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-Way down we go~Kaleo-

~Die Wahrheit ist wie ein wildes Tier,sie ist zu mächtig um eingesperrt zu bleiben.~Anonym

Luisa
Sieben Jahre später...

Ich lag an einem sonnigen Tag auf der Wiese. Spürte den warmen Hauch eines Windes, auf meiner Haut. Und alle Sorgen vom Tag längst vergessen. In diesem Moment gab es nur mich, die Sonne, und den Wind, der mir Geschichten ins Ohr flüsterte und meine Tagträume für meine Gedanken real werden ließ.Der nächste Windzug spielte mit meinem Haar, und den Blättern auf dem Boden,dabei wirbelte er den Duft vom Herbst ,feuchte Erde und Regen auf und machte meinen Tagtraum noch realer .Die Sonne brannte auf meinem Gesicht und ließ mich tiefer in meine Gedanken einsinken, sodass nur noch meine Hand die das dichte Gestrüpp unter mir packte ,klar machte das ich noch in meinem Körper war und meine Seele sich nicht losgelöst hatte. Ich schloss die Augen und hörte dem Gesang der Vögel zu.Mein Atmen ging flach und langsam.Die Stille schrie mir entgegen und betäubte meine Ohren.

Ein gläserner Spiegel trohnte vor mir auf .Davor stand ein schwarzer Hocker mit Bordeauxrotem Samtkissen,auf dem ich saß.Ich sah mich im Spiegel an...nur sah ich vollkommen anders aus.Meine Haare flossen zwar in schwarzen Wellen meinen Rücken herab und mein Körper sah genauso aus wie immer, doch das war es dann auch wieder.Meine Wangenknochen traten stärker hervor als üblich meine Augen hatten jegliches Blau verloren und waren tiefschwarz.Das weiss in ihnen fehlte Meine Haut war so blass das sie wie eine Nackte Leinwand ohne jegliches Makel aussah.Doch das merkwürdigste und somit faszinierende waren die Hörner die meinen Kopf und die schwarzen Flügel die meine Schulterblätter säumten.Plötzlich drückte mich das Gewicht der Flügel tiefer in den Sitz.Sie waren bis zu vier Meter lang und in jedem einzigen Muskel konnte man die Kraft erahnen.Die Hörner waren ebenso pechschwarz wie die Schwingen.Sie verliefen Spiralförmig nach oben wo sie leicht spitz zuliefen.Ich blinzelte benommen und plötzlich waren meine Flügel und Hörner mit Blut besudelt.Das Blut floss heiß und quälend langsam meinen Rücken hinab. Doch die Farbe des Blutes ließ mich aufkeuchen.Sie war golden.In meinen Ohren erklangen abertausende Schreie. Entsetzt schlug ich mir die Hände auf die Ohren und stand auf wobei der Hocker mit einem lauten Knall auf den Boden auftraf .Panisch schrie ich auf, als meine Augen realisierten auf was ich stand.Ich taumelte und fiel hin.Mitten auf sie. Der Boden war übersät mit Leichen.Geschockt riss ich die Augen auf als ich sah was für Leichen es waren.Es waren Engel.Hektisch setzte ich mich auf und kroch zu einem zwar Blut beschmierten aber dafür Leichen freien Fleck zu.Ich schloss meine Augen und krümmte mich wie ein Embryo zusammen.Zögernd öffnete ich meine Augen wieder, als die Schreie aufhörenten.Das Bild verschwand und ich saß wieder vor dem Spiegel ,doch dieses mal trat mein wahres Ich auf. Blaue Augen, gebräunte Haut ,keine Hörner ,keine Leichen,kein Blut und keine Flügel. Mich überkam ein Gefühl der Erleichterung.

