1.01.1945
Frohes neues Mum!
Ich wünsche euch drei ein frohes neues Jahr, in dem ihr mich hoffentlich wieder sehen werdet!
Ich habe ein gutes Gefühl, das es so ist! Ich möchte euch in diesem Jahr in den Arm nehmen und euch Lillie vorstellen. Das Mädchen, welches mir mein Herz gestohlen hatte.
Doch Mum, ich fühle mich verpflichtet, dir Sachen zu erzählen, die dir nicht gefallen werden. So hattest du mich schließlich nicht erzogen. Ich fange mal an Mum:
Es fängt damit an, dass ich über die Jahre das Gefühl dafür verlor, Mitleid mit den Menschen, die ich tötete zu haben. Ich fing an, Leute ohne groß zu überlegen zu töten und hatte oft sogar ein Gefühl von Spaß danach. Ich musste Menschen, die zu unseren Füßen lagen, als Schild beschmutzen und hatte kein Mitleid mit den Leichen, die auch mal klein waren.
Sie waren so wie ich kleine Kinder und gingen wie ich in den Krieg und ließen Geliebte Personen zurück. Jeder Mensch hat eine Geschichte und von manchen war das letzte Kapitel dass ich sie als Schild nutzte. Nicht schön, oder? Doch ich sah auch, wie Leute aus meinem Platoon Frauen und Kinder beschmutzten.
Mum ich habe nichts getan! Ich habe ihnen nicht geholfen verdammt! Ich konnte nicht und ich kann es heute noch immer nicht. Ich habe zwar Angst, dass es Lillie auch passieren könnte, doch ich kann nicht dazwischen gehen.
Die Schreie sind noch immer in meinem Kopf, hallen immer wieder und wieder. Es ist wie ein Kreis. Es gibt kein Anfang und kein Ende. Und wenn ich einschlafe, dann sehe ich einen Kumpel, er hieß Lukas. Er war echt nett. Wir hatten einiges gemeinsam gemacht.
Nicht so wie ich mit James Sachen tat, doch es kam nah dran. Und er stand mir bei, als James ging. Wir waren eine coole kleine Gruppe. Lukas ging in den Wald, um sein Geschäft zu erledigen, kam aber nicht wieder und als ich Ihn sah, da hing er mit einem Strick am Baum. Er hatte es nicht mehr ausgehalten, erzählte er in einem Brief, der an mich gerichtet war und auch seine Hundemarke war dabei.
Ich habe James und seine immer nah bei mir. Ich habe nichts getan Mum und es geht mir damit so schlecht und ich will einfach nur zu euch.
Ich vermisse die Abende, wo wir zusammen etwas unternahmen.
Ich vermisse alles so sehr verdammt! Und ich weiß nicht wieso, doch ich denke ans Aufgeben nach. Vielleicht wie Lukas? Doch Mum, ich habe Lillie. Ich kann Sie nicht alleine lassen und genauso wenig euch.Ich kann meine Welt, den Stern und mein Schatz nicht alleine lassen. O Mum, ich schreibe so viel und habe es gar nicht wahrgenommen. Mein Büchlein ist fast leer und ich habe Angst, dass es nicht bis zum Schluss reicht.
Dein Sohn & Mörder Keith
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Soldiers diary
Historical Fiction"Hey Mum, wie geht es dir?" Kleine Briefe, die einem Soldaten helfen, das Geschehene zu verarbeiten. Kleine Briefe, die einem zeigen, dass auch Soldaten darüber nachdenken, was sie tun. Kleine Briefe, die eine Geschichte bilden. "Mum? Mir geht es b...