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,,Heute konnten wir wieder tief durch atmen, als uns die Nachricht erreichte, auf die wir alle gewartet hatten! Clarise Rott hat es wieder ein mal geschafft, den gesuchten Täter im Falle der Vergewaltigung an Mary Cloose zu ermitteln und zu überführen! Gefunden wurde..."

Bevor ich meinem Kollegen die Fernbedienung entriss und den Sender wechselte, konnte ich noch ein Bild von Mary erkennen. Sofort erkannte ich, dass es ihr Pass Bild war, welches gezeigt wurde, auf dem sie emotionslos in die Kamera blickte. Ihre roten Haare waren nach unten gekämmt und durch ihre blasse Haut, schienen sie zu strahlen. Trotz des emotionslosen Blickes, erkannte ich jedes mal einen Glanz in ihren blauen Augen wenn ich dieses Bild sah. 

Doch als ich sie vor wenigen Tagen besuchte, war nichts mehr von der Frau auf diesem Bild zu erkennen. Zusammengekauert saß sie auf einen Stuhl während sie mit glasigen Augen und brüchiger Stimme mit mir gesprochen hatte. In wenigen Minuten hatte ich eine Täter Beschreibung von ihr bekommen, welche so präzise war, dass man ihn binnen weniger Stunden bei einer Tankstelle am Rande Kritzingens gefunden hatte.

,,Hey! Was soll das? Möchtest du nicht sehen, was die Medien über dich zu berichten haben?," protestierte Simeon, als ich den Sender endlich wechselte.

,,Uninteressant.," antwortete ich nur knapp. Ich mochte es nicht, in der Mitte der Aufmerksamkeit zu stehen. Wenn man Zentrum der Aufmerksamkeit war, kam es einen vor, als würde jeder über einen sprechen. Man muss darauf achten, wie man das Haus verlässt, da man sonst den Reportern oder Fotografen in die Arme läuft. Ausserdem, war das meiste, was die Medien über mich zu berichten hatten, uninteressant oder gelogen.

Schweigend drückte ich Simeon wieder die Fernbedienung in die Hand. ,,Wenn ich in den Medien sein wollte, dann wäre ich Schauspielerin geworden," fügte ich noch hin zu. Schulterzuckend nahm er die Fernbedienung und wechselte durch die Kanäle.

Ich stand von der Couch auf auf der wir beide saßen und streckte mich. ,,Gibt es irgendwelche neuen Akten, welche ich mir noch an schauen könnte?," fragte ich. Simeon schüttelte nur den Kopf. ,,Geh lieber nach Hause und ruh dich aus. Du hast gerade erflogreich einen weiteren Fall gelöst, ich an deiner Stelle wäre tod müde!," schlug er mir vor.

Ich nickte nur stumm auf seinen Vorschlag und dachte wieder daran, dass die anderen eine falsche Vorstellung von mir hatten. Sie dachten, dass ich Tag und Nachts arbeiten würde, nur damit ich so viele Fälle in so kurzer Zeit aufklären konnte, doch das stimmte nicht. Die meisten dieser Fälle, löste ich aus langeweile, wie komisch das auch klingen mag. Ich habe nämlich keine besonderen Hobbys oder sonstige Pläne mit welchen ich mich während meiner Freizeit beschäftigen könnte, also setzte ich mich an den Schreibtisch, nahm die Protokolle zu mir, und begann zu arbeiten.

Für andere mag das lächerlich klingen, wer arbeitet schließlich schon in seiner Freizeit? Aber es ist nun mal so, dass ich es schon als Kind geliebt hatte, Rätsel zu lösen. Ausserdem waren 99% der Fälle welche ich löste, nur irgendwelche Kleinverbrecher, welche keine Ahnung hatten, Spuren zu verwischen.

,,Ja, kann schon sein...Dann vermute ich, dass ich das tun werde...," stimmte ich trotz allen Simeon etwas unbeholfen zu. Dieser nickte jedoch nur geistesabwesend, da er auf den Fernseher konzentriert war. Frustriert seufzend setzte ich mich in Bewegung zur Garderobe.

In der Garderobe musste ich wieder ein mal mehrere Minuten lang nach meiner Jacke suchen, ehe ich sie versteckt zwischen vielen anderen finden konnte. Unsere Abteilung hatte eine Garderobe für maximal 10 Personen, jedoch waren wir in Wirklichkeit mehr als 30, weshalb es hier immer etwas eng wurde.

Während ich mir meine Jacke an zog und meinen Schal um meinen Hals schlang, spürte ich ein leichtes Schulterklopfen von hinten. Als ich mich umdrehte, blickte ich in das Gesicht von Fr. Pfiffinger, der Abteilungsleiterin.

,,Sie waren wieder erfolgreich, wie ich gehört habe?," erkundigte sie sich höflich. Sie war schon eine alte Frau, ihre Haare waren schon längst ergraut, jedoch konnte man immer ihre Augen vor Lebensfreude strahlen sehen wenn sie sprach. Auch dieses mal strahten ihre braunen Augen während sie mich indirekt lobte.

,,Ja, gestern Abend haben wir noch den Standpunkt des Täters erhalten und konnten ihn somit fassen," antwortete ich überflüssigerweise. Pfeiffer wusste all dies schon, sie hatte heute morgen meinen Bericht erhalten und so wie ich sie kannte, wusste sie diesen schon längst auswendig.

Sie nickte wissend. ,,Und nun...gehen sie nachhause?," fragte sie mich. ,,Ja, ich dachte ich nehme mir mal eine Pause...," versuchte ich mich etwas ungeschickt zu erklären, doch sie hob nur lächelnd die Hände um mich somit zum Schweigen zu bringen.

,,Keine Erklärungen bitte. Sie sind frei zu gehen, wann immer Sie wollen," sie blickte kurz auf die Uhr, welche über der Ausgangstür hing, ,,vorallem wenn Sie Ihre Schicht schon  vor einer Stunde beendet haben," fügte sie schmunzelnd hin zu. ,,Machen Sie sich einen schönen Abend," sagte sie noch, bevor sie sich zum gehen abwandte.

,,Danke, gleichfalls," erwiderte ich noch schnell, bevor sie durch die Bürotür verschwand. Schnell stülpte ich mir noch meine Mütze über und verschwand aus dem Gebäude, ehe mich noch einer meiner Kollegen sehen und gratulieren wollten. Ich konnte es nicht ausstehen wenn man mir für so etwas selbstverständliches gratulierte.



Zuhause angekommen ließ ich mich erschöpft in mein Bett sinken. Es ist nicht so, als wäre mein Arbeitstag anstrengend gewesen, die wirkliche Anstrengung war eigentlich die, den Reporten zu umgehen, welche mich nach meinem heutigen "Erfolg" zu einem Interview bitten wollten.

Es ist nicht so, als würde ich mich der Presse ganz enthalten, ich gebe häufig Interviews und beantworte bei denen meist sogar persönliche Fragen, jedoch hätte ich gerne meine Ruhe, wenn ich mal nicht zugestimmt habe ein Interview zu halten. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich das letzte mal in ein Straßencafè gegangen bin und sich nicht mindestens eine Person zu mir umgedreht hatte und freudig meinen Namen gerufen hatte.

Gelangweilt blickte ich die Wand an. Nach einen Blick auf die Uhr, sah ich das es erst 19:00 war, stand jedoch trotzdem auf, um mich Bett fertig zu machen. Ich war nicht ein mal Müde, aber ich wollte nicht einfach nur da liegen und nichts tun, dann könnte ich genauso gut gleich schlafen.


MasksWo Geschichten leben. Entdecke jetzt