Resigniert öffnete ich meine Augen.
Das zweite mal heute.Es wird schlimmer...
Ich saß mich auf gerade rechtzeitig um erkennen zu können wie jemand leichtfüßig über den Zaun kletterte und geradewegs auf mich zulief. Er ist größer geworden,während ich klein geblieben bin.Er ist attraktiver geworden ,wobei ich immer noch äußerlich normal war.Er war in jeglicher Hinsicht fehl am Platz da er am besten in eine Modezeitschrift gepasst hätte, als in ein Getreidefeld ,doch jeder Schritt ließ deuten das er genau da war wo er hingehörte.Seine Schwarzen Haare vermischten sich mit dem hellen Tönen des Feldes und ließen sie wie ein Heiligenschein aufleuchten.Seine Muskeln bewegten sich anmutig unter seinem schwarzen T-shirt und sein Blick fokussierte den Fleck auf dem ich saß. Mein Herz machte den selben Satz wie immer wenn ich ihn sah. ,,Was ist dir den über die Leber gelaufen Lu?"Seine Stimme war ein tiefer Tenor und weich wie Samt. Er stand vor mir ,wobei ich hoch gucken musste um ihn zu sehen.Seine Augen sahen mich mit einem Hauch von Besorgnis an,dabei kamen die goldenen Sprenkel in seinen blau-grünen Augen, zur Geltung.Diese Augen waren mir so vertraut wie mein eigener Name. Genauso wie die Sorge um mich die in ihnen stand. Ich verdrehte innerlich die Augen.Er macht sich immer so viele Sorgen um mich.Er könnte sich mit meiner Mutter die Waage halten...
Ich zuckte die Achseln. ,,Nichts nur wieder dieser komische Traum,"antwortete ich ihm schließlich.Sein Blick wurde noch intensiver. ,,Hör mal Lu ,vielleicht solltest du mit deiner Mum mal drüber reden."Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.,,Wieso?Ich rede doch mit dir." Er seufzte resigniert.Er wusste genauso gut wie ich das er gegen Granit beissen würde bei dem Thema: Mum. Seitdem meine Mutter vor sieben Jahren beschlossen hatte die Freundschaft zwischen ihm und mir dadurch zu behindern indem sie mir immer wieder ein schlechtes Gewissen machte da ich nicht auf sie hörte,war das Verhältnis zwischen ihr und mir noch angespannter als davor. Liam war nun mal alles was ich hatte. Er war derjenige der mich aus all der Melancholie herauszerrte,wenn sie mich wieder zu übermannen drohte.,,Diesesmal war aber was anders,"teilte ich ihm widerstrebend mit.Ich hasste es etwas vor ihm geheim zu halten.Er sah mich misstrauisch an als er sich zu mir runter setzte. Die Stelle an dem sich unsere Knie berührten kribbelte.Stirnrunzelnd sah ich auf diese. ,,Lu?" Ich riss mich von unseren Knien los und sah ihn an.,,Die Engel. Ich konnte sie schreien hören.Es war schrecklich.Es hat sich angefühlt als wäre es meine Schuld.Bis jetzt hatte ich nie dieses Gefühl gehabt.Ich frage mich was das zu bedeuten hat.Und es macht mich wütend das ich so etwas träume.Wieso kann ich nicht einfach normal sein."Frustriert seufzte ich auf.Und bekam sofort ein schlechtes Gewissen.Niemand hatte solche Träume verdient.Wut flackerte in seinen Augen auf und ich stöhnte auf. Dieses Thema hatten wir schon oft.,,Luisa hör auf damit .Du bist so wie du sein sollst nicht mehr und nicht weniger und falls es dich interessiert du bist perfekt so wie du bist.Und normal sein ist scheiße,"Den letzten Teil des Satzes beendeten wir gemeinsam da ich ihn zum gefühlten hunderten mal hörte. Er sah mich an,wobei er eine Augenbraue herausfordernd in die Höhe zog. ,,So,so da ist ja jemand wieder sehr von sich überzeugt." Ich streckte ihm die Zunge raus ,, Ich brauche niemanden zu überzeugen jeder weiß auch so das ich klasse bin,"erwiderte ich süffisant. In seinen Augen blitze etwas auf ,dann lächelte er verschlagen und im nächsten Moment stieß er mich nach hinten und warf sich auf mich. Ich keuchte auf ,als er auch schon meine Arme unter seinen Beinen vergrub. ,,Du Fettsack geh runter,"ich kicherte unbeholfen. ,,Wie überzeugt bist du nun von dir kleine Lu?"Ich strampelte unter ihm wobei ich plötzlich gegen etwas stieß.Er zuckte zusammem und fiel auf die Seite. Uups da gegen. Ich saß mich aufrecht hin und bekam mich gar nicht mehr ein vor Lachen. Ich sah zu ihm, doch er bewegte sich nicht mehr. ,,Liam?" Vorsichtig lugte ich über seine Schulter und sah auf ihn herab. Er hatte die Augen geschlossen wobei er friedlich aussah.Plötzlich riss er die Augen auf und zog mich über sich.Mit einem Schrei meinerseits vergrub er mich wieder unter sich. Ich bäumte mich unter ihm auf wobei sich seine Wange an meine Stirn rieb.Ich erstarrte unter ihm .Sein Körper spannte sich ebenfalls an ,als ich ihn mit großen Augen ansah und ihm dabei der geringe Abstand zu unseren Gesichtern auffiel.Meine Gestalt spiegelte sich in seinen Augen. Er war mir so nah das ich seinen Atem auf meiner Haut spüren konnte. Er sah mich nachdenklich an,wobei sich seine Muskeln anspannten. ,,Wo willst du hin?",,Äh..was?"Ich sah ihn benommen an.Gott Luisa du führst dich auf wie die Mädchen in diesen Romanen...Er lachte leise in sich hinein wobei er den Kopf senkte und ihn schüttelte,so als hätte er gehört was ich gedacht hatte. ,,Wo würdest du jetzt gerne sein?" ,,Im Atelier?" Er sah mich an so als hätte er es gewusst.Wenn ich nicht hier an unserem Ort war ,dann war ich meistens in dem Atelier, dass ich mir als ich die Schule beendet hatte und auf eine Kunsthochschule gegangen war gekauft hatte.Doch da wir in einem Dorf lebten musste ich immer eine Stunde dort hin fahren da es außerhalb des Dorfes lag. ,,Okay dann los." Er stand mit einer fließend Bewegung von mir auf und streckte mir seine Hand entgegen.Ohne zu zögern nahm ich sie und stand auf.Schweigend gingen wir das Feld hinauf zum Zaun und kletterten über es.
Der rote Transporter seines Vaters stand auf der anderen Straßenseite des Zauns.,,Weiß dein Dad das du ihn hast?"Ich sah ihn skeptisch an.Normalerweise durfte Liam den Wagen nur im Notfall benutzen, doch jetzt stand er da.Er lächelte.Mein Lieblingslächeln.Sein rechter Mundwinkel schob sich zuerst in die Höhe und dann der linke ,dabei senkten sich seine Augenlider nach unten und seine immer währenden Grübchen traten somit deutlicher hervor. Wie gesagt ich liebte es. ,,Ich hab ihn einfach gefragt und er meinte geht klar."Ich sah ihn noch skeptischer an.,,Keine Ahnung Lu .Mich hats auch gewundert,aber ich hatte keine Lust mit ihm zu reden; du kennst das ja."Er zuckte die Achseln und ich machte es ihm nach, nur unterstrichen mit einem Nicken.Sein Verhältnis zu seinem Vater war genauso kritisch wie das Verhältnis zwischen meiner Mutter und mir. Wir stiegen ein .Er drehte das Radio auf ,steckte den Schlüssel ins Zündschloss und drehte ihn um.Der Motor erwachte mit einem Glucksen zum leben und bevor er auf das Gaspedal trat sah er mich noch einmal lächelnd an.Dann fuhren wir los.
Und das war der schlimmste Fehler meines Lebens.

Luisa&LiamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt