer auf den letzten Platz und stopfte sich Kopfhörer in die Ohren. Tweek nahm seinen Mut zusammen und setzte sich neben ihn. Plötzlich war Craigs Nähe allerdings nicht mehr beruhigend, sondern aufwühlend. Allerdings war diese Art Spannung angenehmer als jene, die Tweek sonst immer bei seiner immerwährenden Panik verspürte.
Sie war wie ein angenehmes Kribbeln...wie wenn man mit einer Feder gekitzelt wurde. Sehr irritierend für den jungen Schüler.
Zuerst hatte Tweek gehofft, Craig würde von sich aus ein Gespräch mit ihm beginnen. Eine dieser ungezwungenen Unterhaltungen, wie sie die beiden in den letzten Tagen öfter geführt hatten. Craig sah aber lieber aus dem Fenster und hörte viel zu laut Musik, ohne Tweek eines Blickes zu würdigen. Obwohl Tweek sonst sehr froh darüber war, wenn er nicht beachtet wurde, kränkte ihn diese Haltung.
„Cr...Craig? Können wir...ngs...uns vielleicht unterhalten?", fragte Tweek irgendwann. Hier waren sie noch etwas mehr unter sich als später in der Schule.
Als Craig nicht reagierte, tippte Tweek ihn an der Schulter an. Der Junge drehte sich herum und holte einen Kopfhörer heraus. „Was ist? Sind wir da oder ist die Schule abgebrannt?"
„N...nein." Tweek zuckte nervös. „Ich wollte mit dir reden..."
„So? Worüber denn?"
„Ähm..." So richtig wusste Tweek dies eigentlich selbst nicht, dennoch wollte er einen Versuch wagen. „Wegen...wegen gestern. Weißt du, ich..."
„Ne, dazu habe ich keine Lust", unterbrach Craig ihn sofort.
Tweek blickte ihn perplex an. „Du weißt doch noch gar nicht, was ich sagen will!"
„Ist mir auch egal, ich habe keine Lust mich jetzt mit dir zu unterhalten, Tweek. Geh jemand anderem auf die Nerven."
„Aber..." Tweek verstand gar nichts mehr. Craig war ein so widersprüchlicher Mensch, das war ja nicht zum aushalten. So kompliziert...! „Aber ich dachte, wir sei...seien jetzt sowas wie Freunde...du hast mich doch sogar zu dir nach Hause eingeladen. Ngs!" Tweek war maßlos verwirrt.
„Kann schon sein, aber jetzt habe ich es mir anders überlegt", meinte Craig schlicht und steckte den Kopfhörer in sein Ohr zurück. Nun wusste auch Tweek nicht mehr, was er dazu sagen sollte. Sein Herz tat merkwürdig weh, als hätte es einen Krampf...auch das war Tweek noch nie zuvor passiert. Eigentlich sollte er sauer auf Craig sein, doch dafür war er viel zu enttäuscht. Er wusste gar nicht, womit er dieses abweisende und gemeine Verhalten plötzlich verdient hatte.
Als der Bus hielt, erhob sich Tweek sofort und ging voran, ohne noch einmal einen Blick zurückzuwerfen. Hätte er es getan, wäre ihm vielleicht Craigs Blick aufgefallen, der ihn bis aus der Tür und auch noch im Klassenzimmer begleitete.

Seltsame Visionen-Style/CreekWo Geschichten leben. Entdecke jetzt