2Als du mich sahst

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~Tell me the Story about how the sun loved the moon so much he died every night to let herbreathe.~ Anonym

Luisa

Zeitsprung ; Zeugnisvergabe der 4b

Die Klasse war so still das man eine Stecknadel hätte fallen und auf den Boden auftreffen hören. Es war jedes Jahr dasselbe. Die Klasse wurde leise bis die Ersten ihre Zeugnisse bekamen nur um dann die Stille mit Lärm zu füllen. Der Lärm der die typischen Rufe beinhaltete: ,, Was hast du in Mathe," oder ,, Wie ist dein Durchschnitt?" Und wie üblich war ich genervt davon. Was bringt das rum Geschreie, wenn alle sowieso zueinander stürmen und nach Aufmerksamkeit und Anerkennung lechzten? Wie gesagt es war alles beim alten, mit dem kleinen Unterschied das Liam neben mir saß. Seitdem ich ihn an seinem ersten Tag hier vor dem Klassenraum hab stehen lassen, hat er es sich trotz meines harschen Verhaltens nicht nehmen lassen, sich direkt neben mich zu setzten und Mel von ihrem Platz zu drängen, unsere Proteste dabei völlig ignorierend. Aus Stolz meinerseits habe ich mich nicht weggesetzt, es war schließlich mein Platz und ich war zuerst da. Doch jetzt saß auch er vollkommen still neben mir ,was mich wunderte. Ich dachte er wäre einer der ersten der zu Chris und seinen Konsorten laufen würde, doch er tat es nicht. Er machte etwas viel nervigeres; er drehte sich zu mir um und sprach mich an. ,, Lu,was hast du für einen Durchschnitt?" Meine Kiefermuskelatur verspannte sich als ich missbilligend die Zähne aufeinander bis. Ein großer Teil hasste es wenn er mich so nannte, niemand nannte mich so, doch ein kleiner anderer Teil von mir mochte es insgeheim und das machte mich umso wütender, da ich den Gedanken nicht los wurde das er es wusste. Ich sah auf mein Blatt Papier und rechnete es mit meinem Taschenrechner aus, nicht seinetwegen, redete ich mir ein ,sondern meinetwegen. 2,8. Wie immer. Ich hatte nie überragend gute oder überragend schlechte Noten gehabt. Ich war immer das Mittelmaß, dies traf auch auf jeden anderen Bereich meines seins zu. Doch als ich mich zu ihm umdrehte und in seine blau-grünen Augen sah ,bekam ich wieder das Gefühl das ich vielleicht doch nicht ganz so mittelmäßig war. Und genau wie jedes mal wenn mir dieses Gefühl in den Kopf kam wurde ich wütend da ich es nicht verstand. Und aufs neue wurde mir klar das mich noch nie jemand so aufregen konnte wie er. Ich wollte gerade erwidern das mein Durchschnitt wie immer war, als mir auffiel das er dies ja gar nicht wissen konnte ,da er seid einem Jahr erst in meiner Klasse war. Erstaunt von dem Gefühl das ich ihn schon seid mindestens vier Jahren kennen würde und verwirrt von der Erkenntnis das es eben nicht so war drehte ich mich wieder um ohne ihm zu antworten und packte meine Tasche . Da es Schulschluss war rief mir auch keine empörte Lehrerin hinterher als ich meine Jacke überwarf und aus dem Klassenraum flüchtete,zumal es mich eh nicht interessiert hätte. Ich befürchtete ,wenn ich noch eine Sekunde länger geblieben wäre das ich ihm aus einem kindischen Impuls heraus die Zunge ausgestreckt und ihn geschlagen hätte. Ich lief die Treppe hinab die aus dem Schulgebäude führte und deren Stufen mit verschieden farbigen Fußabdrücken als Verzierung an meinen Augen vorbeischwammen. Benommen stieß ich die Eingangstüren auf und ging ins Freie.

Wie üblich sah ich mich nach meiner Mutter um und wie üblich war sie nicht da ,um mich abzuholen. Also wieder alleine Nachhause. Das war mir aber im Moment nur recht ,da ich unglaublich wütend war und alleine sein wollte. Hätte meinen Mutter mitbekommen das ich wieder wütend war hätte sie mich mit diesem mitleidigen Blick angesehen ,der mir zu verstehen gab das sie mich nicht verstand und es hasste mir nicht helfen zu können. Ich war ihre kleine Lulu ,und trotztdessen das ich ihr immer wieder versucht habe zu erklären das ich für meine zehn Jahre deutlich reifer war ,sah sie mich doch nur als solche an. Ohne es zu bemerken lief ich wieder zu meinem Rückzugsort, der zehn Minuten von meinem Zuhause entfernt war. Ich warf den Rucksack über den Maschendrahtzaun der sich vor mir auftat und den Weg zu einem Getreidefeld blockierte, und kletterte im nächsten Moment drüber um dann neben meinem Rucksack zu landen. Mein Rucksack lag nun in meiner Hand als ich das Feld das sich- dank der Sonne die brütend über dem Getreide schien-,in flüssiges Gold verwandelte ,dass sich in der Ferne zu verflüssigen schien. Meine Wut verging langsam als ich durch das Feld marschierte und in ihm verschwand, dank meiner geringen Körpergröße. Ich merkte es eher als das ich es sah als ich den letzten Getreidehalm durchschritt und dorthin gelangte wo ich beabsichtigt hatte zu sein. Vor mir erstreckte sich ein See genauso grünblau und unberührt wie all die anderen Male die ich hier verbracht hatte. Und genauso wie jedes Mal überkam mich ein Gefühl der Melancholie. Meine Schritte wurden schneller als ich den Hügel runter ging der zum Steg führte den der See vom Ufer trennte. Jedes Mal kam ich mir wie im Märchen vor ,als ich mich am Ende des Steges hinsaß ,meine Schuhe auszog , mich umsah, und die ganzen verschiedenen Blumenarten betrachtete, die sich rund um den See verteilten. Ich legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen ,dabei spürte ich den warmen Stich der Sonne auf meinem Gesicht.

Luisa&LiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt